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Ukrainische Soldaten fahren mit einem Boot auf dem Fluss Dnipro an der Frontlinie in der Nähe von Cherson (Archivfoto).

© dpa/Felipe Dana

Ukraine-Invasion, Tag 845: Vor diesen Schwierigkeiten stehen die ukrainischen Spezialeinheuiten auf dem Dnipro

Neues EU-Sanktionspaket gegen Russland, mehrere Anlagen der Energieversorgung in der Ukraine bei russischem Luftangriff getroffen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Nach Wolga und Donau ist der Dnipro der drittlängste Fluss Europas. Auf einer Strecke von mehr als 1000 Kilometern trennt er die Ukraine in zwei Hälften – und an manchen Orten trennt er auch russisches und ukrainisches Militär. „The Times“ hat ukrainische Spezialeinheiten begleitet, die auf dem Dnipro im Einsatz sind. (Quelle hier)

Fast 1000 ukrainische Soldaten haben seit Kriegsbeginn in Großbritannien eine Spezialausbildung erhalten. Sie lernten, wie sie sich mit schwerem Kampfgepäck über Wasser halten oder wie sie reagieren müssen, wenn ein Boot kentert. Die wenigsten dieser Männer sind heute noch am Leben, berichtet der stellvertretende Kommandeur Bassoon.

Der Einsatz auf dem Wasser gehört zu den tödlichsten im Krieg. Das liegt auch daran, dass Verwundete kaum erreichbar sind. „Wenn man im Donbass kämpft, liegt Land hinter einem“, erzählt ein Soldat mit dem Pseudonym Fagott. „Aber hier gibt es nur Wasser. Du hast ständig das Gefühl, dass die Russen versuchen, dich zu ertränken.“

Auch die Versorgung ist kompliziert. Gerade im Mündungsgebiet rund um die Stadt Cherson, wo es manchmal um die Rückeroberung oder Verteidigung kleiner Flussinseln geht. Wasser, Nahrung und Munition müssen dort mit Drohnen von einem zum anderen Ufer gebracht werden. 

Anfänglich hatten die ukrainischen Spezialeinheiten Hoffnung, im Süden des Landes ganze Gebiete zurückerobern zu können. Inzwischen herrscht meist Ernüchterung. Jeder Einsatz braucht lange Planung und Vorbereitung. „Und egal wie viele russische Drohnen wir zerstören, es kommen immer welche nach“, erzählt Bassoon. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die EU-Staaten haben sich auf ein neues Paket mit Sanktionen gegen Russland verständigt. Mit den geplanten Strafmaßnahmen soll insbesondere gegen die Umgehung von bereits bestehenden Sanktionen vorgegangen werden. Mehr hier.
  • Ein schwerer russischer Luftangriff hat nach Kiewer Angaben mehrere Anlagen der Energieversorgung in der Ukraine getroffen. Der staatliche Energieversorger Ukrenergo berichtete am Donnerstagmorgen von Schäden in den Gebieten Winnyzja, Dnipropetrowsk, Donezk und Kiew. Mehr hier.
  • In einer aufwändigen Evakuierungsaktion sind zwei Belugawale aus der umkämpften ukrainischen Region Charkiw nach Spanien gebracht worden. Die beiden Meeressäuger im Alter von 14 und 15 Jahren seien am Dienstagabend nach einer „zermürbenden Reise“ in Valencia eingetroffen. Mehr hier.
  • Der bekannte Kremlkritiker Wladimir Kara-Mursa ist seinem langjährigen Anwalt zufolge in einer sibirischen Strafkolonie für sechs Monate in eine Zelle mit erschwerten Haftbedingungen verlegt worden. Formaler Grund der Bestrafung sei gewesen, dass er seine Hände für einige Sekunden vom Rücken genommen habe, um seine Mütze an ihren vorgeschriebenen Platz zu legen, schrieb Kara-Mursas ehemaliger Anwalt Wadim Prochorow. Mehr hier.
  • Die US-amerikanische Regierung hat sich offenbar dazu entschlossen, alle laufenden Aufträge für Luftabwehrsysteme des Typs „Patriot“ sowie für Abfangraketen zu stoppen. Demnach sollen die offenen Aufträge aus unterschiedlichen Ländern direkt an die Ukraine weitergeleitet werden, bis diese über genügend Mittel verfüge, um sich selbst gegen russische Luftangriffe zu verteidigen. Mehr im Liveblog.
  • Das Nato-Land Rumänien überlässt der von Russland angegriffenen Ukraine ein Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot. Dies entschied der oberste Verteidigungsrat des Landes (CSAT) auf seiner Sitzung am Donnerstag, wie das Amt von Staatspräsident Klaus Iohannis mitteilte. 
  • Mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich im Nachbarland Polen einer Umfrage zufolge die Stimmung gegenüber den Flüchtlingen verschlechtert. Zwar findet immer noch eine überwältigende Mehrheit von 78 Prozent der Befragten, dass Polen flüchtende Ukrainer aufnehmen soll, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie von Sozialwissenschaftlern der Universität Warschau ergab. 
  • Die Ukraine und die Europäische Kommission verlängern ihr Abkommen über Ausnahmen im Güterverkehr. Damit könnten ukrainische Spediteure für ein weiteres Jahr Waren ohne vorherige Genehmigung in die EU einführen, schreibt der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal auf X.
  • Die Ukraine setzt nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums ihren Gegner Russland mit Drohnenangriffen auf dessen Militärflugplätze unter Druck. Die Briten zählten dazu erfolgreiche Angriffe in jüngster Zeit auf die Fliegerhorste Mosdok, Achtubinsk und Morosowsk im Süden Russlands. 
  • In Russland hat ein Prozess gegen die russisch-amerikanische Doppelstaatlerin Ksenia Karelina wegen „Verrats“ begonnen. Die 32-jährige Karelina, die in Kalifornien in den USA lebte, stand am Donnerstag in der russischen Stadt Jekaterinburg vor Gericht.
  • Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat Südkorea für die gemeinsame Haltung im Ukraine-Krieg gedankt. Er lobte das Land bei einem Besuch in der Hauptstadt Seoul am Donnerstag als Wertepartner, der sich „klar auf die Seite der Freiheit und der liberalen Demokratien gestellt hat, die Sanktionen im Wesentlichen immer übernimmt und das auch in Zukunft tun wird“. 

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