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Vor Gericht zeigte sich der 48-jährige Azar M. geständig.

© Olaf Wagner

Update

Encrochat-Verfahren: Berliner Gericht verurteilt Eventmanager wegen Drogenhandels zu viereinhalb Jahren Haft

Wegen des Handels mit Haschisch und Marihuana muss ein 48-Jähriger in Berlin ins Gefängnis. Er hatte zuvor gestanden.

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Der Eventmanager aus der Clubszene setzte bei seinen privaten Schulden auf Geschäfte über kriminelle Kanäle: Der 48-Jährige kommunizierte, verhandelte, organisierte über ein verschlüsseltes Kryptohandy. Ein anonymer Hinweis und die Entschlüsselung von Daten des Messengerdienstes Encrochat brachten ihn drei Jahre später am Mittwoch vor das Berliner Landgericht – nach fünf Monaten Untersuchungshaft.

Drogenhandel im großen Stil wurde Azar M. zur Last gelegt. Die Anklage ging zunächst von Geschäften im Umfang von rund 1,3 Millionen Euro aus – erfolgt innerhalb von zweieinhalb Monaten. Kiloweise habe der 48-Jährige Haschisch und Marihuana geordert, angeboten, weiterverkauft.

Die in der Anklage aufgeführten Mengen und Summen wurden vor allem aufgrund von Chatverläufen angenommen. Doch einige Zahlen seien falsch interpretiert worden, hieß es im Prozess. Und in einigen Fällen sei nur ein „Verbalhandel“ festzustellen. Schwunghafter Handel war es dennoch – in einem Fall hatte M. 54 Kilogramm Haschisch angekauft, in anderen Fällen ging es um acht, elf oder zwölf Kilo.

Polizei beschlagnahmte die Reisekasse

Der Eventmanager und Familienvater gestand. Ursprung der Taten seien Schulden aus seiner früheren Tätigkeit in der Gastronomie gewesen, hieß es in seiner Erklärung. Darlehensgeber hätten Druck gemacht. „Ich habe mich nach und nach mehr in den Handel verstrickt, es war der falsche Weg.“

Er und seine Familie hatten die Koffer bereits für eine längere Urlaubsreise nach Thailand gepackt, als die Polizei vor der Tür stand – und die Reisekasse beschlagnahmte. 12.530 Euro wurden insgesamt sichergestellt – 10.000 Euro in einer Jackentasche und 2300 Euro in Reisepässen, der Rest in einer Hosentasche. Zudem wurden um die 100.000 Euro von einem Konto beschlagnahmt.

Bei ihrer Kommunikation mit verschlüsselten Kryptohandys wähnten sich viele Kriminelle in Sicherheit. Der Dienst des Anbieters Encrochat galt als nicht zu knacken. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es jedoch im Frühjahr 2020, Millionen geheimer Daten abzuschöpfen. Allein in Berlin landeten laut Staatsanwaltschaft rund 1,6 Millionen Chatnachrichten mit knapp 750 Nutzern. Anfang dieses Jahres waren nach Behördenangaben gut 300 Verfahren anhängig. Regelmäßig gibt es Encrochat-Prozesse.

Im Fall von Azar M. entschieden die Richter auf viereinhalb Jahre Haft. Zudem wurde die Einziehung von rund 170.000 Euro angeordnet – Geld, das er bei Taten eingenommen habe.

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