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Die Amphibienpopulation in Brandenburg hat sich in den letzten Jahren dramatisch verringert.

© picture alliance / blickwinkel/J. Fieber

Frösche sitzen auf dem Trockenen: Dürre und mangelnde Pflege bedrohen Berliner Kleingewässer

Kleingewässer prägten als Erbe der Eiszeit einst die Berliner Landschaft. Doch die für Amphibien so wichtigen Lebensräume verschwinden zunehmend. Der BUND schlägt Alarm.

Wer durch die Parzellen der Kleingartensiedlung „Freies Land“ in Berlin-Heinersdorf spaziert, gelangt in der Mitte der Siedlung an einen Teich. Oder an einen Ort, der einst ein Teich war. Am Einstieg tröpfelt ein kleines Rinnsal, ansonsten erstreckt sich ein Meer von Schilf so weit das Auge reicht.

Auf der anderen Seite der Tino-Schwierzina-Straße liegt der Heinersdorfer Rohrpfuhl oder das, was von ihm übrig ist. Wasser ist keines zu sehen, dafür Schilf und Sträucher. Beide Gewässer waren einst wertvolle Rückzugsräume für Amphibien, deren natürliche Lebensräume in Berlin zunehmend verschwinden.

Städtebau und Klimawandel setzen Kleingewässern zu

„Der Zustand der Kleingewässer ist erschreckend“, urteilt der Landesverband Berlin des „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) in seinem Kleingewässerreport 2023, der heute vorgestellt wurde. Vergangenes Jahr wurden dazu Kleingewässer in Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Marzahn-Hellersdorf untersucht. Von den 157 untersuchten Kleingewässern litten demnach mehr als die Hälfte (51,2 Prozent) unter bedrohlichem Wassermangel bis hin zur Austrocknung.

Als Kleingewässern gelten natürliche Teiche, Weiher oder Pfuhle, die kleiner als 10.000 Quadratmeter sind. Private Gartenteiche wurden in der Untersuchung des BUND nicht berücksichtigt.

Gründe für den Rückgang des Wassers sind den Angaben zufolge unter anderem ein übermäßiger Flächen- und Wasserverbrauch. Durch den Bau von Häusern und Straßen würden Flächen versiegelt. Dürre als Folge des Klimawandels verschärft die Probleme. Die Folge sind Schilf und Büsche anstelle von Tümpeln, Pfuhlen und Weihern. Mangelnde finanzielle Mittel und unklare Zuständigkeiten erschweren die dringend nötige Pflege der Kleingewässer.

Zehn von dreizehn Berliner Lurchen auf der Roten Liste

Das hat Folgen für Amphibien, wie Frösche oder Lurche, die in den Kleingewässern zu Hause sind. Laut dem BUND stellen nur knapp 40 Prozent der 2022 untersuchten Kleingewässer einen guten Lebensraum für Amphibien dar. In knapp einem Viertel der untersuchten Gewässer (23,5 Prozent) können Biotope mit vergleichsweise geringen Pflegemaßnahmen wieder hergestellt werden.

Ein weiteres Viertel (24,8 Prozent) der Kleingewässer schätzt der BUND als stark beeinträchtigt und 12 Prozent als verlorenen Lebensraum für Amphibien ein. Zehn von dreizehn der in Berlin beheimateten Lurche gelten laut BUND bereits als gefährdete Arten.

Die Situation des Teiches in der Kleingartensiedlung „Freies Land“ sieht Norbert Prauser vom BUND, der die Untersuchungen durchführte, als „Katastrophe für Amphibien.“ „Die Kleinen können hier nicht aufwachsen. Dadurch ist nach ein paar Jahren die Population ausgestorben“, erklärte er.

BUND drängt auf Sofortprogramm

Um die Artenvielfalt zu erhalten, drängt der BUND zur Eile und fordert ein Sofortprogramm zum Schutz von 50 ausgewählten Kleingewässern. „Wenn nicht sofort eingegriffen wird, haben wir auf jeden Fall ein erhebliches Problem“, sagte der Fachreferent für Artenschutz, Dirk Schäuble.

Außerdem fordert der BUND den Aufbau einer stabilen finanziellen Basis der Bezirksämter für die Gewässerpflege. Auch die Berliner Wasserbetriebe sollen stärker involviert werden. „Es reicht nicht, einen Teich zu renaturieren, aber dann in den nächsten Jahren kein Geld für die Pflege bereitzustellen“, sagte Schäuble. (mit dpa)

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