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Früher Flughafengelände, jetzt Freizeitfläche: das Tempelhofer Feld.

© dpa/Christophe Gateau

Größere Eingänge, Radfahrende ausbremsen: Das Tempelhofer Feld in Berlin soll attraktiver für alle werden

Während über eine Randbebauung diskutiert wird, wird Berlins größter Freiraum bereits umgestaltet: Auf dem Tempelhofer Feld entstehen neue Spielmöglichkeiten, Sitzplätze und mehr.

Während Diskussionen über mehr Platz für Flüchtlinge oder auch Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld laufen, wird auf der Neuköllner Seite gebaut. Mit neuen Bewegungs- und Aufenthaltsangeboten sowie größeren Eingängen will das landeseigene Unternehmen Grün Berlin das Tempelhofer Feld im Bereich Oderstraße attraktiver gestalten.

Die Arbeiten begannen, wie berichtet, bereits im Herbst 2022. Nach Angaben einer Sprecherin soll es vor allem für Kinder mehr Möglichkeiten geben, die zum Teil auch barrierefrei sind: Geplant sind eine Hüpfscheibe, ein Drehkreis, ein Kletterbogen, Trittplattformen, eine Wassersprühanlage sowie ein Rollstuhl-Karussell und ein Rollstuhl-Trampolin.

Außerdem sollen 25 Sitzbänke, darunter zwei neuartige Holzbänke mit einer Sitzfläche von insgesamt 84 Metern, zwei neue Trinkbrunnen sowie zwei neue Toilettenanlagen einen Aufenthalt auf dem ehemaligen Flughafengelände attraktiver machen.

Bodenschwellen sollen Radverkehr an Eingängen entschleunigen

Mit 176 neuen Stellplätzen für Fahrräder, davon vier für Lastenräder, sollen Radfahrer künftig deutlich mehr sichere Abstellmöglichkeiten vorfinden. Bodenschwellen und -markierungen sollen für eine Entschleunigung des Radverkehrs und mehr Sicherheit für alle Besucher in den Eingangsbereichen sorgen.

Die Haupteingänge Herrfurthstraße und Crashgate (am südöstlichen Ende des Feldes) sollen jeweils um zehn Meter verbreitert werden auf insgesamt 21,5 Meter und 24 Meter. „Zusätzlich werden die Nebeneingänge Kienitzer Straße, Allerstraße, Okerstraße und Leinestraße jeweils auf vier Meter vergrößert“, erläutert die Grün-Berlin-Sprecherin. Alle sechs Eingänge werden demnach barrierefrei gestaltet, inklusive eines Blindenleitsystems.

Der Zugang Leinestraße erhalte zusätzlich ein neues Drehkreuz. Dadurch können Besucher das Gelände auch nach Ende der Öffnungszeiten verlassen, wie schon an den Eingängen Tempelhofer Damm, Columbiadamm, Herrfurthstraße und Crashgate.

Außerdem werden unterirdische Leitungen für Strom und Wasser für die bestehenden Gebäude, Projektflächen und Freizeitangebote im Projektgebiet neu verlegt oder saniert. Die gesamte Umgestaltung soll laut Planung voraussichtlich im kommenden Jahr abgeschlossen sein – ursprünglich war Ende 2024 angepeilt worden.

Bebauung? Begrünung? Streit um Veränderungsmoratorium

Bei einem Volksentscheid im Jahr 2014 hatte sich eine Mehrheit der teilnehmenden Berliner dafür ausgesprochen, das Tempelhofer Feld nicht zu bebauen. Angesichts der Wohnungsknappheit reißt die Diskussion darum aber nicht ab. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat sich für eine Randbebauung mit Wohnungen ausgesprochen.

Berlins CDU-Fraktionschef Dirk Stettner will zudem die Flüchtlingsunterkunft auf dem Tempelhofer Feld stärker ausbauen als bisher geplant. Er forderte die Schaffung von 3000 zusätzlichen Plätzen auf dem Areal. Bisher leben auf dem früheren Flughafen Tempelhof rund 2300 Menschen, darunter gut 1400 im Bereich der Hangars und 850 in einem Containerdorf auf dem Tempelhofer Feld nebenan.

Die Container am Columbiadamm auf dem Tempelhofer Feld sind Unterkünfte für Geflüchtete.

© dpa/Lena Lachnit

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte sich kürzlich ebenfalls gegen das Veränderungsmoratorium, das aus dem Volksentscheid resultierte, ausgesprochen – allerdings weniger im Hinblick auf den Wohnungsbau und vielmehr in Bezug auf eine stärkere Begrünung. „Berlin muss zur Schwammstadt werden, und auf dem Feld wären auch mehr Schatten und mehr Sitzmöglichkeiten sinnvoll“, sagte Geywitz im Tagesspiegel-Interview. „Dieses Feld zukunftsfähig zu machen, ist sinnvoll, egal ob man Wohnungen baut oder nicht.“

Der Co-Fraktionschef der Grünen im Abgeordnetenhaus, Werner Graf, widersprach der Bundesministerin. „Eine Weiterentwicklung des Tempelhofer Felds ist möglich, ohne dass wir das Gesetz ändern“, sagte er dem Tagesspiegel. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, was innerhalb dieses Rahmens möglich ist. Das scheint sie nicht zu wissen.“

Mehr Schattenflächen für ältere Menschen und Familien ließen sich auch im Rahmen des Tempelhofer-Feld-Gesetzes schaffen, sagte Graf. Zudem habe das ehemalige Flughafengelände auch in seiner aktuellen Form „einen Wert als Versickerungsfläche und Kaltschneise“. (Tsp, dpa)

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