Abschlussfeier an Uni Potsdam: Verteidigungsminister Pistorius wirbt für mehr Mut und Engagement
Ein Bundesverteidigungsminister als Festredner bei der Uni Potsdam? Ungewöhnlich, doch Boris Pistorius machte keine Werbung für die Bundeswehr.
Mehr Optimismus wagen – so könnte man die Botschaft von Boris Pistorius (SPD) für die Absolventinnen und Absolventen der Universität Potsdam zusammenfassen, die am Donnerstag vor der Kolonnade am Neuen Palais offiziell verabschiedet wurden.
Der Bundesverteidigungsminister hielt die offizielle Festrede der Abschlussfeier, an der neben rund 700 Absolventinnen und Absolventen auch rund 1000 Angehörige und weitere Gäste teilnahmen.
Verteidigungsminister Pistorius: „Aufgeben ist keine Option“
Klimawandel, Corona, Russlands Angriffskrieg – die Zeiten seien unsicher und voller Krisen, so Pistorius: „Vielleicht führt das dazu, dass der eine oder die andere von Ihnen mit Verunsicherung oder Pessimismus in die Zukunft schaut.“ Er erinnerte daran, dass auch frühere Generationen mit großen Herausforderungen hatten fertigwerden müssen – mal besser, mal schlechter. „Aufgeben ist keine Option“ – so das Fazit des Bundesverteidigungsministers.
Angesichts vieler Konflikte in der Welt sei es wichtig, dass die Absolventinnen und Absolventen sich in die Gesellschaft einbringen, „um das Land nicht denen zu überlassen, die es zerstören wollen“, sagte Pistorius. Wie wichtig das sei, habe er bei seinen Besuchen in der Ukraine erlebt, wo er viele Menschen getroffen habe, die sich dort für eine bessere, demokratische Zukunft einsetzen würden. „Daran sollten auch wir uns ein Beispiel nehmen“, sagte er.
Wer erwartet hatte, dass der Verteidigungsminister seine Rede nutzen würde, um Werbung für die Bundeswehr zu machen, lag daneben: Pistorius erwähnte zwar, dass ihn die Abschlussfeier daran erinnere, dass er vergangenen Samstag in München 650 Leutnantinnen und Leutnante bei einer Festveranstaltung befördert habe, sprach ansonsten aber eher allgemein über Werte wie Mut und Offenheit.
Schon 2023 hielt ein Militärexperte die Abschlussrede
Dass ein Verteidigungsminister an einer Universität eine Festrede hält, wäre zu meiner Studienzeit in den 80er Jahren nicht denkbar gewesen.
Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam
„Dass ein Verteidigungsminister an einer Universität eine Festrede hält, wäre zu meiner Studienzeit in den 80er Jahren nicht denkbar gewesen“, sagte Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam in seinem Grußwort. Pistorius pflichtete dem bei – für ihn sei es das erste Mal, dass er eine solche Rede an einer Universität halte. Es ist schon das zweite Jahr in Folge, dass die Festrede bei der Abschlussfeier von einem Militärexperten gehalten wird – 2023 war es Sönke Neitzel, der Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte an der Uni Potsdam. Neitzel war es auch, der Pistorius als Festredner für die diesjährige Abschlussfeier eingeladen hat.
Auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) ermunterte die Absolventinnen und Absolventen, ihre neugewonnene Freiheit zu nutzen: „Mit der Freiheit geht auch Verantwortung einher. Und Verantwortung zu übernehmen, bedeutet, reflektiert zu handeln“, sagte Schüle. „In Zeiten multipler Krisen und überhitzter Diskurse kann ein forschungs- und faktenbasierter Zugang zu Themen helfen.“
Neben der Ehrung der Jahrgangsbesten der einzelnen Fakultäten werden bei der Abschlussfeier mehrere Preise und Auszeichnungen verliehen: Lars Masanneck erhielt den von der Universitätsgesellschaft Potsdam e. V. gestifteten Absolventenpreis für die beste Abschlussarbeit im Masterstudium Digital Health.
Der Preis der Universitätsgesellschaft für die beste Dissertation 2023 ging an die Juristin Lina Schauer, die sich in ihrer Arbeit mit dem Reputationsschutz auf Online-Plattformen beschäftigt hat. Ekaterina Artemeva wurde mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender ausgezeichnet: „Sie studiert seit 2022 den Master ‚Linguistics: Empirical and Theoretical Foundations‘ und verbindet auf herausragende Weise akademische Leistungen mit sozialem Engagement“, hieß es in der Begründung.
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