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Die Parade an der Siegessäule Christopher Street Day 2018 in Berlin

© imago/Bernd König / Bernd König

Queere Realität: Ist Berlin Regenbogenhauptstadt?

Berlin ist queer und das ist auch gut so! Trotzdem müssen LGBTQI+ Personen täglich um ihre Sicherheit fürchten. Wie unterstützt der Senat queere Menschen?

Es war ein politischer Tabubruch: „Ich bin schwul - und das ist auch gut so!“ Mit Berlins berühmtesten Outing auf dem SPD-Landesparteitag 2001 im Maritim Hotel an der Friedrichstraße hat Klaus Wowereit sicherlich nicht die Geburtsstunde des queeren Berlins eingeläutet, aber in gewisser Weise den Startschuss für die Vermarktung der „Regenbogenhauptstadt“ gegeben.

Heute, 21 Jahre später, gehört Queerness zum Markenkern von Berlin. „Regenbogenstadt“ steht im Koalitionsvertrag, „Regenbogenhauptstadt“ auf berlin.de. Das offizielle Reiseportal „visitBerlin“ bewirbt die Stadt als eines der beliebtesten Reiseziele für LGBTQI+ Menschen weltweit. Nach Schätzungen des Senats leben hier zwischen 200.000 und 300.000 queere Personen.

Ein bunter Spielplatz der Szene

„Berlin ist die Stadt der Vielfalt und die Stadt, in der die queere Community ihr Zuhause hat. Wir sind stolz darauf, Regenbogenhauptstadt Deutschlands, vielleicht Europas und der Welt zu sein.“ Das sagte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey im vergangenen Jahr. Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans Menschen, Queers und Intersexuelle finden in Berlin unzählige kulturelle Angebote und Rückzugsorte: Bars, Partys, Clubs, Stammtische, Projekte.

Berlin ist eine queere Stadt und wird auch immer eine queere Stadt sein.

Jurassica Parka, Dragqueen

Das SchwuZ, eine Institution der queeren Szene, ist nun 45 Jahre alt geworden. Team Checkpoint nimmt das zum Anlass, im Podcast „Berliner & Pfannkuchen“ zu fragen: Ist Berlin wirklich die Regenbogenhauptstadt Deutschlands?

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Die Berliner Drag-Queen und SchwuZ-Partyikone Jurassica Parka sagt: „Natürlich rate ich jungen queeren Menschen, nach Berlin zu ziehen. Ich bin regelmäßig mit sehr jungen Menschen konfrontiert, und da sind so viele junge Queers aus Russland, aus der Ukraine, die endlich ein freies, selbstbestimmtes Leben leben dürfen. Berlin ist eine queere Stadt und wird auch immer eine queere Stadt sein.“ Berlin ist queer - und das ist auch gut so.

Mehr Gewalt gegen Queers

Dennoch: „Idioten gibt es überall“, wie Jurassica Parka sagt. Zum Regenbogenalltag in Berlin gehört es auch, dass Menschen, die vom heteronormativen Standard abweichen, auf den Straßen, in Kneipen, Bussen und Bahnen um ihre Sicherheit fürchten müssen.

Die Berliner Polizei registriert seit Jahren einen Anstieg von queerfeindlichen Straftaten: Beleidigungen, Körperverletzung, auch schwere Körperverletzung. Die Angriffe werden zur politisch motivierten Kriminalität gezählt. So gab es 2020 423 Fälle, 2021 528 Fälle und in diesem Jahr bis Anfang des Monats bereits 493 Fälle.

Die Dunkelziffer dürfte höher sein, viele Angriffe werden nicht angezeigt. Selbstkritisch sieht das die Senatsverwaltung für Antidiskriminierung: „Das Verhältnis zwischen der Polizei und queeren Menschen ist nach wie vor vom nicht existierenden § 175 Strafgesetzbuch geprägt und von der Befürchtung, im Kontakt mit der Polizei durch deren mangelnde Handlungskompetenz (…) unangemessenem Verhalten und Schlimmerem ausgesetzt zu sein.“

Schon seit Anfang der Neunziger gibt es in der Berliner Polizei Ansprechpersonen für das Thema LGBTQI+-feindliche Gewalt, auch in der Staatsanwaltschaft bemüht man sich seit 2012 um Vertrauensaufbau.

Berlin engagiert sich im Bund

Berlin ist deutschlandweit Vorreiter in Sachen Aufklärung und Prävention. Insgesamt sind im Doppelhaushalt des Senats 2022/23 5,8 Millionen Euro für die Förderung queerer Projekte eingeplant. Bundesweit einzigartig ist das Monitoring zu trans- und homophober Gewalt in Berlin. Es ist Teil der Vorzeigeinitiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“, kurz IGSV.

Seit 2018 ist dieser ganzheitliche Plan in Kraft getreten, es gibt mehr als 90 Maßnahmen. Das wichtigste Ziel ist, Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen zu bekämpfen. Es geht aber auch darum, den Dialog zwischen den Communities zu fördern, die Verwaltung stärker für queere Themen zu sensibilisieren und schon junge Menschen in Schulen aufzuklären. Ein Großteil der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt oder befindet sich in der Umsetzung.

In vielerlei Hinsicht ist Berlin schon deutlich bunter als der Bund. Aber ist Berlin wirklich die Regenbogenhauptstadt Deutschlands, „vielleicht Europas und der Welt“? Darüber spricht Ann-Kathrin Hipp, leitende Redakteurin Checkpoint, mit Kultur- und Queerspiegel-Redakteurin Nadine Lange in der aktuellen Folge „Berliner & Pfannkuchen“. Jetzt überall, wo es Podcasts gibt.

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