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Alliierten-Museum: Der Traum von Tempelhof

Zieht der Checkpoint Charlie bald wieder um? Das Alliiertenmuseum unternimmt einen erneuten Vorstoß, die Sammlung im Flughafengegebäude Tempelhof unterzubringen. In Zehlendorf ist nicht genug Platz.

Es kommt nicht oft vor, dass mythische Orte per Schwertransport über die Straßen gleiten, der 22. Juni 1990 aber war solch ein historischer Tag: Checkpoint Charlie, das Original, wurde abgebaut und fuhr quer durch die Stadt, seiner neuen musealen Nutzung entgegen.

Es könnte sein, dass sich dieser erhabene Moment in nicht allzu ferner Zukunft wiederholt. Derzeit steht das Kontrollhäuschen an der Zehlendorfer Clayallee, auf dem Gelände des Alliiertenmuseums, Sonne, Regen, Wind und Eis schutzlos ausgesetzt. Ein Ausstellungsort mit historischer Patina, ist doch das Hauptgebäude ein altes Kino der Amerikaner.

Platz gibt es dort aber bei weitem nicht genug, und so liebäugelt das Museum, vertreten durch seinen Direktor Helmut Trotnow, seit Jahr und Tag mit einem Umzug auf den Flughafen Tempelhof, der noch weit mehr Patina – Luftbrücke! – und vor allem Raum böte.

Diese Wunschträume scheinen nun realistischer zu werden: Am Freitag tagt die Mitgliederversammlung des Trägervereins, und für Donnerstag kommender Woche ist die Presse in die Clayallee gebeten, wo Trotnow ein Memorandum über Zustand und vor allem Zukunft des Museums vorstellen will. Anwesend sind auch der Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums (DHM) , Hans Ottomeyer, der zugleich dem Trägerverein des Alliiertenmuseums vorsteht, Vertreter des Bundes, des Landes sowie der Botschaften der ehemaligen Schutzmächte USA, Großbritannien und Frankreich.

Trotnow, der zum Jahresende in den Ruhestand tritt, will die bisherige Arbeit und Situation bilanzieren, daraus aber zugleich Rückschlüsse ziehen für die künftige Arbeit – und das bedeutet: „begründen, warum der bisherige Standort problematisch ist“, wie er gestern sagte. Das Memorandum, das auch den Raumbedarf spezifizieren werde, solle bei einer Entscheidung über die Standortfrage helfen. Hier bestehe Handlungsbedarf und die Politik sei gefragt.

Schon im Frühjahr 2008 hatte sich Trotnow mit Blick auf die bevorstehende Schließung Tempelhofs für einen Umzug des Museums starkgemacht. Ottomeyer vom DHM hatte sich dem angeschlossen und auf die historischen Ausstellungsstücke verwiesen, die in Zehlendorf der Witterung schutzlos ausgesetzt seien. Die Kulturverwaltung hatte damals signalisiert, sie könne sich einen Umzug „sehr gut vorstellen“, und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte noch im Februar dieses Jahres dafür plädiert, dass das Alliiertenmuseum auch die Geschichte des Flughafens Tempelhof präsentiere. „Das Museum soll einen Zugang zum Flugfeld haben, um auch außen etwas darzustellen“, sagte er.

Vor allem aber braucht es ein Dach über dem Kopf, groß genug, um die Großobjekte regensicher unterzustellen. Erst vor einem Jahr war der an der Clayallee ausgestellte Rosinenbomber, eine britische Maschine vom Typ Hastings, aufwendig restauriert und neu lackiert worden. Neben dem Kontrollhäuschen vom Checkpoint Charlie steht dort auch ein Waggon des französischen Militärzuges, für weitere Großobjekte ist kein Platz mehr.

Davon besitzt das Museum aber eine ganze Reihe, die dem Publikum bislang weitgehend verborgen sind. Sie stehen bereits in Tempelhof, das Museum unterhält dort seit knapp zehn Jahren ein Depot. Man findet dort etwa den Hubschrauber vom Typ Bell UH-1 „Huey“, den US-General Lucius D. Clay im Oktober 1961 während der sogenannten Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie nutzte, und auch ein Tank des Typs M-48, wie damals eingesetzt, steht im Tempelhofer Depot. Auch gibt es dort zwei von den Alliierten genutzte Beobachtungsflugzeuge, die einst über West-Berlin kreisten, sowie zwei kleinere Panzerspähwagen, die an der Grenze patrouillierten. Und sogar eine Matador, die erste US-Rakete mit nuklearem Sprengkopf, liegt in Tempelhof – natürlich ohne Kopf.

Die Wünsche des Museums berühren die bisher gefundenen Nutzungen für das Flughafenareal, darunter durch die Modemesse Bread & Butter. Anfang des Jahres hatte Trotnow erklärt, trotz der Vergabe an die Messe gebe es für den Umzug eine langfristige Perspektive. Jetzt erhofft er sich von den bevorstehenden Gesprächen eine endgültige Klärung.

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