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Wer sollte etwas dagegen haben, mit möglichst vielen Menschen in Austausch über Wissenschaft zu treten, etwa bei Langen Nächten der Wissenschaft. Das Problem: nicht alle werden erreicht. 

© David Ausserhofer

„Besser wissen“: Die Untoten der Wissenschaftskommunikation

Möglichst viele Menschen sollen für das Thema Wissen begeistert werden, das ist der Konsens. Wissenschaftsorte erreichen aber nicht alle. Das reproduziert nicht nur Ungerechtigkeiten.

Alle reden davon, wie wir in unserer Wissensgesellschaft möglichst viele Menschen für das Thema Wissen begeistern. Damit wir alle ein irgendwie klügeres, besseres Leben führen können, so zumindest das hehre Ziel.

Aber Moment, wer ist „wir alle“? Dieses „wir alle“, gerne auch „die allgemeine Öffentlichkeit“ genannt, ist ein Zombie der Wissenschaftskommunikation, ein Wiedergänger, der sich durch viele Verlautbarungen schleicht.

Kaum ein Museum, kaum ein Forschungsprojekt, das nicht „uns alle“ erreichen und damit Öffentlichkeit herstellen will. Wissen soll über uns ausgegossen werden, Weisheit für die ganze Welt! Juhu. Was kann daran schlecht sein?

Nun, die Idee ist nicht schlecht. Wer sollte etwas dagegen haben, mit möglichst vielen Menschen in Austausch über Wissenschaft zu treten – in Museen, bei Langen Nächten der Wissenschaft, auf YouTube. Das Problem ist nur, dass längst nicht alle erreicht werden.

Wissenschaft mit Unterhaltungsfaktor: Viele Menschen fühlen sich nicht durch Science Slams angesprochen.

© Foto: Gesine Born

Auch wenn sich einiges in Sachen Inklusion getan hat, fühlen sich doch viele Menschen nicht durch Science Slams angesprochen, finden nicht den Weg zum Tag der Offenen Tür an der Uni, lesen nicht den Wissensteil der Tageszeitung. Und da nicht alle erreicht werden, kann auch nur eine eingeschränkte Öffentlichkeit hergestellt werden.

Die Gründe für Exklusion sind vielfältig: zu hohe Kosten, oder nicht wirklich einladende Einladungen (die nur Insider begreifen), oder eine abschreckende Sprache (die deutlich macht, dass sich hier der Club der Wissenschaftsinteressierten trifft).

Viele Wissenschaftsorte richten sich immer noch an Menschen, die sowieso interessiert sind und selbstverständlich ins Museum marschieren. Die anderen werden bewusst oder unbewusst vergessen.

Problematisch ist das aus drei Gründen: Erstens ist es immer schlecht, so zu tun, als täte man etwas, was man gar nicht tut. Zweitens ist eine Öffentlichkeit, die nicht alle Stimmen einbezieht, eine verzerrte Öffentlichkeit. Und drittens: Wer nicht offen für alle ist, reproduziert Ungerechtigkeiten. Dabei ist doch die Wissenschaft für alle da. Nur so bekommt sie ihre besten Ideen. Nämlich von uns allen.

In dieser Kolumne schreiben Annette Leßmöllmann und Holger Wormer im Wechsel darüber, wie Wissen aus der Wissenschaft allen nahe gebracht werden kann.

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