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Cornelius Geitner bei den Special Olympics World Games 2023 in Berlin beim Dressage-Reiten im Berliner Olympiapark.

© IMAGO/Ryan Sleiman/SPP

Reiten, Futsal, Inklusion: Mit den Kindern zu den Special Olympics in Berlin

Athleten aus der ganzen Welt sind zu den Special Olympic World Games Berlin 2023 in die Stadt gekommen. Ein Besuch der Wettkämpfe lohnt sich – auch mit der Familie.

Ein Kommentar von Daniela Martens

Mein Sohn ist in einem inklusiven Sportverein, er trainiert dort mit Kindern mit Behinderung. Rein theoretisch finde ich das toll, in der Praxis hat es seine Tücken. Vor allem für mich. Beim letzten Training geriet mein Zehnjähriger mit einem etwa drei Jahre älteren Jungen mit sichtbaren Behinderungen aneinander. Danach war er wütend und entmutigt, der andere hatte ihm wirklich wehgetan.

Ich musste meinen Sohn trösten. Nur wie? Ich sagte unbeholfen etwas darüber, dass der andere eine Behinderung habe. Das habe doch nichts damit zu tun, dass er ihm weh getan habe, fuhr mein Sohn mich an. Ich grübelte eine Weile darüber nach. Und kam zu dem Schluss, dass mein Sohn recht hatte und dass das, was ich da von mir gegeben hatte, Ableismus war. Zum Glück hatte der ältere Junge es nicht mitbekommen.

„Werden Menschen im Alltag auf ihre körperliche oder psychische Behinderung reduziert, spricht man in der Fachsprache von Ableismus“, erklärt die „Aktion Mensch“ auf ihrer Internetseite. „Genauer bedeutet Ableismus also, dass Menschen mit Behinderung von anderen Menschen ohne Behinderung auf die Merkmale reduziert werden, in denen sie sich vom vermeintlichen Normalzustand unterscheiden.“ Treffer, genau das hatte ich gemacht. Inklusion ist nicht so leicht.

Was auch darin liegt, dass Menschen mit sichtbaren Behinderungen im Alltag von vielen Berliner Familien nicht oft vorkommen. In dieser Woche ist das endlich einmal anders. Überall in der Stadt sind Menschen in Sporttrikots und schicken Turnschuhen zu sehen, oft in Gruppen, um den Hals ein Band mit Teilnehmerausweis der Special Olympics World Games: Olympische Spiele für „Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung“, wie es auf der Webseite der Spiele heißt.

Sie finden noch bis zum 25. Juni an vielen verschiedenen Orten in Berlin statt. Von einer Gruppe ungarischer Athlet:innen, die in einem Hotel nahe unseres Wohnhauses untergebracht ist, war mein Sohn fasziniert, nachdem wir uns auf dem Nachhauseweg kurz auf Englisch mit ihnen unterhalten hatten.

Diese Spiele sind wirklich sportlich

Mit meiner vierjährigen Tochter fuhr ich am Wochenende zum Hanns-Braun-Stadion zu den Leichtathletik-Wettkämpfen. Dort trafen wir eine befreundete Familie, deren fünfjährige Tochter Trisomie 21 hat. Gemeinsam mit anderen Kindern mit Trisomie 21 sahen wir uns den Start der 50-Meter-Läufe an.

Die Kinder verfolgten aufgeregt die Wettkämpfe der Athlet:innen aus Ländern wie Burundi und den Marshall-Inseln. Manche waren unglaublich durchtrainiert, wie ein junger Mann mit Trisomie 21, andere wirkten eher weniger sportlich und joggten gemütlich hinter den Schnelleren her. Es wurde klar: Diese Spiele sind wirklich sportlich, im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich fair und es wird niemand ausgeschlossen.

Viele Zuschauer saßen nicht auf den Rängen. Vielleicht lag das an der brennenden Sonne an diesem Tag, vielleicht aber auch daran, dass noch zu wenige Berliner:innen darauf kommen, sich die Spiele anzuschauen. Wer mit seinem Nachwuchs tollen Sport erleben möchte, hat dazu noch bis Sonntag Gelegenheit.

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