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Fahndung nach Ex-RAF-Terroristen – Polizeieinsatz auf einem Bauwagenplatz in Friedrichshain.

© Getty Images/Sean Gallup

Update

Kurz vor RAF-Razzia in Berlin entwischt: Burkhard Garweg versteckte sich auf Bauwagenplatz der linken Szene

Die Polizei vermutete den Ex-RAF-Terroristen auf einem Gelände der linken Szene in Friedrichshain. Eine Durchsuchung am Sonntag ergab: Burkhard Garweg lebte dort in einem Container.

| Update:

Auch der frühere RAF-Terrorist Burkhard Garweg hat unerkannt in Berlin gelebt. Er hat sich in einem Container auf einem Bauwagengelände der linken Szene in Friedrichshain versteckt. Zu diesem Ergebnis kommt das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen nach einer Durchsuchung am Sonntag. Der Container sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ Garwegs Unterkunft, er sei beschlagnahmt und abtransportiert worden, sagte ein LKA-Sprecher.

Für Garweg oder „Martin“, wie sich der gesuchte RAF-Terrorist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Verden wohl nannte, könnte die Luft langsam dünn werden. Die Polizei hat das Gelände und zwei Berliner Wohnungen durchsucht, der Bauwagen ist beschlagnahmt. Das bedeutet: Garwegs Umfeld sei weg, der Druck auf ihn steige, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden am Montag.

Die Ermittler hätten ihm sein Heim weggenommen, er sei höchstwahrscheinlich ohne Logistik unterwegs - und er sei „richtig auf der Flucht“, was belastend sein könne. Der Staatsanwalt sagte, seine größte Sorge sei eine Kurzschlusshandlung. Er appellierte an Garweg, sich zu stellen, um eine mögliche Eskalation zu vermeiden. Der Behördensprecher geht außerdem davon aus, dass die Ermittler dem Gesuchten nahegekommen sind: „Wir sind ganz gut dabei.“

Wie lange Garweg auf dem Gelände gelebt hat, ist unklar. Es sei aber ein „aktuellerer Zeitraum“, sagte der LKA-Sprecher am Abend. Bei der Durchsuchung am Sonntag fanden die Ermittler weder Garweg, 55 Jahre, noch seinen Komplizen Ernst Volker Staub, 69 Jahre. Die einstigen Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) werden seit fast 35 Jahren gesucht.

Bereits seit Dienstag sitzt Daniela Klette in Untersuchungshaft. Sie lebte rund 30 Jahre unerkannt in Kreuzberg. In ihrer Kreuzberger Wohnung fand die Polizei diverse Waffen und Munition, darunter ein Maschinengewehr vom Typ Kalaschnikow, eine Maschinenpistole, eine Panzerfaustgranate und eine Pistole.

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Am Sonntag suchten Kriminaltechniker auf dem Friedrichshainer Bauwagengelände vor allem in Garwegs Container nach Spuren und DNA-Resten. Am frühen Abend hatten die Ermittler dann Gewissheit. Zuvor war unklar, ob Garweg den Ermittlern möglicherweise nur knapp entwischt war.

Die Behörden erhöhen bei der Suche nach den früheren RAF-Terroristen Staub und Garweg massiv den Druck. Bereits am Freitag reisten Einheiten der niedersächsischen Polizei wegen neuer Hinweise nach Berlin. Am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr stürmte ein Spezialeinsatzkommando aus Niedersachsen das Gelände am Markgrafendamm. Dabei wurden Türen mit Sprengtechnik geöffnet und Blendgranaten gezündet. Entgegen erster Meldungen fielen keine Schüsse. Verletzt wurde niemand.

Polizisten durchsuchten gezielt einen Teil des in der linken Szene bekannten Areals in Berlin.
Polizisten durchsuchten gezielt einen Teil des in der linken Szene bekannten Areals in Berlin.

© dpa/Paul Zinken

Es seien zehn Personen auf dem Gelände angetroffen worden und zur Identitätsfeststellung vorläufig festgehalten worden, teilte das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen am frühen Nachmittag mit. Sie stünden aber nicht unter Verdacht.

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Zu sehen war, dass die Polizei vier Männer und eine Frau zu einer Polizeiwache mitgenommen hat, um ihre Personalien festzustellen. Der Grund: Sie hatten keine Ausweise dabei. Danach brachte die Polizei sie wieder zum Bauwagenplatz. Es handelte sich offenbar um Bewohner.

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Auch Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) waren im Einsatz, eine mit Maschinenpistolen bewaffnete Berliner Hundertschaft sicherte den Ort ab. Insgesamt 130 Polizisten waren beteiligt.

Auf dem ehemaligen Gewerbegelände am Markgrafendamm zwischen Elsenbrücke und Bahnhof Ostkreuz stehen zahlreiche Bauwagen und Wohnmobile. Seit der Wende befinden sich dort auch Projekte der einstigen Hausbesetzerszene. Wegen des Polizeieinsatzes stellte die S-Bahn den Zugverkehr zwischen den Bahnhöfen Treptower Park und Ostkreuz für mehrere Stunden ein.

Polizisten durchsuchten gezielt einen Teil des in der linken Szene bekannten Areals in Berlin.
Polizisten durchsuchten gezielt einen Teil des in der linken Szene bekannten Areals in Berlin.

© REUTERS/Christian Mang

Der Anwalt eines auf dem Areal residierenden Vereins sagte dem Tagesspiegel, die Polizei sei gezielt vorgegangen, es sei nur ein kleiner Teil des Geländes durchsucht worden. Der Verein sei von der Durchsuchung „völlig überrumpelt gewesen“, schilderte der Anwalt. Die Maßnahme richte sich nicht gegen den Verein.

Forensiker untersuchen einen kleinen Teil des Grundstücks.
Forensiker untersuchen einen kleinen Teil des Grundstücks.

© REUTERS/Christian Mang

Staub und Garweg gehörten wie die am Montag in Berlin festgenommene Daniela Klette, 65 Jahre alt, der dritten Generation der RAF an. In ihrer aktiven Zeit wurden 1989 der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen und 1991 Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder getötet.

Zwei Millionen Euro bei Raubzügen erbeutet

Die verschärften Suchaktionen des LKA Niedersachsen in Berlin beziehen sich jedoch nicht auf den Terrorismusverdacht. Das Trio soll sich von 1999, nachdem sich die RAF aufgelöst hatte, bis 2016 mit Überfällen vor allem auf Supermärkte und Geldtransporter in Niedersachsen Geld für den Lebensunterhalt beschafft haben. Die Beute soll sich insgesamt auf zwei Millionen Euro belaufen. Es geht auch um versuchten Mord, da das Trio auch geschossen hat.

Am Sonnabend veröffentlichte das LKA Niedersachsen mehrere aktuelle Fotos, die den Ermittlern zufolge „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zeigen“.
Am Sonnabend veröffentlichte das LKA Niedersachsen mehrere aktuelle Fotos, die den Ermittlern zufolge „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zeigen“.

© LKA Niedersachsen

Die Polizei vermutet auch Klettes Komplizen in Berlin. Die Behörden raten aber „dringend davon ab, die Gesuchten selbst anzusprechen“, denn „sie könnten bewaffnet sein“. Am Sonnabend veröffentlichte das LKA Niedersachsen neue Fahndungsfotos von Garweg, einige mit Hund. Die Fotos stammen aus den Jahren 2021 bis 2024, die Ermittler haben sie mutmaßlich bei Klette gefunden.

Die Terrorverfahren gegen Klette, Staub und Garweg laufen parallel zu den Ermittlungen wegen der Raubtaten. Die Haftbefehle des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe wegen versuchten Mordes und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion gegen das Trio sind auch noch in Kraft.

Dabei geht um einen gescheiterten Sprengstoffanschlag auf eine Bank im hessischen Eschborn, um Schüsse auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einen Sprengstoffanschlag auf den Neubau der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt 1993. Die RAF galt seit den Siebzigern als Inbegriff linksextremen Terrors im Westen des noch geteilten Deutschland.

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