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Ganz vertieft in ein gutes Buch.

© Getty Images/Martin Barraud

Tolle Kinderbücher: Spannend und lustig statt pseudopädagogisch

Conni geht nicht mit Fremden mit, Leo Lausemaus lernt Teilen und Rabe Socke wird sowieso immerzu belehrt. Zu viele Kinderbücher wollen Kindern eine Moral einbläuen. Wir haben Alternativen gesammelt.

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Conni geht nicht mit Fremden mit, Leo Lausemaus lernt Teilen und Rabe Socke wird sowieso immerzu belehrt. Zu viele Kinderbücher wollen Kindern eine Moral einbläuen. Neulich sprach Autor Finn-Ole Heinrich im Tagesspiegel-Interview darüber, warum er viele Kinderbücher schlecht findet: Erwachsene versuchten häufig, unterschwellige Botschaften durch Geschichten zu vermitteln, kritisierte er. Das sei Manipulation, findet der Preisträger des Jugendliteraturpreises 2012.

Wer sich jedoch auf die Suche macht, findet viele Buchschätze, die Kinder nicht nach bestimmten Mustern formen und ihnen auch keine Botschaft vermitteln wollen. Sondern einfach nur durch originelle, spannende oder lustige Handlungen bestechen. Die Familienseiten-Redaktion hat einige Lieblingsbücher zusammengetragen, die anders sind: schöne Geschichten ohne versteckte Moral. Eine Auswahl für Kleinkinder, Vorschul- und Grundschulkinder.

1 Sich durchs Buch klopfen

In Bilderbüchern für die Allerkleinsten (ab einem Jahr) ist ohnehin meist noch keine Moral versteckt. Die Auswahl für dieses Alter ist also groß. Besonders empfehlenswert ist der Klassiker „Klopf an“ von Anna-Clara Tidholm. Die Geschichte führt den Leser durch ein Haus, in dem er an immer neue Türen klopfen muss, um in den nächsten Raum – ergo auf die nächste Seite – zu gelangen. Kleine Kinder lieben das Buch und klopfen begeistert mit (Hanser-Verlag, 10 Euro).

2 Vom Winde verweht

Für Zweijährige ist das Büchlein „So schön wie der Mond“ von Komako Sakai (Beltz-Verlag 6,50 Euro) perfekt geeignet: Eine wundervoll poetische Geschichte um ein Kind, dem der Wind seinen Luftballon davon weht.

Stapelweise Lektüre: Wer gut sucht, findet viele tolle Kinderbücher ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

© Getty Images/(C) Maite Pons

3 Chaotisch oder poetisch

Ab drei oder vier Jahren dürfen die Texte länger werden, viele Kinder mögen nun stringente Geschichten mit Handlung. Wer gerne lacht, wird „Fiessein für Anfänger“ von Ian Whybrow (Noe-Verlag, 13 Euro) lieben: Eine chaotische Geschichte um eine Wolfsfamilie mit grauenvollen Manieren.

Apropos Chaos: Der Band „Mara muss mal“ aus der „Die Wilden Zwerge“-Reihe vom Autorentrio Meyer/Lehmann/Schulze sorgt ebenfalls für Kicheranfälle. Darin geht es um das Mädchen Mara, das im Kindergarten groß aufs Klo muss und beim Abwischen viel zu viel Klopapier benutzt. Die Toilette ist daraufhin verstopft, aber statt den Erziehern Bescheid zu sagen, versucht Mara, das Klo mit Hilfe der anderen Kinder wieder zu reparieren. Das misslingt auf herrlich komische Weise. Achtung, nichts für Menschen, die empfindlich auf freche Kinder und Fäkalsprache reagieren (Klett-Verlag, 9 Euro).

Etwas ernster, aber sehr poetisch ist die Neuerscheinung „Lilli und die Wolke“ von Terry und Eric Fan: Darin kauft sich das Mädchen Lilli auf dem Jahrmarkt statt eines Luftballons eine Wolke, die allerdings bald zu groß für ihr Kinderzimmer wird (Jacoby&Stuart, 18 Euro).

Spannend und wunderschön gezeichnet ist das Märchen „Edi Nussknacker und Lili Weißwieschnee“ von Erwin Moser: Ein Abenteuer um eine Maus, die auszieht, ein Zauberkraut zu suchen und dabei unter anderem Katzenpiraten in die Hände fällt. Letztendlich kann sie in einer fliegenden Pappkiste fliehen (Nilpferd-Verlag, 15 Euro).

Ein weiteres spannendes Märchen, aber etwas gruselig und daher erst ab vier Jahren geeignet: „Dulcinea im Zauberwald“ von Ole Könnecke (Hanser-Verlag, 16 Euro): Um an seinem Geburtstag in Ruhe Pfannkuchen mit Blaubeeren essen zu können, muss es das Mädchen Dulcinea darin ganz allein mit einer fiesen Hexe aufnehmen.

4 Zum Schlapplachen

Potenzial zum Schlapplachen ab fünf oder sechs Jahren bieten zwei Bücher im Comicstil, in denen es um den chaotischen Familienalltag und lustige Geschwisterabenteuer geht: „Familienbande“ von Lili L‘Arronge (Jacoby&Stuart, 15 Euro) und „Manno!“ von Anke Kuhl (Klett-Verlag, 18 Euro). Darin finden sich lustige autobiografische Geschichten – so schildert Kuhl etwa, wie sie als Kind einen Rosenkohl klaute, um daraus Salat für ihre Barbiepuppen zu machen.

Spaß am Lesen. Gute Kinderbücher bringen Kinder auch mal zum Lachen.

© imago/Westend61

Ebenfalls witzig und noch dazu sehr gut gereimt, was auf dem Kinderbuchmarkt keine Selbstverständlichkeit ist: „Dieses Tier bleibt jetzt hier“ von Jörg Isermeyer (Beltz-Verlag, 13 Euro). Darin geht es um das Mädchen Etta, das jeden Tag ein neues Tier von draußen mit ins Haus schleppt, wo es jede Menge Chaos anrichtet.

5 Papas Glatze

Besonders schöne Geschichten für Erstleser und Grundschulkinder hat der Moritz Verlag im Programm. Extrem lustig: „Als Papas Haare Ferien machten“ (10 Euro). Eines Tages laufen Papas Haare einfach davon und schreiben ihm regelmäßig Postkarten aus aller Welt. Das Buch ist genau richtig für Kinder, deren Väter mit beginnender Glatzenbildung zu kämpfen haben.

In „Fanny ist die Beste“ von Sara Ohlsson (11 Euro) tritt das Mädchen Fanny in kreativen Wettbewerben gegen seine Mutter an, während Oma Schiedsrichterin ist – eine unterhaltsame Geschichte für die ganze Familie.

6 Geldknappheit und Aliens

Ab etwa acht Jahren sind die Bücher von Philip Waechter empfehlenswert. In den Bänden „Und alles nur wegen Renato Flash“ und „Toni will ans Meer“ geht es um den zehnjährigen Toni, der unter chronischer Geldknappheit leidet und sich deshalb immer wieder Strategien einfallen lassen muss, um an das ersehnte Paar Fußballschuhe oder die Urlaubsreise zu kommen (Beltz-Verlag, je 15 Euro). Waechter schreibt angenehm ungekünstelt und lebensnah.

Sehr unterhaltsam sind auch die Comics von Tanja Esch: In „Boris, Babette und lauter Skelette“ geht es um Boris, der den Hamster seiner Nachbarin hüten soll. Der entpuppt sich jedoch als sprechendes Fabelwesen. In „Ulf und das Rätsel um die Neue“ gehen Ulf und seine Freunde einem unglaublichen Verdacht nach: Stammt die neue Mitschülerin Uli aus einer Familie von Aliens? (Kibitz-Verlag, 20 bzw. 18 Euro). Beide Bücher verschlingen junge Leser meist in wenigen Stunden.

7 Oma und das Internet

Genial-lustige Geschichten fürs Grundschulalter hat auch Marc-Uwe Kling geschrieben. Seine bislang vier Bücher der Reihe „Der Tag, an dem...“ bringen Eltern und Kinder ab etwa acht Jahren zuverlässig zum Lachen. Das erste Buch der Reihe heißt „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“. Darin geht es um drei Geschwister, die entsetzt feststellen, dass ihre Oma das Internet ausgestellt hat – und zwar nicht nur in ihrem Haus, sondern weltweit (Carlsen-Verlag, 10 Euro).

Zu Kindern, die es ruhiger mögen, passen die Mumin-Geschichten von Tove Jansson gut. Die harmlosen Abenteuer um eine liebenswerte Familie pummeliger Fantasiegestalten und ihre originellen Nachbarn sind finnische Kinderbuchklassiker (Arena-Verlag, 12 Euro pro Band). Die kauzigen Persönlichkeiten der Mumins sind liebevoll geschildert und bringen den Leser immer wieder zum Staunen, da sie selbst aus verfahrenen Situationen stets einen Ausweg finden.

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