zum Hauptinhalt
Krippe zu. Laut Pfarrer Thomas Lübke können drei der insgesamt 23 betroffenen Kinder in der anderen Einrichtung der Gemeinde unterkommen.  

© Ottmar Winter/PNN

Update

„Wir hoffen auf ein Weihnachtswunder“: Berliner Kita kündigt Krippenplätze wegen Personalmangel

Zum Januar verlieren 23 Kleinkinder ihren Platz in einer kirchlichen Kita. Die Kündigung der Gemeinde kam kurzfristig. Jetzt werden Lösungen gesucht.

| Update:

Die Nachricht erwischte zwei Dutzend Eltern in Berlin-Friedenau kalt. Sie erhielten Ende vergangener Woche das Kündigungsschreiben für die Betreuung ihrer unter dreijährigen Kinder in einer Kita der Philippus-Nathanael-Gemeinde. Die zwei Krippengruppen der Kita in der Stierstraße mit 24 Betreuungsplätzen für unter Dreijährige werden zum Jahresende geschlossen. Für die Eltern ein Schock, denn überall in der Stadt sind Kitaplätze Mangelware. Der Hauptgrund dafür: In großem Umfang fehlen Erzieherinnen und Erzieher. Die Chance, schnell für die Kinder neue Betreuungsmöglichkeiten zu finden, scheint gering. 

Auch in diesem Fall kann die Kita nach Kündigungen von Erzieherinnen den vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel nicht einhalten. Die Kitaaufsicht des Senats habe gesagt, dass die Krippengruppen zu schließen sind, nachdem die Gemeinde die Personalprobleme geschildert habe, sagt Pfarrer Thomas Lübke. Der Kindergartenbereich für die drei- bis sechsjährigen Kinder sei nicht betroffen. Ein Sprecher der Senatsjugendverwaltung bestätigte, dass die Kitaaufsicht Ende November von der personellen Notlage erfahren habe. „Die Schließung der Krippe ist keine Forderung der Kitaaufsicht, sondern die Entscheidung der Kirchengemeinde, als Ergebnis bereits längerfristig unbesetzter Stellen und zusätzlicher kündigungsbedingter Personalausfälle zum Ende des Jahres“, sagte der Sprecher.

Situation spitzte sich durch Kündigungen zu

Die Kita ist in Trägerschaft der Gemeinde, die außerdem noch eine Einrichtung am Grazer Platz unterhält. „Wir hoffen auf ein Weihnachtswunder“, dass sich noch Erzieherinnen und Erzieher finden, sodass die Gruppen aufrecht erhalten bleiben könnten, sagt Lübke. Aber da das nicht absehbar sei, habe man die Gruppen schließen müssen. Laut Lübke können drei der 23 betroffenen Kinder in der anderen Kita der Gemeinde unterkommen.

Die Personalsituation an der Kita spitzte sich schon in den vergangenen Monaten durch Kündigungen weiter zu; Ursache dafür sind anscheinend auch Schwierigkeiten mit einzelnen Beschäftigten. Als noch eine Mitarbeiterin ankündigte, die Kita zum Jahresende zu verlassen, sei klar geworden, dass der Krippenbetrieb nicht mehr gehe, sagt Lübke. Im Januar hätten nur noch zwei Erzieherinnen für den Krippenbereich zur Verfügung gestanden.

Neues Personal sei nicht zu finden. Die Gemeinde gebe im Monat 600 Euro für Stellenanzeigen aus. Und da Stellen nicht besetzt werden könnten, wird viel mit Leasingkräften gearbeitet. Die Kosten dafür liegen nach Angaben des Pfarrers bei rund 25.000 Euro monatlich.

Eltern sehen Versäumnisse bei der Gemeinde

Eltern der Krippenkinder sehen aber auch Versäumnisse bei der Gemeinde als Träger der Kita. Sie vermissen auch ein Frühwarnsystem, damit Eltern nicht von plötzlichen Kündigungen überrascht werden. Ein Vater sagt, es sei fraglich, ob der Träger seiner Verantwortung wirklich gerecht geworden sei. Angesichts der sich seit langem abzeichnenden Personalprobleme habe er doch ziemlich fahrlässig gehandelt.

Inzwischen ist der evangelische Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg eingeschaltet und will sich bei der Suche nach einer Lösung beteiligen. Auch das Jugendamt ist mit dem Fall befasst. Mitte der kommenden Woche lädt es zu einem Gespräch aller Beteiligten, der Gemeinde, der Kitaleitung und der Eltern ein.

„Das Amt hat selbstverständlich ein großes Interesse daran, dass die betroffenen Kinder nicht zum Jahresende in andere Einrichtungen vermittelt werden müssen“, sagt Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD).

Dass ganze Kitagruppen so kurzfristig geschlossen werden, ist im Bezirk eher eine Ausnahme. Vor knapp vier Jahren gab es allerdings einen Fall, dass eine Tempelhofer Kita die Verträge für mehr als 100 Kinder gekündigt hatte. Auch hier kam es für die Eltern Ende Januar 2019 vollkommen überraschend, dass sie ab März ohne einen Betreuungsplatz für ihre Kinder dastanden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false