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Die Straßenbahn in Berlin ist langsamer geworden, weil sie so viel im Stau steht.

© imago/Jürgen Ritter

Vorerst kein weiterer Streik in Berlin: BVG und Verdi machen Fortschritte bei Verhandlungen

Ein abgesagter Verhandlungstermin zwischen Verdi und der BVG wurde am Wochenende nachgeholt. Um das Fahrpersonal zu entlasten, könnte ein neues Fahrplankonzept erprobt werden.

Während sich bei der Bahn der nächste Streik anbahnt, machen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Gewerkschaft Verdi bei ihren Verhandlungen offenbar Fortschritte. In einer Mitteilung am Montag lobte die BVG einmal mehr die „konstruktiven Gespräche“.

Anders als zuvor bestätigte diesmal auch Verdi diese Darstellung: „Wir haben auf jeden Fall den Eindruck, dass die Verhandlungen konstruktiver laufen und alle Themen auf dem Tisch sind“, sagte Verdi-Sprecher Kalle Kunkel dem Tagesspiegel. Verhandelt wird über den Manteltarifvertrag, also nicht über konkrete Lohnerhöhungen, sondern über Rahmenbedingungen.

Der Gesprächstermin am Wochenende war kurzfristig zustande gekommen, nachdem die BVG einen Termin am vergangenen Freitag aus Verärgerung abgesagt hatte: Das Landesunternehmen hatte der Gewerkschaft einen Affront vorgeworfen, weil sie in Berlin trotz bisher konstruktiver Verhandlungen und überschaubarer Differenzen die BVG eineinhalb Tage lang bestreikt hatte – nach Ansicht der BVG ausschließlich aus bundespolitischem Kalkül.

Statt fester Abfahrtszeiten könnte es bald heißen: „Alle fünf Minuten“

Jetzt berichtet die BVG von Einigkeit, „dass man an vielen Stellen große Schritte weitergekommen ist“. Das Unternehmen habe der Gewerkschaft „weitere konkrete Angebote zu den Themen Zulagen, Urlaub sowie Dienstzeitlängen vorgelegt. Auch zum Thema Wendezeiten hat die BVG Alternativen vorgeschlagen, die betrieblich erprobt werden sollen.“

Die Wendezeiten sind bisher der schwierigste Punkt: Verdi fordert ein Minimum von zehn Minuten zwischen zwei Touren, was die BVG wegen des dafür nötigen zusätzlichen Personals als unrealistisch ablehnt. Aus Sicht des Managements besteht das Problem in erster Linie darin, dass die Busse und Bahnen so viel Zeit vor Ampeln und im Autostau vertrödeln, dass die Fahrpläne – und die darin enthaltenen Wendezeiten – nicht einzuhalten sind.

Um dem Fahrpersonal den Druck zu nehmen, den die permanent tickende Verspätungsuhr im Cockpit erzeugen kann, erwägt die BVG, einzelne Linien zur Hauptverkehrszeit von einem Zeit- auf einen Taktfahrplan umzustellen, also keine Uhrzeiten mehr für jede Abfahrt anzugeben, sondern beispielsweise „alle fünf Minuten“. In anderen Städten ist das bereits üblich.

Aus Sicht der BVG wäre es zumindest auf dicht befahrenen Metrolinien denkbar, nicht aber auf Außenstrecken, auf denen nur alle 20 Minuten ein Bus oder eine Bahn kommt. Verdi-Sprecher Kunkel bestätigte, dass die Erprobung eines solchen Fahrplanmodells „Teil der Diskussion über mögliche Lösungen zur Entlastung“ des Personals sei.

Die nächste reguläre Verhandlungsrunde zum Manteltarifvertrag ist für den 11. und 12. März angesetzt. Verdi will weitere Streiks nicht komplett ausschließen, sieht aber momentan keine Veranlassung dafür.

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