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Hier komm' ich! Monika Herrmann am Oranienplatz, im Hintergrund die Polizei.

© dpa

Berlin-Kreuzberg: Flüchtlinge wollen ihr Camp verteidigen - „notfalls bis zuletzt“

Bezirksbürgermeister Monika Herrmann schaute bei den Flüchtlingen am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg vorbei. Sie sagt: "Ich habe den Auftrag, bis zum 16. Dezember hier leerzumachen, wenn ich das nicht schaffe, kommt er." Wer damit gemeint ist, dürfte klar sein.

Sie ist alleine gekommen, ohne Polizeischutz. Das ist wichtig am Oranienplatz. Wer mit der Polizei paktiert, gilt als Verräter. Monika Herrmann, grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichhain-Kreuzberg, will den Flüchtlingen ihren Standpunkt erklären. Das hat sie schon oft getan, aber seit dem Umzug vieler Flüchtlinge in ein Heim der Caritas wird auch ihr vorgeworfen, die Protestbewegung spalten zu wollen. Herrmann, in Jeans und Outdoorjacke, die Arme verschränkt, stellt sich ins Essenszelt, umringt von rund 30 Flüchtlingen aus Afrika und ihrer Übersetzer aus den Reihen der politischen Unterstützer. Die Presse wird zunächst des Zeltes verwiesen, weil man nicht möchte, dass das „Staatsfernsehen“ vom RBB das Gespräch verfolgt. Doch der Verweis wird von den Medienvertretern weitgehend ignoriert. Herrmann erklärt den Campbesetzern vereinfacht die Lage: „Ich habe den Auftrag, bis zum 16. Dezember hier leerzumachen, wenn ich das nicht schaffe, kommt er.“ Mit “er“ ist Innensenator Henkel gemeint. Herrmann versichert, sie werde die Schlafzelte nicht räumen lassen. Das müssten die Flüchtlinge schon selber machen – oder eben auf „ihn“ warten.

Flüchtlinge wollen Camp gegen Polizei verteidigen

Die Flüchtlinge erklären, sie würden bleiben und das Camp gegen ein Räumkommando der Polizei verteidigen, „notfalls bis zuletzt“. „Wir sind Kämpfer, seit Afrika, und wir bleiben hier.“ Herrmann verweigert die geforderte Solidaritätserklärung, sie unterstütze die politischen Forderungen der Flüchtlinge nach Erleichterungen im Asylrecht, werde sich aber nicht „gemein“ machen mit ihrem Kampf.

Während Turgay aus der Türkei spricht, blickt sie lange zu Boden. Sie kennt die Ansichten des radikalen Aktivisten, der sich eine weiße Weste über seinen Parka gezogen hat, bemalt mit roter Faust und „Revolution“. Turgay spricht wie einst Lenin. Der Kampf gegen das herrschende System werde in vielen Städten geführt. Herrmann möge sich bekennen: Freund oder Feind. „Ohne die Zelte würden wir wieder versklavt werden in den Lagern.“ Jetzt wirkt Herrmann, die sehr überlegt gesprochen hat, doch etwas angefasst. Für einen Moment droht ein Tumult. In ihrer Replique wirft sie Turgay vor, die anderen Flüchtlinge aufzuwiegeln, ohne ihnen die Konsequenz klarzumachen: Abschiebung – „du nicht, du hast ja eine Aufenthaltsgenehmigung.“ Sofort schreitet die Übersetzerin ein: „Das stimmt nicht, du lügst!“

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