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Maschinen und Mitarbeiter des Unternehmens Jonas & Redmann mit Sitz am Segelfliegerdamm in Berlin-Johannisthal.

© Jonas & Redmann

Spezialmaschinen von Jonas & Redmann: So bügelt eine Berliner Firma die Fehler der Batteriehersteller aus China aus

Wenn Swiss Clean Battery (SCB) mit der Serienproduktion von Batterien beginnt, vertraut sie auch auf ein Berliner Unternehmen. Dessen Ingenieure helfen, wenn die Chinesen ihre Kunden hängen lassen.

Eine Hochgeschwindigkeitsstanze schneidet Anoden in der gewünschten Größe für die Batterieproduktion. „Bei VW steht auch ein Laserschneider von uns“, sagt Lutz Redmann beiläufig, während er durch die Entwicklungs- und Montagehallen seines Unternehmens im Gewerbegebiet Adlershof führt.

In der Nachbarhalle wird gerade an einer Laseranlage getüftelt, die bei der Produktion von E-Motoren genutzt wird. Auch Teile, mit denen die Energierückgewinnung von E-Autos gesteuert wird, sowie Lenkgetriebe für das autonome Fahren entstehen hier. Und den alten Geschäftsfeldern Fotovoltaik und Medizintechnik bleiben Lutz Redmann und sein Mitgründer Stefan Jonas, beide Jahrgang 1961, bis heute treu.

Sondermaschinenbau heißt die Sparte der beiden Ingenieure, die seit ihrer Kindheit befreundet sind. Große Namen wie VW, Bosch, Continental oder Vitesco bauen auf den Erfindergeist und das Know-how von Jonas & Redmann. Für Fabriken in Deutschland, Europa und den USA hat das Unternehmen Anlagen für die Batterieproduktion geliefert, außerdem für etliche Forschungseinrichtungen.

Maschinen und Mitarbeiter des Unternehmens Jonas & Redmann mit Sitz am Segelfliegerdamm in Berlin-Johannisthal.

© Jonas & Redmann

Während es dort aber überwiegend um Prototypen und Kleinserien ging, steigt Jonas & Redmann jetzt in die Großserie ein. Die Berliner rüsten eine Batteriefabrik in der Schweiz aus, in der das Unternehmen Swiss Clean Battery (SCB) ab 2024 einen neuartigen Feststoffakku produzieren will. Günther Hambitzer, der Erfinder der Zelle und Miteigner von SCB, kannte die Berliner Maschinenbauer und wusste um ihre Qualität. Er wollte ganz bewusst keinen Anlagenbauer aus China.

Jonas & Redmann hat die Zelle in all ihren Entwicklungsschritten bereits produziert und gemeinsam mit Forscher Hambitzer weiterentwickelt. „Die Technologie ist einzigartig“, schwärmt Lutz Redmann. Sorgen, dass bei der Serienproduktion noch etwas schiefgehen oder SCB das Geld ausgehen könnte, hat er nicht. „Es ist alles im grünen Bereich“, sagt er in seinem Büro und tätschelt seine Weimaraner-Hündin unter dem Tisch. Das Schöne an Hambitzers Zelle sei, dass die bekannten Maschinen nur um ein bis zwei „Spezialprozesse“ ergänzt werden müssten.

Den langjährigen Professor an der Universität Witten/Herdecke und die Maschinenbauer aus Berlin eint ein gehöriges Misstrauen gegenüber chinesischen Anlagenbauern. „VW und andere Autohersteller begeben sich da in eine gefährliche Abhängigkeit“, sagt Redmann. „Die Chinesen schicken nicht ihre besten Teams nach Europa. Sie kümmern sich nicht, wenn der Kunde es braucht, sondern erst dann, wenn sie Zeit haben.“

Die Chinesen schicken nicht ihre besten Teams nach Europa. Sie kümmern sich nicht, wenn der Kunde es braucht, sondern erst dann, wenn sie Zeit haben.

Günther Hambitzer, Erfinder der Zelle und Miteigner von SCB

Wer mit Anlagen aus China Batterien produziere, habe nicht zehn Prozent Ausschuss, wie offiziell verlautbart, sondern etwa die Hälfte. Unternehmen, die in China selbst sitzen, können sich das nach Redmanns Einschätzung nur deshalb leisten, weil dort das Material vom Staat bezuschusst wird und die Löhne sehr niedrig sind.

Lutz Redmann, Mitgründer und Inhaber von Jonas & Redmann.

© Jonas & Redmann

Oft genug bekommt Jonas & Redmann von Industrieunternehmen dringende Anfragen: „Schickt uns ein Team von Ingenieurinnen und Ingenieuren, um die Probleme zu lösen, die uns die Chinesen hinterlassen haben.“ 

Mit der Produktion von Batterien befasst sich das Unternehmen seit 2009, drei Jahre später kam die Montageautomation im Auftrag verschiedener Autohersteller und Zulieferer hinzu. Während der Corona-Zeit mussten die Berliner erkennen, wie wichtig es ist, die Geschäftsfelder zu diversifizieren. „Da hat die Autoindustrie extrem wenig investiert“, sagt Redmann. „Und die wenigen Aufträge wurden zu unterirdischen Konditionen vergeben.“

In der Not baute die Firma Anlagen für FFP2-Masken

In der Not baute das Unternehmen etwa 20 Anlagen zur Produktion von FFP2-Masken für andere Hersteller. 50 Millionen Masken liefen auf den eigenen Maschinen vom Band.

Nach der Gründung  1989 – damals noch in Moabit – spezialisierten sich Stefan Jonas und Lutz Redmann zunächst auf Medizintechnik. Abnehmer waren Unternehmen wie Siemens, FMC und B. Braun. Später lieferten sie dem Modeunternehmen Hugo Boss ein spezielles Element für eine Textilmaschine. Der Auftrag über 300.000 D-Mark war damals Rekord – heute liegt der Jahresumsatz bei mehr als 60 Millionen Euro.

Den Absturz der Solarindustrie voll mitgenommen

Er betrug aber schon mal 120 Millionen Euro. Auch die Mitarbeiterzahl ist seit 2012 von 900 auf 450 abgestürzt. Grund ist der Aufstieg und Fall der Solarindustrie. Jonas & Redmann produzierte für die deutschen Anbieter Solon und Q Cells. Die Berliner rüsteten Fabriken in den USA und allen wichtigen asiatischen Industrieländern aus. Doch dann entstanden weltweit Überkapazitäten, der Preiskampf wurde ruinös, auch viele Maschinenbauer gingen pleite.

Heute erlebt die Solarbranche auch in Europa eine Renaissance. Jonas & Redmann verkauft Maschinen an das schweizerische Unternehmen Meyer Burger, an Hanwha Q Cells in Bitterfeld und einen Produzenten auf Sizilien. Mittlerweile suchen die Berliner wieder Mitarbeiter:innen. Allein 150 Entwickler:innen arbeiten in Adlershof.

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