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Tracey Snelling, Bierpinsel, 2023

© courtesy Tracey Snelling, Pulpo Gallery, , München und Aeroplastics Contemporary, Brüssel, Foto: Peter Rosemann

Aus unserem Weekender-Newsletter: 12 Ausgeh-Tipps für Berlin – und eine schattige Big-Band-Night

Jeden Donnerstag bietet der „Weekender“-Newsletter Tipps zum Ausgehen und zum Daheimbleiben. Das sind die Tipps – wegen Urlaubs gleich für die nächsten drei Wochen.

Im „Weekender“-Newsletter gibt es Tipps zum Rausgehen und für eine gemütliche Zeit zu Hause – eine handverlesene Auswahl persönlicher Empfehlungen unserer Kulturredakteur:innen. Das sind die Vorschläge für das Wochenende – und wegen Urlaubs gleich für die nächsten drei Wochen.

Rausgehen für...

1 Kunst

Das fossil beheizte Zeitalter war von einem zutiefst überzeugt: Die Natur ist überwindbar. Wir beherrschen Licht, Luft, Wasser, Erde, können sie ersetzen durch Technik. Wer braucht schon ein Fenster? Es ist also angemessen, dass gleich zu Beginn der Schau über West-Berliner Riesenbauten der zweiten Nachkriegsmoderne das Modell eines von Frank Oehring kunstvoll gestalteten Beleuchtungskörpers aus dem 1979 eingeweihten ICC hängt. Oder ist es nicht eher ein Kunstwerk, das leuchtet? Es ist jedenfalls großartig! Die ausführliche Rezension von Kunst- und Architekturexperte Nikolaus Bernau können Sie hier lesen (T+).

 „Suddenly Wonderful“, bis 18.9., Berlinische Galerie, Mi-Mo 10-18 Uhr, Eintritt 6-10 Euro

2 Noch mehr Kunst

Zwei Künstler vereint die Galerie Nierendorf, die in ihrem Bestreben, der gegenständlichen Malerei zu huldigen, nicht unterschiedlicher sein können: Sigurd Kuschnerus und Robert W. Schnell. Damit öffnet die Ausstellung zugleich den Blick auf ein kurzes, aber markantes Kapitel Berliner Kulturgeschichte: die legendäre Kreuzberger Hinterhofgalerie „Zinke“. Von 1959 bis 1962 war sie wichtiger Treffpunkt einer eigensinnig-selbstbewussten Bohéme. Autor Jens Grandt hat die Ausstellung besucht, seinen Text finden Sie hier.

„Zwischen Traum und Realität“, bis 25.8., Galerie Nierendorf, Di-Fr 11-18 Uhr, Eintritt frei

3 Bühne

Neid, Rache, Familienzwist, Machtmissbrauch, Populismus, Krieg – und die Liebe natürlich, auch zwischen Männern: Georg Friedrich Händels englischsprachiges, immens opernhaftes Oratorium „Saul“, nach der Uraufführung 1739 kurzzeitig ein Hit, enthält die volle Dröhnung all dessen, was Menschen seit biblischen Zeiten einander antun. Und es verspricht einen satten Barock-Abend als letzte Premiere im Stammhaus der Komischen Oper vor der Renovierung. Meine Kollegin Christiane Peitz hat die Premiere besucht, die Rezension können Sie hier lesen.

„Saul“, Komische Oper Berlin, 1.6. 19.30 Uhr, 4. und 10.6 jeweils 18.30 Uhr, Eintritt 19-69 Euro

4 Genuss

Ein Gastro-Quereinsteiger setzt auf Gesammeltes aus Wald und Wiesen: geschmorter Lauch im Restaurant Aerde.

© Raaago

Justus Will war mal Spielerberater in der Bundesliga, vermittelte manchen Star zum neuen Verein. Als sein Vater starb, ein Hamburger Gastronom, suchte Will nach einer neuen Bestimmung, verließ seine Heimatstadt und startete einen Stand auf dem Kollwitzmarkt. Dort verkaufte er kleine Gerichte und eigene Produkte. Seit ein paar Wochen steht er in der Küche seines eigenen Restaurants Aerde in der Nähe des Kreuzberger Flaschenhalsparks. Und das ist ein ausnehmend schönes. Das Ladenlokal im rostroten Gebäuderiegel „Am Lokdepot“ ist in warmen Terrakotta-Töne gehalten. Zu Essen gibt’s jenen naturverbundenen Regionalstil, der insbesondere jüngere Köche nicht aufhört zu begeistern. Die vollständige Restaurantkritik von Felix Denk finden Sie hier (T+).

Aerde, Kreuzberg, Mi-Sa 15-18 Uhr mit Kleinigkeiten zum Wein, ab 18 Uhr Dinner

Bonus-Tipp: Big-Band-Night auf dem Schulhof der Benjamin-Franklin-Schule

Die Big-Band-Night ist eine feste Größe im Norden Berlins. „Wir sind seit über zwei Jahrzehnten eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Sekundarschule ohne Oberstufe Berlins, die eine Big Band hat, die sich durchaus mit den Gymnasialbands messen kann“, sagt Andrea Harder, stellvertretende Schulleiterin der Benjamin-Franklin-Schule.

Für Getränke und Imbiss sorgen traditionell die Eltern der Bandschüler*innen. Und: Der Schulhof ist einer der schönsten und größten in Reinickendorf – mit vielen alten Bäumen und einer tollen Außenbühne. (cl)

21. Big-Band-Night, 2. Juni 2023, 17 Uhr, Benjamin-Franklin-Schule, Sommerfelder Str. 5-7, Eintritt frei, zu weiteren Informationen

Drinbleiben für...

1 Literatur

Jeder trauert anders. Nadine verliert die Beherrschung. Zunächst reagiert Katrin Seddigs Titelfigur, anders als ihr Mann, irritierend emotionslos auf die Nachricht, dass sich ihre erwachsene Tochter Mizzi umgebracht hat. Das Leben müsse eben weitergehen, und überhaupt: Glücklich könne man seine Kinder sowieso nicht machen. So taucht die Protagonistin schon eine Woche nach der Beerdigung wieder in der Kanzlei auf, wo sie als Anwaltsgehilfin arbeitet, zur freudigen Überraschung ihres Chefs. Der nicht ahnen kann, dass es um Nadines Impulskontrolle gerade nicht zum Besten steht. Oliver Pfohlmann hat den Roman gelesen, die Besprechung können Sie hier lesen.

Katrin Seddig: Nadine. Roman. Rowohlt Berlin, 304 Seiten, 24 Euro

2 Musik

Brandt Brauer Frick, ein Bandname, so deutsch wie nur irgend vorstellbar und für den internationalen Markt, so würden wahrscheinlich wirtschaftlich gesinnte Berater empfehlen, völlig unbrauchbar. Wer kann das außerhalb des deutschen Sprachraums aussprechen? Aber Brandt Brauer Frick haben seit ihrer Bandgründung 2008 gezeigt, dass solche Äußerlichkeiten kaum zählen, wenn der Sound überzeugt. Mit ihrem sechsten Album „Multi Faith Prayer Room“ vereinen Brandt Brauer Frick Diskurs und Dancefloor. Den Text von Aida Baghernejad finden Sie hier.

Brandt Brauer Frick: Multi Faith Prayer Room, Universal Music, die CD kostet 16,99 Euro

3 Streaming

1923: Nach dem Großen Krieg in Europa startet in Montana der Krieg der Rancher.

© James Minchin III/Paramount+

Ein Neo-Western mit Harrison Ford und Helen Mirren: „1923“ spielt, wie der Titel schon vermuten lässt, zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Depression, die in Montana mit extremer Dürre und zeitgleicher Heuschreckenplage bereits einige Jahre früher einsetzt. Während der Fortschritt mit elektrischen Waschmaschinen und ersten Lady-Shavern auch in den Städten des Westens ankommt, müssen die Rinderbarone ihren Besitz mit allen Mitteln gegen die Landansprüche der erst später eingewanderten Schafzüchter verteidigen. Die vollständige Serienkritik meines Kollegen Kurt Sagatz können Sie hier lesen.

1923“, neu bei Paramount+, bisher acht Folgen, die zweite Staffel ist bereits in Arbeit

4 Und noch mehr Streaming

Miram „Midge“ Maisel (Rachel Brosnahan) ist auf Abschiedstournee. Nicht als Komikerin, da ist ihr der Durchbruch endlich gelungen, sondern als Mittelpunkt der Prime-Video-Serie. Die fünfte Staffel ist die finale. Eine Geschichte von Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung, eingebettet in die jüdische Familie Weissman und in die exzentrische Verwandtschaft von Maisel & Co, die beide mehr Hindernis als Hilfe sind. Wenn die Zuschauerinnen und Zuschauer eine gute Serie daran erkennen, dass eine Episode nicht zu Ende gehen soll, dann erkennen sie eine sehr gute daran, dass sie nie enden soll. „The Marvelous Mrs. Maisel“ garantiert beides. Medienredakteur Joachim Huber wirft einen letzten Blick auf eine großartige Serie. Den Text finden Sie hier.

„The Marvelous Mrs. Maisel“, Prime Video, fünf Staffeln

Zugabe für...

1 Ausflug

Die Fotografen der 1990 im wiedervereinigten Berlin ins Leben gerufenen Ostkreuzagentur, mit Gründungsmitgliedern wie Harald Hauswald und Ute und Werner Mahler, stehen für eine Dokumentarfotografie an der Schnittstelle zur Kunst. Es geht darum, Stimmungen einzufangen, mit Licht und Schatten zu arbeiten, den eigenen Ausdruck zu finden. Diesen Ansatz vermittelt auch die 2005 aus der Agentur hervorgegangene Ostkreuzschule an ihre Studierenden. Im Frühjahr 2022 machten sich 14 Studierende mit ihren Kameras auf den Weg in die Oderregion. So entstand die Ausstellung „Entlang der Oder“, die jetzt auf Schloss Neuhardenberg in Brandenburg als dritte Station zu sehen ist. Die gesamte Rezension von Kunstredakteurin Birgit Rieger finden Sie hier (T+).

„Entlang der Oder“, bis 29.10., Schloss Neuhardenberg, Eintritt frei, weitere Informationen

2 Ausflug, aber kulinarisch

Oh, wie schön ist Brandenburg! Das haben sich auch die Genusskollegen Felix Denk und Ulrich Amling gedacht und neun Ausflugsziele aufgeschrieben, die auch richtig gut schmecken. Ob fangfrischer Fisch auf dem Naturgut Köllnitz, Farm to Table in der Uckermark oder ein Abstecher nach MV – diese Landpartien lohnen sich in jeder Hinsicht, erst recht kulinarisch. Die gesammelten Empfehlungen finden Sie hier (T+).

3 Kids

Krumulus: Ein ganz besonderer Kinderbuchladen in Berlin. 

© Anna Morlinghaus/Krumulus

Die Buchhandlung Krumulus gibt es seit fast zehn Jahren. Benannt ist sie nach den berühmten Krumulus-Pillen, die Pippi und ihre Freunde in Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ schlucken, um für immer Kinder zu bleiben. „Liebe kleine Krumulus, lass mich niemals werden gruß“, so lautet der dazugehörige Spruch. Ganz wichtig: „gruß“ mit „u“ – sonst funktioniere es nicht, weiß Pippi. In der Kreuzberger Buchhandlung stehen Kinder an erster Stelle. Abseits der Bücherregale zeigt sich das in einem reichen Veranstaltungsprogramm; in der zugehörigen Druckwerkstatt werden unter anderem Kissenbezüge mit bunten Tieren verziert oder eigene Stempel gebastelt. Hanna Beisel hat der besonderen Buchhandlung einen Besuch abgestattet und hier darüber geschrieben.

Buchhandlung Krumulus, Kreuzberg, Mo-Fr von 10-18 Uhr geöffnet, Sa 10-16 Uhr, zum Veranstaltungsprogramm

4 Tanzfestival

Das Festival „Leisure & Pleasure“ bringt Künstler:innen zusammen, die aus Schwarzer, queerer und/oder Crip-Perspektive auf die Frage von Zugänglichkeit blicken: Wer muss kämpfen für Freizeit und Vergnügen? Allerdings darf man sich das Ganze nicht zu kopflastig vorstellen. Die Sophiensäle, schreibt die künstlerische Leiterin Franziska Werner im Vorwort des Festivalheftes, waren schließlich „schon immer ein Ort der Gemeinschaft, der Versammlung und des Feierns“. Theaterkritiker Patrick Wildermann hat alles Wichtige zum Festival hier aufgeschrieben (T+)

„Leisure & Pleasure“, bis 1.7., Sophiensäle, diverse Preiskategorien

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