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WikiLeaks-Gründer Julian Assange küsst seine Frau Stella Morris nach der Ankunft auf dem Luftwaffenstützpunkt Fairbairn in Canberra.

© IMAGO/AAP/IMAGO/LUKAS COCH

Update

Wikileaks-Gründer nach Deal mit US-Justiz frei: Julian Assange ist in seiner Heimat Australien gelandet

Letzter Akt in der Saga um Julian Assange: Der Wikileaks-Gründer ist in Australien angekommen. In der Heimat will er sich erstmals nach seiner überraschenden Freilassung öffentlich äußern.

Nach insgesamt zwölf Jahren Botschaftsasyl und Gefängnis in Großbritannien ist Wikileaks-Gründer Julian Assange als freier Mann in sein Heimatland Australien zurückgekehrt.

Der 52-Jährige landete am Mittwoch in Canberra, nachdem eine Vereinbarung mit der US-Justiz das jahrelange juristische Tauziehen in seinem Fall beendet hatte. Der australische Premierminister Anthony Albanese und Assanges Familie reagierten erleichtert.

Seine Frau Stella sagte, der 52-Jährige benötige nun Privatsphäre und Zeit, um sich zu erholen. Assange hob seine Faust in die Höhe, als er nach der Landung in Canberra mit einem Privatjet erstmals wieder australischen Boden betrat. Er umarmte dann zunächst seine Frau Stella und anschließend seinen Vater.

Das Flugzeug mit WikiLeaks-Gründer Julian Assange an Bord landete am Mittwoch auf dem RAAF-Luftwaffenstützpunkt Fairbairn in Canberra.

© IMAGO/AAP/IMAGO/LUKAS COCH

Assanges Frau sagte bei einer Pressekonferenz in Canberra, der 52-Jährige müsse sich nun von seinem Gefängnisaufenthalt und der langen Heimreise erholen. „Ich bitte Sie, uns Raum zu geben, uns Privatsphäre zu gewähren, (...) unsere Familie eine Familie sein zu lassen“, sagte Stella Assange. Ihr Mann werde sich zu gegebener Zeit äußern.

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Landung von Assange wurde weltweit verfolgt

Die Flugnummer VJT199, die Assanges Frau Stella und Wikileaks zuvor in sozialen Medien genannt hatten, war seit Tagen die von Nutzern weltweit am meisten beobachtete Verbindung. Tausende Menschen verfolgten die Landung live in sozialen Netzwerken.

Assange war mit der Maschine bereits am Montag von London über Bangkok auf die Marianen-Insel Saipan geflogen, ein US-Außengebiet im Westpazifik. Dort hatte ein Gericht den Deal zwischen Assange und der amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet und damit seine Freilassung besiegelt.

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Demnach kommt der 52-Jährige im Gegenzug für ein Schuldbekenntnis nach seiner bereits in Großbritannien verbüßten Haft auf freien Fuß. Die zuständige Richterin Ramona Manglona sagte nach Angaben der anwesenden Reporter, Assange könne „den Gerichtssaal als freier Mann verlassen“. Julian Assange war nach der Urteilsverkündung Beobachtern zufolge den Tränen nah.

Gerichtsurteil als „verfrühtes Geburtstagsgeschenk für Assange“

„Ich hoffe, dass ein wenig Frieden wiederhergestellt wird“, betonte Richterin Manglona mit Blick auf die zahlreichen angereisten Journalisten. „Es sieht so aus, als würde dieser Fall mit mir hier in Saipan enden“, zitierten britische Medien die Richterin.

Es handele sich offenbar um ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk für Assange: „Ich habe gehört, dass Sie nächste Woche Geburtstag haben. Ich hoffe, Sie beginnen Ihr neues Leben auf positive Weise.“ Der Australier wird am kommenden Mittwoch (3. Juli) 53 Jahre alt.

WikiLeaks-Gründer Julian Assange begrüßte nach seiner Ankunft zunächst seine Frau Stella Morris und seinen Vater.

© IMAGO/AAP/IMAGO/MICK TSIKAS

Assange wird Mittwoch in Australien erwartet

Berichten zufolge wird Assange in Canberra von seinem Vater John Shipton, seiner Ehefrau Stella Assange und Premierminister Anthony Albanese empfangen.

Der 52-Jährige plane, nach der Landung seines Flugzeugs in Canberra eine öffentliche Stellungnahme abzugeben, berichtete die Zeitung „Sydney Morning Herald“. Wikileaks kündigte eine Pressekonferenz für 21:15 Uhr (13:15 Uhr MESZ) an.

Australiens Premier freut sich über Heimkehr von Assange

Der australische Premierminister Anthony Albanese äußerte sich erfreut über die bevorstehende Heimkehr von Assange. „Ich habe wiederholt gesagt, dass seine anhaltende Inhaftierung keinen Gewinn bringt“, sagte Albanese am Mittwoch im Parlament in Canberra. „Ich freue mich, dass er auf dem Weg nach Hause nach Australien ist, um sich hier mit seiner Familie wiederzuvereinigen.“

Es mag unterschiedliche Ansichten über die Aktivitäten von Herrn Assange geben, aber [die Australier] werden trotzdem erfreut sein, dass diese Saga zu Ende ist.

Anthony Albanese, Premierminister von Australien

Albanese hatte sich immer wieder für ein Ende des juristischen Tauziehens um den 52-Jährigen eingesetzt. Die Bemühungen seien komplex gewesen und seine Regierung habe dafür alle geeigneten Kanäle genutzt, erklärte er. „Dieses Resultat ist das Ergebnis sorgfältiger, geduldiger und entschlossener Arbeit. Arbeit, auf die ich sehr stolz bin.“

Er sei überzeugt, dass die meisten Australier sich über die Freilassung Assanges freuten, fügte der Regierungschef hinzu. „Es mag unterschiedliche Ansichten über die Aktivitäten von Herrn Assange geben, aber sie werden trotzdem erfreut sein, dass diese Saga zu Ende ist und er wieder mit seiner Familie vereint werden kann.“

Assange war Hauptakteur in riesigem Spionagefall

Assange ist der Protagonist eines großen Spionageskandals. 2006 hatte der Australier die Plattform Wikileaks gegründet mit der Mission, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen.

Von 2010 an veröffentlichte Wikileaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning.

Die USA warfen Assange in der Folge vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

Julian Assange nach dem Gerichtstermin auf der Marianen-Insel Saipan.

© REUTERS/Kim Hong-Ji

Weitere Haft in den USA bleibt Assange erspart

Die amerikanische Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Stattdessen handelte er mit der US-Justiz zuletzt jedoch einen Deal aus und bekannte sich nun der Verschwörung zur unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig.

Die Richterin Manglona legte laut BBC und „Guardian“ fest, dass als Strafmaß jene Zeit gelte, die der Internetaktivist bereits in London in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßt hat. 

Durch den Justiz-Deal bleibt Assange ein Prozess und potenziell weitere Haft in den USA erspart. Die Vereinigten Staaten hatten bisher seine Auslieferung aus Großbritannien verlangt. Stattdessen kann der 52-Jährige nun in seine Heimat zurückkehren.

Von Saipan aus wollte er direkt weiter nach Australien reisen, wie Wikileaks auf der Plattform X mitteilte. Der Gerichtstermin wurde daher auch nicht auf dem amerikanischen Festland abgehalten, sondern in dem entlegenen US-Außengebiet. Die Nördlichen Marianen liegen nur wenige Flugstunden nördlich von Australien.

Assange war unbemerkt von der Öffentlichkeit aus der Haft in London freigekommen und hatte mit einem gecharterten Flugzeug Großbritannien verlassen, um an dem Gerichtstermin auf der Pazifik-Insel teilzunehmen. Nach einem Zwischenstopp in der thailändischen Hauptstadt Bangkok flog er weiter nach Saipan zu der Anhörung. 

Jahrelange Odyssee nimmt abenteuerliche Ende

Es ist das abenteuerliche Ende einer jahrelange Odyssee mit vielen juristischen Kämpfen. Assange hatte vor etwa fünf Jahren seine Haft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London angetreten. Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen.

Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. 

Während die USA über Jahre die Auslieferung Assanges verlangten, forderten Menschenrechtsorganisationen, Journalistenverbände, Künstler und Politiker dessen sofortige Freilassung. Auch die australische Regierung setzte sich für die Freilassung ihres Staatsbürgers ein. (dpa)

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