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Oskar Ziethen, erster Bürgermeister der Stadt Lichtenberg, mit seiner Frau Frieda und Sohn Friedrich.

© Museum Lichtenberg

Update

Erster Bürgermeister von Berlin-Lichtenberg: Oskar Ziethen soll Ehrengrab bekommen

Vor fast zwei Jahren hat die Bezirkspolitik beschlossen, Oskar Ziethen ein Ehrengrab zu gestalten. Nun hat der Bezirk einen Antrag bei der Senatskanzlei gestellt.

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Oskar Ziethen war der ersten Bürger:innenmeister von Berlin-Lichtenberg. Ein Ehrengrab hat er bisher noch nicht. Doch das soll sich ändern. Wie die Berliner Senatskanzlei dem Tagesspiegel bestätigte, hat Lichtenbergs Bezirksbürger:innenmeister Martin Schaefer (CDU) einen Antrag gestellt - dieser befindet sich derzeit noch im regulären Prüfverfahren.

Die SPD findet, das Ehrengrab könnte längst da sein, wenn der Bezirk nicht so langsam agiert hätte. „Ist dem Bezirksamt Oskar Ziethen egal?“, fragt die SPD-Fraktion in einer Mitteilung. Es ist nun mittlerweile anderthalb Jahre her, dass sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für ein Ehrengrab ausgesprochen hat.

Durch den gemeinsamen Beschluss der BVV-Fraktionen wurde das Bezirksamt aufgefordert, dafür zu sorgen, dass Ziethen ein Ehrengrab im Bezirk bekommt. Der Bezirk soll sich an den Senat wenden. Ziethen liegt, zusammen mit seiner Frau Frieda Ziethen, auf dem ehemaligen Friedhof an der Gotlindestraße in Alt-Lichtenberg begraben. Das Gelände steht heute unter Denkmalschutz.

„Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, diese Grabstätte zum Ehrengrab zu ernennen“, sagt die SPD. Immerhin gebe es rund 800 Ehrengräber in Berlin. Doch auf Nachfrage teilt das Bezirksamt mit, dass bisher „leider noch keine Schritte unternommen wurden“. Grund dafür seien „unklare Zuordnungen“. Bald jedoch wolle man ein Schreiben an die Senatskanzlei aufsetzten. Unmittelbar nach Beantwortung der Anfrage geschah dies dann auch.

Würdigt der Bezirk Ziethen?

Ziethens Geburtstag jährte sich am 7. August 2023 zum 165-mal. Laut SPD hätte das Bezirksamt dieses Jubiläum gut nutzen können, um ein Ehrengrab zu verkünden, den Termin aber „verstreichen lassen“. Der Bezirk entgegnet, man habe das Jubiläum mit der Ausstellung „Lichtenberger Gründungsmomente“ und in der Veranstaltung „Die Ziethens. Unbekanntes aus dem Nachlass von Oskar Ziethen“ im Museum Lichtenberg sowie durch Öffentlichkeitsarbeit geehrt und gewürdigt.

Oskar Ziethen soll ein Ehrengrab bekommen.

© Museum Lichtenberg Sammlung Erna Kritzinger

Den BVV-Antrag für ein Ehrengrab hatte der SPD-Verordnete Henning Wolff eingebracht. Er zeigte sich enttäuscht vom Bezirk, schließlich hätte dieser längst ein Schreiben an den Senat schicken sollen. Das Ganze sei ein Armutszeugnis. „Entweder ist das Bezirksamt nicht willens oder nicht fähig, sich für Oskar Ziethen einzusetzen“, so Wolff. „Unklare Zuständigkeiten“ will er nicht gelten lassen: „Angesichts der Bedeutung Oskar Ziethens für den Bezirk hätte der Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) das Anliegen zur Chefsache machen müssen, wenn seine Ämter sich nicht einig sind.“

Entweder ist das Bezirksamt nicht willens oder nicht fähig, sich für Oskar Ziethen einzusetzen

Der SPD-Verordnete Henning Wolff.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Kevin Einenkel fordert das Bezirksamt auf, die Beschlüsse der BVV künftig mehr zu respektieren und ergänzt: „Dass ein Anliegen der BVV einfach so für anderthalb Jahre liegen bleibt, wirft ein schlechtes Licht auf das Bezirksamt. Leider ist das kein Einzelfall.“

Im Bezirk wurde bereits ein Krankenhaus nach Ziethen benannt. Das „Oskar Ziethen Krankenhaus“ heißt nun allerdings „Sana Klinikum“. Mit Ehrengrabstätten werden Verstorbene gewürdigt, die zu Lebzeiten hervorragende Leistungen mit engem Bezug zu Berlin erbracht oder sich durch ihr überragendes Lebenswerk um die Stadt verdient gemacht haben.

In Lichtenberg gibt es bereits neun Ehrengräber, darunter eines für Heinrich Dathe, den ehemaligen Direktor des Tierparks, für Georg Knorr, den Erfinder der nach ihm benannten Bremse, die Künstlerin Käthe Kollwitz, oder für ehemalige DDR-Persönlichkeiten wie Reinhold Lingner, einer der führenden Gartenarchitekten der DDR. Mit Martin Kirschner hat ein ehemaliger Bürger:innenmeister Lichtenbergs (1899 bis 1912) bereits ein Ehrengrab.

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