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Berlin: Kino im Europa-Center ohne Zukunft

„Royal-Palast“ soll Neubau weichen – Haus steht aber unter Denkmalschutz

Bald soll nichts mehr an den RoyalPalast erinnern: Europa-Center-Hausherr Christian Pepper, der kürzlich noch „kleinere Umbauten“ innerhalb des Hauses ankündigte, hat offenbar doch Größeres vor.Voraussichtlich im Herbst soll das stillgelegte Kino „Royal-Palast“, dessen Fassade in die Tauentzienstraße ragt, abgerissen werden. Damit will Pepper, der von insgesamt 40 Millionen Euro Investitionen für das Europa-Center spricht, 12000 Quadratmeter Verkaufsflächen für ein „exklusives Geschäft“ schaffen.

Von den Abrissplänen ist Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) überrascht worden. Das Haus stehe unter Denkmalschutz und werde sich nicht so ohne Weiteres abreißen lassen. Pepper habe ihm gegenüber kürzlich noch von einer „Idee“ berichtet, die er dem Bezirk vorstellen wolle. Pepper sagte, der ganze Denkmalschutz nutze nichts, wenn es keinen Kinobetreiber gebe. Er wolle den Bauantrag schon Ende des Monats einreichen. Der Neubau werde das Ausmaß des alten Kinogebäudes haben und sehr gläsern sein. „Es ist, als ob man eine Krone auf einen maroden Zahn setzt.“

Baustadtrat Gröhler ließ sich gestern von Pepper über die genauen Planungen informieren. Noch ist unklar, wieweit sich der Entwurf verwirklichen lässt. Im Bezirk hatte niemand ernsthaft mehr an eine Wiederbelebung des Kinos geglaubt. Ende letzten Aprils fiel hier schon der letzte Vorhang, nachdem zwei Jahre zuvor die Ufa-Kinokette, der das Kino gehörte, in die Insolvenz gegangen war. Seitdem hängen hier noch Filmplakate an der Fassade, und viele Passanten suchen vergeblich nach dem Kinoeingang. Das einstige Foyer wird als Geschäft genutzt.

Als der Royal-Palast mit der Eröffnung des Europa-Centers vor 40 Jahren startete, besaß er mit 380 Quadratmetern die größte Leinwand Europas. In November 1966 hatte hier der Film „Doktor Schiwago“ Premiere, lief 166 Wochen lang und lockte über zwei Millionen Zuschauer an. Im Jahr 1967 hatten die Filmfestspiele schon die Sorge, dass sie wegen Schiwago auf das große Kino verzichten müssten. Aber der Verleih zeigte sich großzügig und nahm den Film zugunsten der Berlinale vorübergehend aus dem Programm. Wie übrigens auch in den folgenden zwei Jahren. C. v. L.

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