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Der Stoff, aus dem die Zukunft stammt.

© dpa/Christophe Gateau

Wasserstoff aus Marzahn: Erste große Ansiedlung im Clean Tech Park

Franziska Giffey hofft auf eine höhere Geschwindigkeit in Richtung Klimaneutralität. HH2E will mindestens 250 Millionen Euro investieren

Franziska Giffey schien es selbst kaum glauben zu können. „Berlin bekommt ein Wasserstoffwerk“, staunte die Regierende Bürgermeisterin am Montagmorgen im Roten Rathaus anlässlich der Unterzeichnung einer Absichtserklärung über eine Firmenansiedlung. Wenn alles nach Plan verläuft, dann wird die aus Hamburg stammende HH2E auf dem Clean Tech Business Park Marzahn bis 2027 für rund 250 Millionen Euro eine Anlage bauen zur Produktion von grünem Wasserstoff. „Ein richtig tolles Wasserstoffwerk“, freute sich Giffey, in dem 100 Menschen Arbeit finden könnten und das „vielleicht 300.000 Wohnungen mit Wärme versorgt“.

Aus grünem Strom erzeugter Wasserstoff ist das vielversprechende Mittel zur Klimaneutralität. Mit Wasserstoff könnten künftig die Industrie sauber produzieren, Flugzeuge fliegen und Wohnungen geheizt werden. Die erst 2020 in Hamburg gegründete HH2E hat bislang fünf Standorte für Produktionsstätten für Wasserstoff ausgewählt: Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern sowie Thierbach in der Nähe der sächsischen Braunkohlegebiete sind am weitesten in der Planung, dann folgen Projekte in Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt sowie nun Berlin-Marzahn.

„Wir haben uns entschieden, die Basis unserer technologischen Entwicklung in Berlin anzusiedeln.

Alexander Voigt, Vorstandsmitglied von HH2E

Alexander Voigt, Mitbegründer und Vorstandsmitglied von HH2E, erzählte am Montag im Roten Rathaus vom Ingenieurkollektiv „Wuseltronik“, das in den 1980er Jahren in Kreuzberg an erneuerbaren Energien gearbeitet habe und ein Vorgänger von HH2E sei. „Wir haben uns entschieden, die Basis unserer technologischen Entwicklung und unseres Betriebs in Berlin anzusiedeln“, sagte Voigt, und zwar in der Urban Tech Republik auf dem ehemaligen Flughafen Tegel. „Von hier aus wollen wir einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten und Deutschland helfen, seine Energiesouveränität zurückzugewinnen.“

Milliarden sind erforderlich

HH2E hatte im vergangenen Jahr von zwei Investoren 600 Millionen Euro bekommen und ist mit weiteren Geldgebern im Gespräch. Es werden Milliarden gebraucht. Die derzeit geplanten fünf Anlagen sind identisch: Für rund 250 Millionen entstehen im ersten Schritt ein Elektrolyseur, Batterien sowie ein Hochtemperaturspeicher für eine Kapazität von 100 Megawatt, die 2025/2026 erreicht werden.

Empfangsgebäude des CleanTech Business Parks in Berlin-Marzahn. Noch sind dort erst wenige Unternehmen angesiedelt.
Empfangsgebäude des CleanTech Business Parks in Berlin-Marzahn. Noch sind dort erst wenige Unternehmen angesiedelt.

© Kevin P. Hoffmann/Tagesspiegel

Danach könnte bis 2030-2032 die Wasserstoffmenge auf ein Gigawatt (GW) verzehnfacht werden, wofür zusätzlich Investitionen über fast eine Milliarde Euro erforderlich wären. Eine Anlage mit 100 Megawatt wird von maximal 25 Personen betrieben; bei der Erweiterung auf ein GW kämen HH2E zufolge 150 Beschäftigte hinzu.

15 Hektar werden gebraucht

Damit das auch in Marzahn in den Bereich des Möglichen kommt, ist deutlich mehr Platz erforderlich. Die am Montag unterzeichnete Absichtserklärung betrifft fünf Hektar auf dem Cleantech Park, doch für das Hochfahren der Kapazität benötigt HH2E nach eigenen Angaben 15 Hektar. Damit wäre die Wasserstofffabrik mit Abstand die größte Anlage auf dem knapp 90 Hektar großen Areal, das von der Wista Management GmbH vermarktet wird. „Es sieht in Marzahn noch ziemlich leer aus“, konstatierte Giffey. Doch „spätestens in zehn Jahren“ werde der Park voll sein, hofft die Regierende Bürgermeisterin. Wista-Chef Roland Sillmann steht nach eigener Aussage mit zwei weiteren Unternehmen vor einem Vertragsabschluss.

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„Berlin ist Innovationshauptstadt“, warb die Wahlkämpferin Giffey am Montag für den Standort: „Nicht nur Brandenburg kann Tesla-Tempo, sondern Berlin auch.“ Der von ihr geführte Senat wolle den Weg zur Klimaneutralität schneller zurücklegen als die Bundesregierung für das ganze Land avisiere. Grünen Strom gibt es jedoch bislang kaum in der Großstadt. Für das Marzahner Wasserstoffwerk bezieht HH2E Windstrom aus dem Land Brandenburg.

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