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Künstlerin und Filmemacherin Hai Anh Trieu

© Vo Thi Mai Trang

„An erster Stelle steht die Liebe!“: Filmemacherin Hai Anh Trieu sucht am Wochenende in Berlin Heilung und Kokosreis

Hai Anh Trieu bemüht sich, die Generation der vietnamesischen Vertragsarbeiter zu knacken. Für die harte Arbeit belohnt sie sich mit einem entspannenden Klangbad und Love-Deluxe-Essen.

Die Liebe, die alle verbindet, das ist, was die Künstlerin, Filmemacherin und Autorin Hai Anh Trieu interessiert. „Jede Generation macht, was sie leisten kann. Die nächste Generation, der es besser geht, kann dann etwas anderes leisten“, sagt sie in einem Gespräch zum Filmfestival Max-Ophüls-Preis, zu dem sie mit ihrem Kurzfilm „I loved You first“ eingeladen war.

Selbst mit ihrem ersten Kind schwanger, entwickelte die Autodidaktin einen Film über die Traumata vietnamesischer Vertragsarbeiter, einer Suche nach verschwommenen Teilen der eigenen Biografie, die häufig von den Erzählungen anderer (und deren Auslassungen) geprägt sei.

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Hai Anh Trieus Eltern flohen kurz nach der Wende von der Tschechoslowakei durch den Bayrischen Wald nach Deutschland. Anhs Mutter war schwanger mit ihr, was als Vertragsbruch galt und Abschiebung bedeutet hätte.

Mit der Vorbereitung auf den Film und der baldigen Ankunft der „Dritten Generation“ wurde erstmals ein sehr offenes Gespräch zwischen Hai Anh Trieu und ihrer Mutter möglich, das ihr Verhältnis nachhaltig veränderte.

Das Sprechen über Traumata bei unterschiedlichen Erfahrungshorizonten ist eine Voraussetzung für Heilung, die für Hai Anh Trieu so wichtig ist – und Thema der Veranstaltungsreihe „On(going) Trauma“, bei der sie als Co-Kuratorin und Moderatorin mitwirkt. ipa

1 Das „On(going) Trauma“ heilen

In Pham Minh Ducs Kunstprojekt „A bucket full of stories“ steht jedes Blumenbouquet eine persönliche Geschichte.

© Pham Minh Duc

Der Austausch in Verbundenheit und Solidarität liegt mir in meiner Praxis besonders am Herzen, vor allem in Zeiten erhöhter rechter (Alltags)-Präsenz. Zusammen mit meiner Kollegin Elisa Müller laden wir unter dem Motto zu einem offenen Diskursraum in der Vierten Welt ein, um uns über künstlerische Strategien als widerständige Praxis auszutauschen.

Die Reihe „On(going) Trauma“ bringt in sechs Ausgaben bis Dezember einmal monatlich Künstler*innen in einem Dialog zusammen.  Zu Gast in der Folge „Backlashes: erhöhte, rechte Alltagspräsenz“ ist dieses Mal auch Pham Minh Duc mit seiner Arbeit „A Bouquet of Stories“.

Jedes Arrangement seines Kunstprojekts erzählt eine andere Geschichte: von familiären Beziehungen, von der ersten Erinnerung an eine Blume, des Abschieds von geliebten Menschen, eine zufällige Begegnung auf der Straße, aber immer von Blumen als ein Zeichen für gegenseitiger Fürsorge, für persönliche und kollektive Freude sowie für Wertschätzung. 

2 Love Deluxe

Im Restaurant Love Deluxe sind Hai Anh Trieu und ihr Mann Stammgäste.

© Promo

Seit der Geburt meines ersten Kindes steht bei mir alles unter dem Stern der Heilung und des Genusses, vor allem als rassifizierter Körper. Nach einer turbulenten Woche zwischen Kind und Arbeit brauche ich unbedingt gutes Essen, um mich zu belohnen.

Wir beginnen mit einem ausgedehnten Lunch im Love Deluxe in Neukölln. Das von BIPoC geführte Lokal serviert wholesome Soul Food und ist wegen seines tiefgründigen Geschmacks und den herzlichen Hosts zu meinem kulinarischen Go-To-Ort in Berlin geworden.

Lecker: Kokosnuss-Reis mit Spiegeleiern.

© promo

3 Barack Obamas Buch-Highlight

„Tränen im Asia-Markt“ von Michelle Zauner heißt im Original „Crying at the H Mart“.

© Ullstein-Verlag

Meine Spielplatzlektüre: Die Angst, durch den Tod ihrer Mutter den Bezug zu ihrer koreanischen Kultur zu verlieren, brachte Michelle Zauner dazu, sich intensiv mit der koreanischen Küche zu beschäftigen. Jedes neu erlernte Gericht brachte die Sängerin des Musikprojekts Japanese Breakfast nicht nur ihrer verstorbenen Mutter näher, sondern lehrte sie auch etwas über sich selbst.

Mit „Crying in H Mart“ (so der Originaltitel) hat sie ein Loblied auf die Care-Arbeit geschrieben und erzählt, was es heißt, zwischen zwei Ländern und Kulturen Trauerarbeit zu leisten. 

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4 Sound Bath im Open Studios

Thain schlägt den Gong beim Sound Bath in den Open Studios.

© Dominique Borm/Dennis Obanla

Sobald ich mich im Open Studios für das Sound Bath auf die Matte lege, tritt bei mir die totale Entspannung ein. Anders als bei einer Meditation muss ich nicht selbst dafür sorgen, dass meine Gedanken nicht Achterbahn fahren, sondern das angenehme Vibrieren und Summen der Klangschalen übernimmt die Arbeit.

Wenn meine Freundin Thain den ganzen Raum auf eine Klangreise mitnimmt, haben mich diese Klänge so tief berührt, dass mir schon das ein oder andere Mal eine Träne der Erleichterung über die Wangen gekullert ist. 

5 Kurzfilmabend im Sinema Transtopia

Das Sinema Transtopia im Wedding.

© Marvin Girbig

Jedes Mal, wenn ich das Sinema Transtopia verlasse, gehe ich mit einem Gefühl von Solidarität und Gemeinschaft nach Hause. In diesem Kino wird Film als kulturelle Praxis und Kino als Raum für sozialen Diskurs zelebriert.

Das Rawy Films Kollektiv zeigt hier eine Filmreihe unter dem Titel „Nowhere to run“. Gezeigt werden Filme aus Südwestasien und Nordafrika, die die erschreckende Realität von Menschen thematisieren, die in ausweglosen Situationen gefangen sind.

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