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Lobzhanidze und Georgien waren dicht dran am 2:1.

© REUTERS/ANNEGRET HILSE

Georgien holt einen Punkt gegen Tschechien: Das Wunder knapp verpasst

Georgien ist der große Underdog bei diesem Turnier. Doch so tritt das Team nicht auf. Gegen Tschechien vergeben sie in der letzten Sekunde die riesige Chance zum Sieg.

Den Glauben konnte ihnen schon am Anfang des Tages keiner nehmen. „Gaumar…Dschoß! Dschoß! Dschoß!“, skandierten einige Georgien-Fans, als sie am frühen Nachmittag durch die Toren des Hamburger Volksparkstadions gingen. Gaumardschoß, das heißt „Prost“ auf Deutsch. Oder direkt übersetzt: „Auf den Sieg!“

So weit kam es am Ende nicht. Trotz zwischenzeitlicher Führung kam Georgien am Sonnabend nicht über ein 1:1 gegen Tschechien hinaus. Damit hat der EM-Neuling nun den ersten Turnierpunkt seiner Fußballgeschichte, steht aber trotzdem wohl vor dem Aus in der Vorrunde. Um gegen Portugal ins Achtelfinale zu ziehen, brauchen sie ein kleines Wunder.

Träumen werden sie bis zum Ende trotzdem, denn wie schon beim 1:3 gegen die Türkei hat diese Mannschaft erneut gezeigt, wozu sie fähig ist. Gegen Tschechien war sie wieder über lange Strecken ebenbürtig und ließen ihre Fans mit jeder Menge Stolz nach Hause gehen.

„Wir wollen ganz Europa unser Land, unsere Flagge und unsere Sprache bekannt machen“, sagte Georgien-Fan Levan aus Tiflis, der drei Stunden vor Anpfiff am S-Bahnhof Stellingen mit hunderten anderen die Nationalhymne mitsang. Das gelang ihnen auch, denn anders als in Dortmund gegen die Türkei waren die Georgier hier klar in der Überzahl.

Georgien gegen Georgien auf der Playstation

Vom Hauptbahnhof bis zum Volksparkstadion war Hamburg vor dem Spiel weiß-rot gefärbt. Von dem zusätzlichen Blau der Tschechen war kaum eine Spur. Sogar im Medienzentrum standen vier Journalisten in Georgien-Trikots vor einem Bildschirm, wo sie Georgien gegen Georgien auf der Playstation spielten.

Im echten Leben hatte Willy Sagnols Team aber tatsächlich einen Gegner, gegen den sie in der ersten Hälfte oft tapfer verteidigen mussten. Immer wieder scheiterten die Tschechen an Torwart Giorgi Mamardashvili, der erneut neben Dribbelkünstler Khvicha Kvaratskhelia überragte.

In der 23. Minute war aber auch Mamardashvili hilflos, als Tschechien den Ball endlich durch Leverkusens Adam Hlozek ins Netz flipperte. Retten konnte Georgien diesmal nur der VAR, der ein Handspiel beim Abschluss aufdeckte.

Das sollte nicht der letzte entscheidende Eingriff des Videoschiedsrichters sein. Kurz vor der Pause hatte Georgiens Kapitän Guram Kashia eine große Chance liegengelassen und raufte sich die Haare. Doch er tat das nur kurz: Erneut war eine tschechische Hand im Spiel, diesmal mit einem Elfmeter als Folge. Georges Mikautadze, der schon im ersten Spiel gegen die Türkei getroffen hatte, verwandelte sicher.

Eine halbe Stunde lang schwebten die Georgier dann in ihrer Traumwelt, bis Patrik Schick bei einer schlecht verteidigten Ecke zum 1:1 ausglich. Die Fans ließen sich davon nicht entmutigen. Auch als Tschechien in der Schlussphase wieder überlegen wurde, glaubten sie weiterhin lautstark an das Wunder.

In der letzten Sekunde vollbrachten sie das fast auch. Am Ende der Nachspielzeit gab es noch einen Konter für die Außenseiter. Saba Lobzhanidze, der zuvor für Kvaratskhelia eingewechselt worden war, stand dann plötzlich frei vor dem Torwart. Doch der Ball flog in den Himmel.

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