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Schilfdachkapelle.

© Alexander Remler

„Weihnachten ist, wenn...“: Ein Berliner Pfarrer und sein Weihnachtsgruß an die Tagesspiegel-Leser

Im Spandau-Newsletter schreiben jedes Jahr Pfarrerinnen und Pfarrer ganz persönliche Weihnachtsansprachen an die Leserschaft. Hier die Gedanken des Pfarrers der Schilfachkapelle.

Es ist eine feste Tradition im Berliner Westen: Immer in der letzten Ausgabe des Spandau-Newsletters vom Tagesspiegel schreibt eine Pfarrerin oder ein Pfarrer ein kleines, ganz persönliches Grußwort zum Weihnachtsfest. Diesmal: Alexander Remler, Pfarrer der Kladower Schilfdachkapelle. Er bloggt auf www.evangelische-kirche-in-kladow.de/wir/blog-unterm-schilfdach.html.


„Und wann stellt ihr den Weihnachtsbaum auf?“

In der vorigen Woche bin ich mit dieser Frage in meine beiden Schulklassen gegangen. Denn ich gebe im Rahmen meines Dienstes als Pfarrer an der Schilfdachkapelle auch an der Mary-Poppins-Grundschule in Kladow zwei Religionsstunden. Ich habe dort eine fünfte und eine sechste Klasse. Ich gehe gerne dorthin. Und die Schule liegt bei uns dazu noch direkt um die Ecke.

„Bei uns steht der Baum schon längst“, antwortet mir als erster ein munterer Zehnjähriger mit Zahnlücke. „Was?“, fällt ihm seine Sitznachbarin ins Wort. „Der Baum wird doch erst Heiligabend aufgestellt.“ Es entwickelt sich eine muntere Diskussion. Ich höre eine Weile zu.

Die Antworten der Kinder lassen auf verschiedene Familientraditionen schließen. Und die Frage ist letztlich genauso schwer zu beantworten wie die, wann der Weihnachtsbaum wieder abgeschmückt werden sollte. „Das Abschmücken macht bei uns der Kater“, sagt einer der Schüler. Das finde ich eine schöne Vorstellung.

Alexander Remler, Pfarrer der Berliner Schilfdachkapelle.

© privat

„Wann ist eigentlich Weihnachten?“ Das ist meine nächste Frage in der Schule. Aber nicht nur dort. Das ist auch für mich persönlich eine wichtige Frage. „Alle Jahre wieder.“

Doch in diesem Jahr empfinde ich sie noch einmal anders als sonst. Sie hat für mich einen ernsten Hintergrund. Denn ich nehme wahr, wie viele Menschen erschöpft sind. Ich auch. Und das hat wohl viele Gründe. Aber eben auch den, dass der Strom an schlechten Nachrichten in diesem Jahr viel Kraft kostet.

Von der Ukraine bis zum Gazastreifen herrschen Krieg und Gewalt an zu vielen Orten in der Welt. Schreckensnachrichten und Schlagzeilenstress, wohin man auch schaut. Und nun den Schalter umlegen und Weihnachten werden lassen? Schwierig. Auf der anderen Seite bemühe ich mich, nicht immer nur auf das Schlechte und Schwierige zu schauen, sondern auch das Gute in den Blick zu nehmen.

Kleine Perle im Berliner Südwesten: die Schilfdachkapelle von vorne....

© André Görke/TSP

...und die Schilfdachkapelle von der Rückseite.

© André Görke

Nur wo ist das Gute? „Du bist nicht allein.“ So lautet in diesem Jahr die Advents- und Weihnachtsbotschaft unserer evangelischen Landeskirche. Und ich finde die Botschaft zwar nicht neu, aber wichtig. Denn ich meine, dass uns allen vor allem Gemeinschaft guttut. Das Gefühl, nicht allein, sondern gemeinsam auf unserem Lebensweg unterwegs zu sein.

Wie schön das ist, nicht allein zu sein, habe ich auch in diesem Advent schon mehrmals spüren dürfen: gleich am Vorabend des ersten Advents beim „Ufersingen“ über den Groß Glienicker See. Oder auch in der vorigen Woche beim Luciafest vor der Schilfdachkapelle, als Kinder bei einer Lichterprozession gesungen haben: „Tragt in die Welt nun ein Licht, sagt allen: Fürchtet euch nicht.“

Aber eigentlich spüre ich das immer, wenn Menschen zusammenkommen: ob beim Glühwein mit den Nachbarn auf dem Balkon, beim Finden des richtigen Weihnachtsgeschenks für die Liebsten, beim Plätzchenbacken mit Kindern oder beim Öffnen des Adventskalenders.

Als „Evangelische Kirche in Kladow“ ist es unsere erste Aufgabe, Menschen zusammenzubringen. In den vergangenen Jahren haben wir das an der Schilfdachkapelle und an der Dorfkirche Kladow als zwei selbstständige Gemeinden gemacht.

Umso schöner, dass wir ab 1. Januar 2024 nun eine einzige Gemeinde werden, mit zwei Standorten, mit vielen engagierten Ehrenamtlichen und zwei Pfarrern – mit meinem Kollegen Nicolas Budde und mir. Zusammen gearbeitet haben wir auch vorher schon in vielen Gemeindebereichen. Aber nun werden wir das Gemeinschaftsgefühl weiter stärken und eine Gemeinde bilden, die noch einmal besser für die Menschen vor Ort Kirche sein kann.

Weihnachten ist, wenn Menschen zusammenkommen, nicht allein bleiben. Das ist für mich eine wichtige Botschaft. In diesem Jahr noch einmal mehr als sonst. Weihnachten ist auch, wenn Menschen anderen Menschen helfen. Weihnachten ist, wenn sich Menschen verzeihen können. Weihnachten ist, wenn Kinder Verständnis und Liebe erfahren. Weihnachten ist, wenn ein Kind geboren wird.

Und darum geht es vor allem, dass auch in diesem Jahr an Weihnachten wieder ein ganz besonderes Kind zur Welt kommen will: Jesus Christus – in unseren Herzen. In diesem Sinne: Allen gesegnete Weihnachten! Ihr Alexander Remler.“

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