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Nach der offiziellen Schließung der Wahllokale werden am 24.09.2017 in Berlin in einem Wahlbezirk die gesammelten Stimmzettel für die Bundestagswahl und für das Volksbegehren zur Offenhaltung vom Flughafen Tegel zur Auszählung aus einem Behälter auf Tische geschüttet. Foto: Paul Zinken/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

© dpa / Paul Zinken

Keine hoheitliche Aufgabe: Wo kommen eigentlich unsere Wahlzettel her?

Wichtige Ausschreibung: Die Zettelei für die Berliner Wiederholungswahl. Und wenn sich keiner meldet? Dann hilft nur noch Berliner Improvisationskunst. Eine Glosse.

Wo kommen eigentlich unsere Wahlzettel her? Also, wenn sie überhaupt kommen? Der Laie denkt zweifellos, es handele sich dabei um eine wichtige hoheitliche Aufgabe, die unter Aufsicht eines Senatsdirigenten von promovierten Druckingenieuren... Verwaltungsgourmets wissen: Das ist privatisiert und muss ausgeschrieben werden. So wie jetzt!

„SenInnDS 155-2022“ ist die Nummer der Vergabeplattform Berlin, unter der wir Näheres erfahren: Es geht um den fetten Happen der kompletten Zettelei für die Berliner Wiederholungswahl mit Umschlägen, Plakaten und Lieferung. Es gäbe für dieses Projekt gewiss einen geborenen Auftragnehmer, nämlich die Druckerei Michael Müller in Tempelhof, aber da könnte es zeitlich knapp werden, denn der Betrieb sagt von sich: „Wir drucken noch so wie vor 565 Jahren Johannes Gutenberg.“

Aber auch andere Interessenten sollen gewarnt sein. Das ist ein heikler Auftrag, da findet man sich hinterher schnell vor einem Untersuchungsausschuss wieder. Die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand ist auch so eine Sache, und es könnte durchaus sein, dass sich überhaupt niemand meldet. Was dann? Dann hilft nur noch Berliner Improvisationskunst: Wir drucken uns die Zettel selbst und bringen sie ins Wahllokal mit. Schlechter als zuletzt geht sowieso nicht.

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