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ASML ist mit ihren Maschinen ein führender Ausrüster der Chipfabriken in aller Welt. Mit einem neuen Haustarifvertrag will der Konzern in Berlin attraktiver für Arbeitnehmer werden.

© ddp/INFINEON

Chipkonzern baut auf Berlin: ASML wächst rasant in Tempelhof

Alle fünf bis sechs Jahre verdoppelt der niederländische Maschinenbauer Produktion, Umsatz und Belegschaft. Es wird eng am Standort in Tempelhof.

Diese Wachstumsdynamik ist selten. „Alles fünf bis sechs Jahre müssen wir uns verdoppeln“, sagt Thomas Polzer, Geschäftsführer des Berliner Standorts von ASML. Die ganze Welt braucht Chips. Und der Maschinenbauer aus den Niederlanden ist einer der führenden Lieferanten der Halbleiterhersteller. Intel und TSMC, Samsung und SK Hynix – sie alle kaufen Anlagen zur Chipherstellung bei ASML. Und spezielle Module zur Strukturierung der Wafer stammen aus Berlin, wo Polzer am Montag mit der IG Metall einen Haustarifvertrag vorstellte: Um für Arbeitskräfte noch attraktiver zu werden, hat das Unternehmen mit der Gewerkschaft die Arbeitsbedingungen verbessert. Die Einkommen steigen und die Arbeitszeit sinkt.

Vor drei Jahren hatte ASML das Familienunternehmen Berliner Glas übernommen, das 1952 als Glasgroßhändler gegründet worden war. Seit Anfang der 1990er Jahre produzierten die Berliner auch Teile für die Halbleiterindustrie, 2001 begann die Entwicklung und Produktion von EUV-Komponenten, also der Einsatz mit extremen ultraviolettem Licht. ASML beschreibt die Funktionsweise so: „Winzige Zinntröpfchen schießen mit 70 Metern pro Sekunde aus einem Generator. Ein Laserpuls flacht sie in eine Pfannkuchenform ab. Ein stärkerer Laserpuls – heißer als die Sonnenoberfläche – verdampft die Blechpfannkuchen. Dadurch entsteht ein Plasma, das EUV-Licht aussendet. Um genügend Licht für die Herstellung von Mikrochips zu erzeugen, wird dieser Vorgang 50.000 Mal pro Sekunde wiederholt.“

2300
Beschäftigte möchte ASML 2026 in Berlin haben

In Berlin beschäftigt ASML derzeit 1600 Mitarbeitende, davon wurden gut 600 in den vergangenen zwei Jahren eingestellt. Bis 2026 soll die Belegschaft auf 2300 wachsen. Dazu sei ein „dramatischer Ausbau“ an Infrastruktur erforderlich, sagte Polzer, das betreffe Gebäude, Flächen, Labore und Reinräume. Man bemühe sich, benachbarte Grundstücke zu erwerben und modernisiere gleichzeitig ältere Gebäude, die dafür ausgeräumt werden müssen. Für eine Zwischennutzung habe man eine leerstehende Fabrik gemietet. Die Investitionen in die Kapazitätserweiterung „hätten wir als Familienunternehmen nicht stemmen können“, sagte Polzer.

Maschinen für Intel/Magdeburg

Für ASML ist das kein Problem. Der Konzern mit Sitz im niederländischen Veldhoven entstand 1984 als ein Joint Venture von Philips und ASM International mit dem Namen Advanced Semiconductor Materials Lithography oder ASML. 40.000 Mitarbeitende gehören inzwischen zum Konzern, der gut drei Milliarden Euro im Jahr für Forschung und Entwicklung ausgibt. Zuletzt machte ASML Schlagzeilen im Zusammenhang mit der Intel-Fabrik in Magdeburg, in der EUV-Anlagen der nächsten Generation eingesetzt werden. Die entsprechenden ASML-Maschinen werden mehrere Hundert Millionen Euro pro Stück kosten und sollen von der Mitte des Jahrzehnts an verfügbar sein. Und Komponenten der Anlage stammen aus Tempelhof.

Nach Angaben der IG Metall arbeiten inzwischen rund 130.000 Personen in der Berliner Digitalwirtschaft. ASML und der neue Haustarifvertrag hätten „Strahlkraft für die gesamte Branche“, meinte Jan Otto, Gewerkschaftschef in Berlin. „Uns ist es gelungen, ein attraktives Paket für unsere bestehenden und zukünftigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu schnüren. Dieses wird uns helfen, unser weiteres Wachstum zu realisieren“, sagt Regina Draheim-Krieg, Personalleiterin von ASML in Berlin.

Mit einer neuen Vergütungsstruktur, der Verkürzung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Wochenstunden bis 2025 und neuen Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung leiste der Haustarifvertrag einen Beitrag, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit von ASML als Arbeitgeber zu stärken und das Unternehmen im Wettbewerb um die besten Talente bestmöglich aufzustellen, teilten das Unternehmen und die IG Metall mit.

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