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Fasziniert von Bäumen. Die französische Künstlerin Eva Jospin kennt sich aber auch mit Reben aus.

© Flavien Prioreau

Champagner im Frauengefängnis: Eva Jospin zeigt Installation „Promenade(s)“ bei Gallery Weekend in Berlin

Jedes Jahr lässt das Champagnerhaus Ruinart einen Künstler das Terroir bei Reims visualisieren. Dieses Jahr: Die französische Bildhauerin Eva Jospin.

Früh schon war Eva Jospin von den Möglichkeiten fasziniert, aus Pappe Kunst zu machen. „Große Architektur existiert meist zuerst in Modellen aus Karton“, sagt die französische Künstlerin.

Sie sitzt im ehemaligen Frauengefängnis von Charlottenburg, das zum hippen Hotel umgewandelt wurde. In diesen Tagen des Gallery Weekends ist es Hauptquartier des Champagnerhauses Ruinart, das jedes Jahr einem Künstler oder einer Künstlerin einen Freifahrtschein gibt, um eigene Interpretationen des Terroirs bei Reims zu visualisieren und in Kunst zu transformieren. Das Werk „Promenade(s)“ ist nun hinter den teils noch vergitterten Fenstern des roten Backsteinbaus zu sehen.

Zum typisch französischen Rundum-Genuss-Erlebnis zählen auch „Duft-und Aroma-Workshops“ sowie ein im Restaurant Lovis von Sophia Rudolph kreiertes „Food-For-Art-Dinner“.

Auf Eva Jospin fiel die Wahl auch, weil sie sich schon immer von Natur und Landschaften inspirieren ließ. Zu ihren bekanntesten Werken zählt ein 2016 im Louvre gezeigtes gigantisches Waldpanorama, graubraune Bäume aus Pappe, tote Natur wie eine Mahnung an den Klimawandel. Wobei sie sich keinesfalls als Missionarin versteht. Sie sieht einfach tiefer, das ist das Wesen der Kunst.

Die Faszination von Höhlen und Wäldern

„Für die Arbeiter im Weinberg ist der Klimawandel jetzt schon da“, hat sie bei den gründlichen Vorarbeiten für ihre aktuelle Installation aus Zeichnungen, Stickereien und Skulpturen erfahren.

Sie hat das Terroir zu jeder Jahreszeit besucht, hat die Reben studiert und die Trauben, hat lange mit den Winzern gesprochen, hat ein Wäldchen in der Nähe betrachtet und sich von den Höhlen und ihren Möglichkeiten faszinieren lassen. So ist sie auch in die vielen Schichten vorgedrungen, die mit der anderen Kunst verbunden sind, aus Trauben ein Getränk zu machen, das vielleicht erst in zehn Jahren oder mehr irgendwo auf der Welt genossen wird.

Deutsche Dichtkunst als Inspiration

Wie wird die Welt dann aussehen? Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt auf dem Weg zum Kern dessen, was sie erzählen will mit ihren Skulpturen.

Die 1975 geborene Künstlerin ist erst zum zweiten Mal in Berlin. Ihre Welt ist die Transformation von Eindrücken und Visionen. An Deutschland reizt sie die reiche Kultur der Romantik, die Wälder natürlich, aber auch die Dichtkunst, der „Erlkönig“ zum Beispiel.

Keine Angst vor der Schaufenster-Galerie

Sie hat auch schon mit Ikonen der Haute Couture zusammengearbeitet, hat Schaufenster-Ausstellungen für Hermès gemacht. Nicht alle ihre Entwürfe, besonders, wenn es um die Stickereien geht, führt sie selbst aus.

Auch das Modehaus Dior hat ihre Kunst gefördert. Werke, die bleiben, die den 20-minütigen Hype einer Fashion-Show überstehen, sind ihr wichtig. Eine 95 Meter lange bestickte Stoffbahn etwa gehört dazu.

Ihr Vater ist der frühere französische Ministerpräsident Lionel Jospin. Das habe aber keinen Einfluss auf ihre Entwicklung gehabt, erzählt sie. Schon als kleines Mädchen hat sie am liebsten gezeichnet und gemalt. „Dass ich Künstlerin werden will, wusste ich schon, bevor ich bewusst mitbekam, dass mein Vater Politiker ist“, erzählt sie.

Zu den Landschaften, die sie faszinieren, gehören auch Gärten. So will sie ihren Aufenthalt auch nutzen, die deutsche Gartenkunst zu studieren. Die muss auch nicht unbedingt mit Schlössern verbunden sein. Der Prinzessinnengarten in Kreuzberg kommt ja auch ohne aus.

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