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Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, und seine Frau Olena Selenska treffen bei der offiziellen internationalen Zeremonie zum 80. Jahrestag des D-Day am Omaha Beach in der Normandie ein (Archivbild).

© dpa/AP/Virginia Mayo

Ukraine-Invasion, Tag 846: Olena Selenska spricht über ihre Ängste und Hoffnungen im Krieg

Ukraine meldet Großangriff mit Drohnen auf russische Ziele + Kiew lehnt direkte Gespräche mit Moskau ab + Russland entwickelt wohl neue Atomwaffen + Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer ist es nicht nur Präsident Wolodymyr Selenskyj, der Hoffnung und Trost spendet, sondern auch seine Frau Olena Selenska. In einem Interview mit „The Telegraph“ hat sie nun Einblicke in ihr Seelenleben gegeben.

„Es gibt Momente, in denen ich das Gefühl habe, einem Burnout nahe zu sein“, erzählt die 46-Jährige. Seit Beginn der Invasion lebt sie von ihrem Mann getrennt. Er hält sich meist im Präsidentenpalast auf, sie lebt mit den beiden Kindern an einem unbekannten Ort. Gerade auch für die versucht sie stark zu bleiben. „Kinder schauen immer zu ihren Eltern auf und sie müssen wissen, dass alles gut wird.“ Nur ein paar Mal habe sie sich erlaubt zu weinen, so Selenska.

Doch die Angst begleitet sie jeden Tag. „Ich versuche nicht über die schrecklichsten Dinge nachzudenken, denn das ist einfach nicht hilfreich.“ Sie meidet gerade am Abend die Nachrichten oder soziale Medien. „Und wenn die Angst zu groß wird, muss ich mich körperlich beschäftigen und etwas tun.“

So schwierig die persönliche Situation auch sein mag, sagt Olena Selenska, könne sie ihren Mann ja immerhin noch regelmäßig sehen. „Viele Familien sind dauerhaft zerrissen. Für viele Frauen vergehen manchmal Monate, ohne zu wissen, wo ihre Liebsten sind.“ Der Durchhaltewillen ihre Landsleute sei auch für sie eine große Inspiration.

Schließlich hat sie noch einen Appell an den Westen: „Wir hoffen, dass keine Müdigkeit bei der Unterstützung einsetzt, denn unsere Existenz hängt davon ab.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • In Frankfurt am Main sind drei Männer festgenommen worden, die für einen ausländischen Geheimdienst in Deutschland Informationen über einen aus der Ukraine stammenden Menschen gesammelt haben sollen. Die drei Beschuldigten, die aus Armenien, Russland und der Ukraine stammen, sitzen in Untersuchungshaft. Mehr hier
  • Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Großangriff mit Langstrecken-Drohnen vier Ölraffinerien sowie Radarstationen und andere militärische Ziele im Süden Russlands getroffen. „Unbemannte Flugzeuge haben die Ölraffinerien von Afipsky, Ilsky, Krasnodar und Astrachan angegriffen“, teilte das ukrainische Militär auf dem Kurznachrichtendienst Telegram am Freitag mit. Mehr hier
  • Die US-Behörden haben das Antivirenprogramm der russischen Firma Kaspersky verboten. „Kaspersky wird unter anderem nicht mehr in der Lage sein, seine Software in den Vereinigten Staaten zu verkaufen und Updates für bereits im Einsatz befindliche Software bereitzustellen“, teilte das US-Handelsministerium mit. Mehr hier
  • Ein russisches Militärgericht hat eine Ukrainerin zu zwölf Jahren Haft verurteilt, die in Moskau gegen die Offensive in der Ukraine protestiert haben soll. Wie das russische Ermittlungskomitee am Freitag mitteilte, hatte die Frau im Mai 2023 Ballons mit der Fahne der „Legion Freiheit Russlands“ steigen lassen. Mehr im Liveblog
  • Bei einem russischen Luftangriff mit einer Lenkbombe sind in einem Wohngebiet der ostukrainischen Stadt Selydowe Behördenangaben zufolge zwei Menschen getötet worden. Drei weitere Menschen seien verletzt worden, teilt die Staatsanwaltschaft der Region Donezk mit.
  • Im Fall des Angriffs auf den kasachischen Oppositionellen Aidos Sadykov am 18. Juli sind nun zwei kasachische Staatsbürger in Kiew verhaftet worden. Dies berichtet das Büro des Generalstaatsanwalts. Die ukrainischen Strafverfolgungsbehörden haben die Angreifer identifiziert. Gegen sie wurde eine Anzeige wegen des Verdachts auf Totschlag erstattet.
  • Russland versucht offenbar mit verschiedenen Taktiken, Schwachstellen in der ukrainischen Luftverteidigung zu finden. „Russland hat den Einsatz von gelenkten Luftangriffen auf Städte an der Front verstärkt“, sagte Ilja Jewlasch, Sprecher der Luftwaffe, während eines Telethons.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat klargestellt, dass Kiew keine direkten Kontakte mit Russland anstrebt. Eine Teilnahme Russlands am zweiten Friedensgipfel im Format des „Körner-Deals“ hält Dmytro Kuleba jedoch für möglich, sagte er in einer Sendung des United News Telethon.
  • Die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldau können wie geplant am Dienstag beginnen. Die Mitgliedsländer besiegelten am Freitag in Luxemburg eine Grundsatzeinigung aus der vergangenen Woche, wie es vom belgischen EU-Ratsvorsitz hieß.
  • Russlands enger Verbündeter Belarus hat ein größeres Militärmanöver begonnen. Das Verteidigungsministerium in Minsk machte am Freitag keine Angaben zur Zahl der eingesetzten Soldaten und Technik.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat mögliche Änderungen der russischen Atomdoktrin mit einer angeblich niedrigeren Hemmschwelle westlicher Staaten beim Einsatz von Atomwaffen begründet. „Speziell werden atomare Bomben mit geringer Sprengkraft entwickelt“, sagte der Kremlchef bei einer Pressekonferenz.

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