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Das neubarocke Gebäude vom Kriminalgericht Moabit, aufgenommen am 30.07.2014 in Berlin.

© picture alliance / Jens Kalaene/Jens Kalaene

Vorwurf des versuchten Mordes: 72-Jähriger schweigt nach Schuss auf Ex-Frau vor Berliner Landgericht

Nach einem Schuss auf seine Ex-Frau steht ein 72-Jähriger vor dem Berliner Landesgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord vor. Der Angeklagte schweigt.

Die Frau stand an einer Ampel, als ihr Ex-Partner einen Revolver gezogen haben soll. Ein Schuss in den Rücken verletzte die 46-Jährige schwer. Acht Monate später steht Hussein A. K., 72 Jahre alt, seit Montag wegen versuchten Mordes vor dem Berliner Landgericht. Es ist nicht der erste Prozess gegen ihn im Zusammenhang mit der Mutter seiner drei jüngsten Kinder und einer Waffe.

Es war 16.40 Uhr, als die Frau am 5. Dezember vor dem Kulturhaus Urania in Schöneberg unterwegs war. Mit einer Begleiterin soll sie an jenem Montagnachmittag aus der Richtung Wittenbergplatz gekommen sein. Plötzlich ein Knall. Von hinten soll A. K. an seine Ex-Partnerin herangetreten sein, um sie zu töten. Er habe einen „gezielten Schuss“ auf ihren Oberkörper abgefeuert, heißt es in der Anklage.

Der Täter soll dann auf die Schwerverletzte zugelaufen sein. Ihr sei jedoch die Flucht auf die Mittelinsel der Straße gelungen, „noch bevor er in der Lage war, weitere Schüsse auf sie abzugeben“, so die Anklage. Auch habe er wegen vieler Passanten seine Ergreifung befürchtet.

Die Frau, Mutter von drei seiner insgesamt sechs Kinder, musste notoperiert werden. Im Prozess ist sie Nebenklägerin. Persönlich erscheinen allerdings möchte die 46-Jährige nicht. „Bei einem Aufeinandertreffen ist eine Retraumatisierung zu befürchten“, sagte ihre Anwältin und beantragte für ihre Mandantin eine audiovisuelle Zeugenvernehmung. „Sie hat große Angst vor dem Angeklagten.“

Der in Jordanien geborene Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit und die aus Marokko stammende Frau sollen sich übers Internet kennengelernt und 2007 nach islamischem Recht geheiratet haben. Ende 2018 die Trennung. Anfang 2019 kam es dann zu einem Vorfall, der zu einem Strafverfahren führte.

Mit einer umgebauten Schreckschusswaffe soll der einstige Busfahrer die Frau an der Schulter verletzt haben, so der Vorwurf damals. Ein Prozess folgte Mitte 2021. A. K. erklärte, im Gerangel habe sich ein Schuss gelöst, er habe nicht auf die Frau gezielt und könne sich nicht erklären, wie es zu der Verletzung kam. Er erhielt wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und fahrlässiger Körperverletzung eine Bewährungsstrafe.

Die Frau hatte damals als Zeugin erklärt, ihr Ex-Partner sei schwierig gewesen – „er wollte herrschen“. Und er habe ihr die Kinder wegnehmen wollen. Ob sich der Mann im jetzigen Prozess äußern wird, blieb zunächst offen. Wegen gesundheitlicher Probleme des Angeklagten fiel der erste Tag kurz aus. Am Mittwoch geht die Verhandlung weiter.

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