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Toilette, Innsbrucker Platz, Schöneberg, Berlin, Deutschland *** Toilet, Innsbrucker Platz, Schöneberg, Berlin, Germany

© imago images/Joko

50 weitere City-Toiletten ab März entgeltfrei: Alle öffentlichen WCs in Berlin sollen kostenlos nutzbar werden

Der Senat verdoppelt die Zahl frei nutzbarer Toiletten in Berlin. In absehbarer Zeit soll für keine öffentliche Toilette mehr eine Bezahlung nötig sein.

Berlin steht vor einem Paradigmenwechsel im Umgang mit öffentlichen Toiletten in der Stadt. Worauf Aktivisten seit Langem drängen, will der Senat nach ersten Ergebnissen eines Testlaufs nun endgültig voranbringen: Berlins Toiletten sollen absehbar allesamt kostenfrei zur Verfügung stehen.

In einem ersten Schritt wird die Zahl der entgeltlosen WCs schon ab März 2023 von 50 auf 100 verdoppelt, wie die Senatsumweltverwaltung am Dienstag erklärte. Zunächst hatte darüber der Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint berichtet.

„Toiletten im öffentlichen Raum sind elementarer Bestandteil einer lebenswerten Stadt“, teilte Umweltsenatorin Bettina Jarasch mit. „Deshalb habe ich entschieden, in ganz Berlin mehr Toiletten als bisher kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ich freue mich, dass die bisherigen Ergebnisse unseres Kostenlos-Tests eine solche Ausweitung des Angebots erlauben“, erklärte Jarasch.

Wöchentlich bis zu 1000 Einbrüche in Toiletten

Bereits seit August 2022 werden in einem Testlauf 50 der insgesamt 278 vom Unternehmen Wall betriebenen, öffentlichen Berliner Toiletten in der Stadt entgeltfrei angeboten. Hintergrund war neben der grundsätzlichen Debatte um kostenfreien Zugang zu WCs auch die enorme Zahl an aufgebrochenen Toiletten, um die Münzen aus den Automaten zu stehlen.

Von Dezember 2021 bis Sommer nahm die Einbruchsserie immer größere Ausmaße an. „Zuletzt erfolgten bis zu 1000 Aufbrüche pro Woche. Dabei entstand ein erheblicher Sachschaden“, heißt es im Evaluationsbericht der Umweltverwaltung an das Abgeordnetenhaus, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Erbeutet worden seien im Durchschnitt weniger als 15 Euro pro Toilette. Die Reparaturkosten, vor allem jedoch die dadurch erzwungene Schließung der Anlagen, bewegten den Senat schließlich zum Umdenken. Neben den 50 kostenfrei nutzbaren WCs wurden die verbliebenen Anlagen seither auf reine Kartenzahlung umgerüstet.

Nutzung öffentlicher Toiletten in Berlin

© Rita Boettcher

Zu den Folgen dieser Umstellung liegt nun ein erster Zwischenbericht vor. Ergebnis ist, „dass ein entgeltfreier Betrieb unter den gegebenen Rahmenbedingen möglich und nicht aufgrund unvertretbarer Erschwernisse ausgeschlossen ist“, schreibt der Senat. Wie zu erwarten, werden die kostenfreien Anlagen demnach deutlich häufiger genutzt.

Die nun frei zugänglichen Standorte suchten demnach 30 Prozent mehr Menschen auf als noch ein Jahr zuvor. Umgekehrt ist die Entwicklung bei den Bezahl-Toiletten. Die durchschnittlichen, monatlichen Nutzungszahlen je Anlage sanken laut Senatsverwaltung um rund die Hälfte auf im Oktober noch 257 Besuche im Monat.

Als Folge der stärkeren Inanspruchnahme steigen die Betriebskosten, etwa für die Reinigung bei den freien Standorten an. Auch der Reparaturaufwand aufgrund von Vandalismus ist den Erhebungen zufolge bei den kostenfreien Toiletten höher als bei den Anlagen mit Kartenzahlung. Gemessen an der Zahl der Toilettengänge liegen die monatlich nötigen Stunden, um die Häuschen wieder zu reinigen, jedoch niedriger als bei den Bezahl-WCs.

Insgesamt entstehen dem Land durch die kostenfreie Nutzung jedoch höhere Kosten. Bereits für den bislang laufenden Testbetrieb von 50 Toiletten über ein halbes Jahr fielen zusätzliche Ausgaben von 517.000 Euro an. Für die Ausweitung auf 100 WCs veranschlagt der Senat im laufenden Jahr 1,15 Millionen Euro. Würden alle Anlagen künftig enntgeltfrei sein, entstünden dem Land jährliche Kosten von 3,5 Millionen Euro.

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