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Der englische Musiker Dave Kusworth, 1960-2020

© Glitterhouse/promo

Zum Tod von Dave Kusworth: Für immer Rock'n'Roll

Der Glamour von kleinen Clubs und Hinterzimmern: Der britische Rockmusiker und Jacobites-Mastermind Dave Kusworth ist gestorben. Ein Nachruf.

Ob sich für ihn das Leben, jeder Tag auf Erden, auch wie ewige Sommerferien anfühlte, so wie es sein langjähriger Kompagnon Nikki Sudden einmal zugegeben hat?

Den Eindruck konnte man bekommen bei Treffen mit dem britischen Rockmusiker Dave Kusworth, wenn er freudestrahlend und drogenbeseelt seine Interviewpartner innigst umarmte, ohne sie jemals vorher gesehen zu haben.

In puncto Erfolg und Karriere allerdings hat es der Rock’n’Roll mit Dave Kusworth nicht so gut gemeint, was ihm wiederum nur am Rande etwas auszumachen schien.

Seine große Zeit waren die achtziger Jahre, als er mit dem vier Jahre älteren Nikki Sudden und dessen Bruder Epic Soundtracks die Band The Jacobites gründete und zwei zumindest in Indie- Kreisen legendäre Alben aufnahm, das selbst betitelte Debüt und „Robespierre’s Velvet Basement".

Sein Style war der von Keith Richards in den frühen 70ern

Die Songs darauf sind schwer von den sechziger Jahren inspiriert, von Bands wie den Faces, den Byrds oder Velvet Underground, voller Melodien, mit viel Twing und Twang, sehnsuchtsvoll schmachtend, romantisch;Songs über Herzen, die wie Blumen sind, über verlorene Lieben in irgendwelchen kleinen Städten, über den Regen, der Freiheit bedeutet.

Auch der Style von Sudden und Kusworth war ganz den Sixties nachgebildet. Beide sahen aus wie die jüngeren Brüder von Keith Richards mit ihren spindeldürren Körpern, die sie in enge samtene Anzüge zwängten, dazu Paisley-Hemden, Paisley-Halstücher und spitze schwarze Schuhe, die Augen schön mit Kajal umrandet.

In der Blütezeit des Indierocks in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren waren die Jacobites zwar keine Chartsstürmer, aber sie genossen einen gewissen Ruhm.

Rock’n’ Roll bedeutete für den 1960 in Birmingham geborenen Kusworth Freiheit, er war ein Rock’n’Roll-Gläubiger. Das bedeutete für ihn auch, in allerkleinsten Clubs aufzutreten, in deren Hinterzimmern zu nächtigen oder Interviews mit Sudden und anderen Bandmitgliedern in Charlottenburger Einzimmerwohnungen zu geben.

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Glamourös war Dave Kusworth selbst, sein Rock’n’Roll-Leben – was brauchte es da noch ein glamouröses Umfeld? Er und Sudden trennten sich wieder, fanden erneut zusammen – in den neunziger Jahren gab es zwei weitere Jacobites-Alben – und Kusworth gründete weitere Bands, vor allem die Bounty Hunters.

Musikalisch blieb er sich treu, was die Welt naturgemäß nicht belohnte, mit aus der Zeit gefallenen, unregelmäßig erscheinenden Alben und wunderschönen Songs wie „Princess Thousand Beauty“ oder „Tell Me About Your Love“.

Die ewigen Sommerferien, sie haben den Gebrüdern Sudden und Soundtracks schon nicht gutgetan. Der eine, Soundtracks, starb im Alter von 37 Jahren an einer Überdosis, der andere 49-jährig an einem Herzinfarkt nach einem Auftritt in der New Yorker Knitting Factory. Nun hat auch Dave Kusworth seinem Rock’n’Roll-Leben Tribut zollen müssen. Wie seine Freundin auf Facebook mitteilte, ist er in der Nacht von vergangenem Freitag auf Samstag im Schlaf gestorben. Dave Kusworth wurde 60 Jahre alt.

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