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Einfach abschließen? Für die Hallenbäder sieht es düster aus.

© dpa/Weßbrod

Update

150 Millionen Euro Investitionen: Diese Berliner Bäder werden 2023 saniert

Drei Schwimmbäder sollen ab diesem Jahr erneuert werden. In mindestens sieben weiteren Hallen stehen größere und kleinere Reparaturen an. Doch: Bei Neubauten geht es derzeit nicht voran.

| Update:

Wo am Mittwochmorgen noch lärmende Kindergruppen Schwimmunterricht bekommen, soll Mitte des Jahres die teuerste Badsanierung in der Geschichte der Berliner Bäderbetriebe (BBB) beginnen. Die Modernisierung des Wellenbades am Spreewaldplatz in Kreuzberg wird 42 Millionen Euro kosten und mindestens dreieinhalb Jahre dauern, teilte BBB-Vorstandsvorsitzender Johannes Kleinsorg mit. „Das ist die größte Einzel-Investition in der Unternehmensgeschichte der BBB.“

Neben dem Wellenbad wollen die Bäderbetriebe dieses Jahr im Mai mit der Sanierung des Stadtbades Schöneberg (7,9 Millionen Euro) sowie der Schwimmhalle Zingster Straße in Hohenschönhausen (5,5 Millionen Euro) beginnen. In Schöneberg kann noch bis zum 1. Mai gebadet werden, dann schließt das Bad für mindestens ein Jahr für die Erneuerungen an Lüftungsanlage und Fenstern. Das Bad in Hohenschönhausen bleibt bis zum 25. Mai geöffnet. Es werden die Schwimmbecken mit Edelstahl ausgekleidet und der Innenbereich umgestaltet, was zwei Jahre dauern wird. Zudem soll das Dach saniert und mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet werden.

Ermöglicht werden die neuen und bereits laufenden Bauvorhaben von rund 152 Millionen Euro, die den BBB zur Verfügung stehen – mehr als je zuvor – und die zu überwiegenden Teilen vom Land Berlin kommen. Inflation und Baukostensteigerungen von bis zu zehn Prozent, die in Berlin vielen Neubauprojekten einen Riegel vorschieben, seien in der langfristigen strategischen Planung mit dem Land Berlin berücksichtigt worden, erläuterte Kleinsorg. Gegenwärtig gehe er davon aus, dass der eingeplante Puffer ausreiche. Zudem sei den BBB für den Bauzeitraum 2022 bis 2027 ein „niedriger zweistelliger Millionenbetrag“ mehr eingeräumt worden als erwartet.

152
Millionen Euro stehen für laufende und drei geplante Vorhaben zur Verfügung.

Weniger erfreulich ist die ungeplante Schließung des Freibads in Spandau: Im Sommerbad Spandau Süd liegen Defekte am Becken und der Beckeneinströmung vor, die notwendigen Reparaturen werden sich bis zur Badesaison 2024 ziehen. Damit bestätigen Senat und Behörden das, was seit drei Wochen Thema im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau ist. Die Sanierung soll im Laufe des Jahres durchgeführt werden, zu den entstehenden Kosten wurden bisher keine Angaben gemacht.

Das Kreuzberger Wellenbad mit seinem ikonischen Tragwerk aus zahllosen sichtbaren Aluminiumstreben wird noch bis Ende Juni geöffnet sein. Danach werden Wasserfreunde für mehr als drei Jahre Ausweichmöglichkeiten finden müssen, denn das Bad wird von vielen Vereinen sowie für das Schulschwimmen genutzt. So unerlässlich Bädersanierung auch sei, so Kleinsorg, während der Schließphase fehlten die Wasserzeiten schmerzlich.

Das 1987 eröffnete Wellenbad am Spreewaldplatz, erklärte der zuständige Architekt Peter Arnke, weise derzeit funktionale und technische Schwächen auf, die behoben werden müssen. Zudem genüge das Bad den veränderten Hygieneregeln nicht mehr. Geplant ist, das Bad umfassend zu modernisieren: Das Tragwerk, „ein architektonisches Unikat“, soll erhalten bleiben, der Spaßbereich durch eine Breitrutsche ergänzt werden. Das Dach soll neu gedämmt werden und eine Photovoltaik-Anlage erhalten. Geplant ist auch ein höhenverstellbarer Boden im Sprungbecken, sodass es für Kurse wie Aquajogging nutzbar wird.

In sieben weiteren Bädern stehen dieses Jahr Reparaturen an: Im Stadtbad Wilmersdorf I müssen die Rohre der Wasseraufbereitungsanlage ersetzt werden. Das Bad bleibt vom 25. Juni bis November geschlossen, die Baukosten betragen rund 420.000 Euro. Im gleichen Bezirk wird seit 2021 das Sommerbad Wilmersdorf für 5,7 Millionen Euro saniert. Vier Becken wurden bereits mit Edelstahl ausgekleidet, derzeit werden Rasen, Beckenumgang und Pflanzen erneuert. Im Sommerbad Pankow laufen die Bauarbeiten an den seit vielen Jahren gesperrten Terrassen seit Oktober vergangenen Jahres. Zur Sommersaison sollen die 1,9 Millionen Euro teuren Bauarbeiten abgeschlossen sein und 2.800 Quadratmeter neuer Liegefläche zur Verfügung stehen.

Die BBB rechnen damit, die Umbauarbeiten an der Kleinen Schwimmhalle Wuhlheide nach den Sommerferien abzuschließen. Dort werden seit Frühjar 2022 Gebäudetechnik und Eingangsbereich saniert. Mit dem Stadtbad Tiergarten hofft die BBB, auch ein weiteres Großprojekt im Verlauf des Jahres zum Abschluss zu bringen. Die Erneuerung der Becken und Umkleide sowie die Fassadendämmung mit Gesamtkosten von 18,7 Millionen Euro laufen bereits seit 2019. Kleinsorg prognostizierte, das Bad könnte im Spätsommer wieder öffnen.

In Friedrichsfelde wird seit Februar dieses Jahres das Dach der Schwimmhalle Sewanstraße erneuert. Die Arbeiten geschehen im laufenden Betrieb, die BBB rechnen mit Kosten von rund 900.000 Euro. Zudem laufen die Bauarbeiten am seit Sommer 2019 in Reinickendorf geschlossenen Paracelsus-Bad weiter. Der Bau wird entkernt und sämtliche Bereiche mit Ausnahme der Becken erneuert. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant, die Kosten belaufen sich auf 23 Millionen Euro.

Darüber hinaus kündigten die BBB Neubauten an – doch erst mittelfristig. Beim Neubauprojekt eines Multifunktionsbades in Pankow sind für das laufende Jahr keine Fortschritte zu erwarten. Geplant ist, dort ein Mehrzweckbad nebst einer neuen Grundschule zu bauen. Doch noch fehlt die Bewilligung des Bebauungsplanes durch den Bezirk. Der gleichzeitige Schulbau mache das Verfahren komplexer, erklärte BBB-Sprecher Matthias Oloew, offenbar hake es derzeit an Kernfragen zu Verkehr und Lärm.

Auch in Marzahn-Hellersdorf wird man sich beim ersehnten Kombibad noch gedulden müssen. Zwar fiel die Wirtschaftlichkeitsanalyse der BBB für den Badneubau positiv aus, sagte BBB-Vorstand Kleinsorg: „In der Region würde ein Kombibad durchaus Sinn machen, wir sehen den Bedarf.“ Doch im laufenden Jahr seien keine Bauarbeiten geplant. Zunächst müsse die Realisierung dieses Projektes im Aufsichtsrat diskutiert werden.

Bis 2030 wollen die Bäderbetriebe rund 400 Millionen Euro in Ausbau und Sanierung der Berliner Bäderlandschaft stecken. In den kommenden Jahren stünden weitere Teil- oder Komplettsanierungen an, darunter im Stadtbad Mitte, im Sommerbad am Insulaner und im Kombibad Mariendorf. (mit dpa)

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