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Der Bürgerverein Heinersdorf will den Sleipnerplatz wiederbeleben.

© Paul F. Duwe

Mit Bolzplatz und Honiggarten: Wie der Bürgerverein Heinersdorf den Sleipnerplatz wiederbelebt

Der Bürgerverein will dem verrotteten Sleipnerplatz neues Leben einhauchen. Das ist aber nur eines von vielen Projekten der umtriebigen Aktiven.

Meterhohe Brennnesselstauden, weitverzweigtes Efeu am Boden, einzelne überwachsene Bäume und allerhand Gestrüpp – der Sleipnerplatz in Heinersdorf in Pankow hat derzeit nichts gemein mit einem Stadtplatz. Jahrzehntelang wurden hier Gartenabfälle wild entsorgt. Das Gelände blieb sich selbst überlassen. Das soll sich ändern. Die Zukunftswerkstatt des Bürgervereins Heinersdorf will den Platz rekultivieren, der einst als kleine Grünoase mit einem Wasserbecken der Erholung diente. Am 19. September wird gemeinschaftlich angepackt.

Der Architekt Alexander Pechmann ist einer der Initiatoren für den Verwandlungsprozess: „Wir möchten gern, dass der Sleipnerplatz wiederbelebt wird.“ Auch Saskia Münch hat den Wunsch, etwas zu bewegen: „Wir wollen mit unserem Engagement Menschen motivieren, das Umfeld schöner zu gestalten.“ Am Rande des Platzes hat die Initiative schon vor einem Jahr Schutt abgetragen.

Der vor 12 Jahren gegründete Verein ist stetig gewachsen und hat nun 120 Mitglieder. Wenn in Heinersdorf mit seinen rund 7500 Einwohnern etwas auf die Beine gestellt wird, dann ist meistens die Zukunftswerkstatt dabei. Die Liste der vom Bürgerverein angestoßenen Vorhaben ist lang. Schon vor der Aktion „Sleipnerplatz retten“ haben die engagierten Heinersdorfer mehrere andere Plätze zu neuem Leben erweckt.

Am Platz A, benannt nach dem Bebauungsplan aus dem Jahre 1925, wurde eine Spielfläche eingerichtet. Im Wendekreis der Straßenbahn 2 an der Romain-Rolland-Straße ist durch ehrenamtliches Zupacken ein Bolzplatz mit einem kleinen Gebäude und einer schönen Wiese entstanden. Dort finden die jährlichen Heinersdorfer Sommerfeste statt. Schließlich konnte das Kastanienwäldchen gegenüber der Grundschule am Wasserturm wieder ansprechend hergerichtet werden. Es entstand ein Honiggarten mit Bienenstöcken.

Der Bürgerverein hat von seinem Nachbarschaftshaus „Alte Apotheke“ in der Romain-Rolland-Straße aus ein Netzwerk von Partnerschaften geknüpft. So gibt es einen Schülerclub, in dem Schilder für Aktionen gemalt werden. Man kooperiert mit der Grundschule am Wasserturm und mit der Arbeiterwohlfahrt. Ein Entsorgungsunternehmen stellt, wenn benötigt, Abfallcontainer bereit. Die Wohnungsgesellschaft Gesobau hilft mit Räumen, und auch die Evangelische Kirche zählt zu den Unterstützern.

Regionale Äpfel und Kartoffeln zum Abholen

Das alte Spritzenhaus an der Romain-Rolland-Straße wurde denkmalgerecht wieder instandgesetzt. Dort kann man jetzt auf Bestellung Äpfel und Kartoffeln aus der regionalen Landwirtschaft abholen. Demnächst präsentiert die Zukunftswerkstatt auf dem ehemaligen Friedhof hinter dem Haus Schautafeln zur Gründung von Groß-Berlin vor 100 Jahren, die auch die Eingemeindung des Fleckens Heinersdorf zur Folge hatte.

Ab und an gibt es gemeinsame Aktivitäten mit der Ahmadiyya-Moschee und syrischen Flüchtlingen, denen im Nachbarschaftshaus Beratung angeboten wird. Dafür helfen die Geflüchteten etwa beim Heinersdorfer Viertelmarathon, der am 12. September vom Verein schon zum zwölften Mal ausgetragen wird. Es geht einmal rund um den Ortsteil. Ein gutes Gemeinschaftsgefühl ist dem Bürgerverein auch beim Sport wichtig. „Wir bringen gern alle am Ort zusammen“, sagt Alexander Pechmann.

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Nun hofft er, dass am 19. September viele Nachbarn am Sleipnerplatz mithelfen. Jede Hand ist gern gesehen. Nach getaner Arbeit gibt es zu trinken und Herzhaftes vom Grill und auch Gespräche. Da wird mancher vielleicht fragen, woher eigentlich der Name des Platzes stammt. Ein Sleipner ist das achtbeinige Pferd der germanischen Gottheit Odin. Die Bezeichnung wurde 1912 eingeführt und passt sich den benachbarten Straßen mit Namen aus der nordischen Mythologie an.

Und weil der Sleipnerplatz nicht an einem Tag zu retten ist, plant die Zukunftswerkstatt einen weiteren Arbeitseinsatz. Am 7. November 2020 sollen gemeinsam Felsenbirne und andere Obstsorten angepflanzt werden.

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