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Ausschnitte aus Videos der Aktion #Allesdichtmachen.

© dpa

In eigener Sache: Unsere Berichterstattung zu #allesdichtmachen

Unsere Berichterstattung zu #allesdichtmachen hat eine Kontroverse ausgelöst. Wie die Redaktion darüber diskutiert – und was wir hätten anders machen sollen.

Die Aktion #allesdichtmachen hat eine kontroverse Debatte um die Meinungs- und Kunstfreiheit ausgelöst. Als die Videos veröffentlicht wurden, fragten sich Redakteure: Gab es eine zentrale Organisation – mit welchem Interesse?

Mehrere Kollegen recherchierten, es entstanden zwei Texte (nachzulesen hier und hier), die die zentrale Rolle des „Tatort“-Regisseurs Dietrich Brüggemann zeigten. Die Redakteure fanden auch Hinweise, dass der „1bis19“-Initiator Paul Brandenburg zu den Organisatoren des Projekts gehören könnte, was er dementiert.

Unsere Recherchen haben neue Hintergründe aufgezeigt - wir haben aber auch Fehler gemacht

Diese Recherchen haben zahlreiche neue Hintergründe aufgezeigt, wurden vielfältig zitiert und wir führen sie weiter. Allerdings sind uns dabei auch handwerkliche Fehler unterlaufen, für die wir um Entschuldigung bitten. Paul Brandenburg ist mehrfach in alternativen Medien aufgetreten, die auch Verbindungen zur Querdenker-Szene haben. Wir haben ihn mit Äußerungen aus diesen Auftritten zitiert und diese als „antidemokratisch“ bezeichnet. Dieser Begriff ist durch Brandenburgs Äußerungen nicht gedeckt. Online haben wir das korrigiert. Zudem haben wir Paul Brandenburg vor der Publikation nicht um eine Stellungnahme gebeten – eigentlich ein journalistisches Muss.

Was ist das "Recherchenetzwerk Antischwurbler"?

Hinterfragt wurde auch unsere Zusammenarbeit mit dem „Recherchenetzwerk Antischwurbler“ zum Text „Das Netzwerk hinter #allesdichtmachen“. Viele Leserinnen und Leser haben uns gefragt, wer sich dahinter verbirgt. Das Netzwerk ist eine Gruppe von derzeit acht Personen. Darunter befinden sich mehrere, die im vergangenen Jahr zunächst selbst Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen besucht haben, dort nach eigener Aussage über die Zusammensetzung der Teilnehmer erschraken. Zunehmend seien Symbole von Verschwörungsgläubigen und antisemitische Codes aufgetaucht, dazu Holocaustleugner, AfD-Politiker und Rechtsextreme.

Gemeinsam mit einer befreundeten Journalistin entschlossen sie sich, ihre Vernetzung in der Szene, etwa in einschlägigen Telegram-Kanälen, zu nutzen, um Organisationsstrukturen und extremistische Tendenzen in der Szene zu recherchieren und zu dokumentieren. Mittlerweile sammeln acht Personen gemeinsam Informationen – neben zwei Journalisten gehören zu der Gruppe auch eine Ärztin und ein Lehrer. Nachdem der Tagesspiegel eine erste Recherche zur Entstehung der Aktion „#allesdichtmachen“ veröffentlicht hatte, wandte sich das Netzwerk an uns und bot eine Zusammenarbeit an. Aus Angst vor Racheakten aus der Szene möchten alle Mitglieder anonym bleiben, die Identitäten mehrerer Initiatoren sind der Redaktion aber bekannt.

Diskutieren Sie mit uns und stellen Sie Ihre Fragen!

In der Redaktion haben wir viel über unsere Berichterstattung diskutiert. Wir würden uns sehr freuen, auch mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Am Dienstag, 11. Mai um 19 Uhr möchten wir diese Debatte bei einer neuen Ausgabe von „Tagesspiegel Live“ weiterführen. Weitere Informationen und den Link zum Live-Stream finden Sie hier.

Zu Gast sind der Autor und Tagesspiegel-Kolumnist Harald Martenstein, Joachim Huber, verantwortlich für die Medienseiten, Sascha Karberg, Leiter der Tagesspiegel-Wissensredaktion, und der Notfallmediziner Paul Brandenburg, Kopf der Initiative „1bis19“, die die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung kritisiert. Es moderiert Anna Sauerbrey, stellvertretende Chefredakteurin. Diskutieren Sie mit uns!

der Chefredaktion des Tagesspiegel

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