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Berliner Familien besser unterstützen: Neue Allianz will Rechte von Pflegekindern stärken

Familien dringend gesucht: Ein neuer Zusammenschluss aus der Praxis will die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken – auch, um künftig mehr Pflegeeltern zu gewinnen.

Alle 13 Minuten muss laut Statistik in Deutschland ein Kind seine Familie verlassen, weil es dort vernachlässigt oder misshandelt wird. Die Jugendämter nehmen jährlich rund 85.000 Kinder und Jugendliche zu deren eigenen Schutz aus ihren leiblichen Familien heraus und geben sie in Obhut. Und es gibt auch leibliche Väter und Mütter, die sich bewusst zu diesem Schritt entschließen, weil sie wissen, dass es zum Vorteil ihres Kindes sein wird, wenn Pflegeeltern es erziehen. Kontakt besteht in der Regel weiterhin.

Zum Glück gibt es Familien oder Alleinerziehende, die bereit sind, diese Mädchen und Jungen aufzunehmen. In Pflegefamilien bekommen sie ein neues Zuhause für immer oder auf Zeit, sie lernen im Idealfall Struktur, erfahren Geborgenheit, Halt und Liebe. Doch Pflegefamilien fehlen.

In Berlin gibt es aktuell rund 2000 Kinder, die in Pflegefamilien großwerden. Zusätzlich warten jedes Jahr Hunderte auf ein neues Zuhause, darunter auch einige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Um die Lage der Kinder und Jugendlichen in Pflegefamilien zu verbessern, hat sich eine jetzt neue Gemeinschaft gegründet.

Neue Allianz mit Menschen aus der Praxis

Die „Allianz für Pflegekinder“ soll am Mittwochabend in Anwesenheit von Familiensenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) offiziell vorgestellt werden. Interessent:innen können digital teilnehmen (Anmeldung unter pflegekind.org). Die Initiatoren, die „Gemeinnützige Gesellschaft EmMi LuebesKind“, verschiedene Pflegefamilien sowie Mitarbeitende der Jugendhilfe, werden die neue Allianz dort vorstellen.

Katharina Günther-Wünsch ist schon länger selbst Pflegemutter und habe sich dieses familienpolitische Thema zu ihrer besonderen politischen und auch persönlichen Aufgabe gemacht, heißt es dazu. Sie wird auch neue Zahlen und Entwicklungen aus Berlin vorstellen. Mitdiskutieren im Live-Chat ist während der Veranstaltung möglich.

Bürokratie schadet Eltern und Kindern

Als Pflegefamilie müsse man sich zum Nachteil des Kindes mit viel unnötiger und verzögernder Bürokratie herumschlagen, hat Kinderbuchautorin Anna Mila Wilken, selbst Pflegemutter und eine der Initiatorinnen, erfahren. Zudem sei die finanzielle Unterstützung der Pflegefamilien, die infolge ihrer Kinder mit großen Bedarfen oft viel mehr gesundheitliche, schulische, therapeutische und andere Herausforderungen stemmen müssten, den realen Anforderungen nicht angemessen.

„Unklare beziehungsweise nicht mehr zeitgemäße rechtliche Vorgaben treffen vor allem die Kinder, deren Wohl eigentlich an erster Stelle stehen sollte“, heißt es auch auf der Homepage der neuen Lobby für den Kinderschutz. Die neue „Allianz für Pflegefamilien“ solle daher den fachlichen Austausch von Politik und Verwaltung sowie Gesellschaft und Wissenschaft fordern und fördern. Auf diese Weise sollen auch aktive Pflegeeltern besser unterstützt, künftige potenzielle Pflegeeltern gewonnen werden.

Die Initiator:innen seien selbst seit vielen Jahren Pflegefamilien oder gesellschaftlich unterstützend aktiv, wie eine der Gründungsinitiator:innen, die EmMi LuebesKind gGmbH. Die neue Allianz wolle ohne öffentliche Mittel und ohne indirekte Zuweisungen unabhängig von „behördlichen Abhängigkeiten“ agieren. 

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