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Zwei Studenten lernen an einem Tisch im Lichthof der Technischen Universität Berlin.

© TU Pressestelle

Hochschulen in Berlin: TU schließt linkes Studierendencafé

Die "Zwille", ein studentisches Café mit Projektraum, wurde von der TU-Leitung geschlossen. Die Studierenden weisen Vorwürfe zurück.

Zwei Wochen nach der polizeilichen Räumung des besetzten Audimax der Technischen Universität beklagen Studierende erneut einen „Raumentzug“. Diesmal geht es um das Café „Zwille“ im Dachgeschoss des Z-Gebäudes auf dem Campus an der Fasanenstraße. Am Freitag wurde den Betreibern vom Leiter des TU-Gebäudemanagements die Schließung mitgeteilt, die Schlösser wurden sofort ausgetauscht.

In einem Schreiben ist von Beschwerden anderer Nutzer des Hauses wegen „erheblicher Lärmbelästigung“ die Rede, von „Verschmutzung“ der Räume und der Toiletten im Gebäude. Die Zwille habe Personen dort übernachten lassen. Es sei zu „Gefährdung durch Glasbruch“ gekommen.

Logo mit Steinschleuder und schwarzem Anarchostern

Die Betreiber der Zwille verstehen sich als „studentische Vereinigung zur Förderung des studentischen Lebens und des Austausches zwischen den verschiedenen Status- und Gesellschaftsgruppen“. Das Logo der Initiative zeigt eine Steinschleuder vor einem schwarzen Anarchostern, ein Hinweis auf ihren Ursprung im linksautonomen Spektrum.

Zwei Mitglieder des Zwille-Teams wiesen am Montag die Vorwürfe zurück. Die ihnen von der TU seit 2009 überlassenen Räume würden unter anderem für Projektwerkstätten und Deutschkurse des studentischen Vereins Multitude für Geflüchtete genutzt. Man lasse niemanden „übernachten“, allenfalls hätten Lerngruppen bis in die Morgenstunden getagt oder „angemeldete Veranstaltungen“ spät geendet.

Schließung "ohne Vorwarnung"

Probleme gebe es mit Obdachlosen, die versuchten im Treppenhaus zu übernachten. Deswegen sei aber wiederholt der TU-Security kontaktiert worden. Den "Glasbruch" habe man selber beim Gebäudemanagement gemeldet: Er sei durch ein bei einem Einbruchsversuch eingeschlagenes Fenster verursacht worden.

Beschwerden seien zuvor nicht an sie herangetragen worden, sagen die Zwille-Vertreterinnen. Die Schließung sei am Freitag „ohne Vorwarnung“ erfolgt.

Die „aktive Studierendenschaft“ der TU fordert das Präsidium auf, der Zwille die Räume zurückzugeben. „Anderes Verhalten betrachten wir als Wort- und Vertrauensbruch“, heißt es. Gemeint ist eine Erklärung des Akademischen Senats vom vergangenen Mittwoch, mit der das Gremium unter Vorsitz von TU-Präsident Christian Thomsen wie berichtet „an alle Beteiligten“ appellierte „mit Blick auf die Besetzung und die Räumung des Audimax“ künftig „Zurückhaltung und Augenmaß zu bewahren“.

TU-Leitung bietet andere Räume für Deutschkurse an

Die TU-Leitung begründete die Schließung am Montag mit „erhöhter Brandgefahr“ durch unsachgemäß verlegte Kabel. Die Deutschkurse könnten in anderen TU-Räumen weitergeführt werden. Auch für weitere Angebote sollten Lösungen gefunden werden. Angekündigt wird ein Runder Tisch zu studentischen Räumen.

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