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Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) im Gespräch mit Robert Ide, geschäftsführender Redakteur beim Tagesspiegel.

© Sven Darmer

Filmvorführung und Tagesspiegel-Talk: Klaus Lederer will für jede Kultureinrichtung kämpfen

Zum Tagesspiegel-Jubiläum sahen 400 Gäste den Berlin-Film "Kokon". Im Talk davor sprach der Senator der Linken allen Kulturschaffenden in Berlin Mut zu.

Warum Berlin nie erwachsen werde? „Die Vorstellung davon, ein abgeschlossener Mensch zu sein, ist auch nicht schön“, sagte Klaus Lederer. Der Kultursenator (Die Linke) steht in schwarzem Shirt und Jackett vor der großen Leinwand auf dem Kulturforum. Dahinter Autoscheinwerfer, die angestrahlte St. Matthäus-Kirche und der abendliche Potsdamer Platz.
Der Tagesspiegel und die Yorck-Kinos hatten am Montagabend zu einem Freiluft-Filmabend mit Gesprächen eingeladen.

Der Anlass war ein doppelter: Der Tagesspiegel feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Jubiläum und die Kinogruppe des „Checkpoint“- Newsletters kann endlich nach längerer coronabedingter Pause wieder zu öffentlichen Vorführungen einladen.

Lederer: „Behaltet euren Mut und euren Kopf oben!“

Die Corona-Pandemie hat Museen, Theater, Kinos und Künstler schwer getroffen. „Mein Ziel ist es, für jede Kultureinrichtung zu kämpfen“, sagte Klaus Lederer am Montagabend im Talk mit dem geschäftsführenden Redakteur des Tagesspiegels, Robert Ide. Momentan sei er zuversichtlich. „Obwohl das ein permanenter Kampf mit dem Finanzsenator ist“, gab der Kultursenator zu. Bis es einen Impfstoff gebe, wünscht er den Berliner Künstlern und Künstlerinnen: „Behaltet euren Mut und euren Kopf oben!“

Filmvorführung von "Kokon" im Kulturforum.

© Sven Darmer

Was er von dem neuen Berlin-Motto „Wir sind ein Berlin" halte, wollte Robert Ide noch wissen. „Berlin – irgendwas ist immer" - das wäre zwar Lederers persönlicher Favorit gewesen, aber das Understatement des neuen Mottos finde er auch gut. Die Einlösung dieser Idee "wir sind eins" - mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall - bleibe immer wieder aus und rege zu weiteren Entwicklungen an.

Senator wünscht sich mehr Alltagshelden in der Berichterstattung

Wirklich gut gelaunt sieht der Bär des neuen Berlin-Logos nicht aus, stellte Robert Ide dann noch fest. Dazu konterte Klaus Lederer später: „Wenn ich morgens den Checkpoint lese, denke ich manchmal, ich möchte mich erschießen“. Da werde manchmal "die Lust am Untergang zelebriert.“ Für die nächsten 75 Jahre Tagesspiegel wünsche er sich mehr Alltagshelden in der Zeitung.

Auch Checkpoint-Comiczeichnerin Naomi Fearn hatte eine Frage an Klaus Lederer.

© Sven Darmer

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„Aber die spannende Berliner Mischung aus Bärbeißigkeit und Zuneigung. Das würde ich als gesetzlich festlegen“, sagte Klaus Lederer. Naomi Fearn, Comiczeichnerin des „Checkpoints“, wollte von dem linken Politiker außerdem wissen, was er als König von Berlin per Dekret bestimmen würde. Die Antwort: Er würde vielleicht „permanentes Glück für alle“ verhängen.

Die Heldin aus "Kokon" wird am Kotti erwachsen

Das passte zum eigentlichen Anlass des Abends. Kleine Momente jugendlichen Glücks sucht auch Nora, die Protagonistin des Films „Kokon“, der nach dem Gespräch gezeigt wurde. Im heißen Sommer 2018 bekommt die 14-Jährige zum ersten Mal ihre Periode, entdeckt ihre Liebe zu anderen Mädchen und bahnt sich in dem Mikrokosmos rund um das Kottbusser Tor ihren Weg ins Erwachsenenleben.

Der Coming-of-Age-Streifen "Kokon" spielt in Berlin-Kreuzberg.

© promo

Regie führte Leonie Krippendorff. Es sei auch ein Film über eine introvertierte Person, die in einer extrovertierten Umgebung aufwächst, so Krippendorff. Gespielt wurde Nora von Lena Urzendowsky. Frei habe sich Urzendowsky als Jugendliche nicht immer gefühlt. „Da war diese Angst, sich von den Urteilen anderer begrenzen zu lassen“, sagte sie im Gespräch mit Redakteurin Ann-Kathrin Hipp.

Eine besondere Bedeutung während der Dreharbeiten hat für die Regisseurin wie für die Schauspielerin eine Plastiktüte bekommen. Im Wasser des Prinzenbads sieht sie für Nora wie ein wunderschöner Organismus aus, für andere ist die Tüte nur Müll.

Felicia Klinger

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