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Vor der Schiffs-Katastrophe im Atlantik 1912. 

© The HISTORY Channel/LP Films

History-Doku: Sechs Chinesen auf der Titanic

Mit einem Hobby-Sinologen und einem Filmemacher begibt sich „Titanic“-Regisseur James Cameron abermals an Bord des gesunkenen Luxusliners und findet dort Passagiere der unerwarteten Art.

Das Allgemeinwissen über die „Titanic“ wurde wie kaum ein Weltereignis in Hollywood gebildet. James Camerons Blockbuster hat dabei drei Hypothesen zu Fakten fiktionalisiert: Reiche Passagiere waren meist Amerikaner und ziemlich feige, arme Passagiere waren oft Europäer und ziemlich tapfer, die anderen Kontinente schufteten im Maschinenraum, wo sie allesamt auch endeten.

Alles nicht falsch, alles aber auch der Überprüfung wert, die kein geringerer als Cameron vornimmt. Gut 25 Jahre, nachdem der Regisseur den Luxusliner erneut sinken ließ, hat er einen Doku-Thriller produziert („The Six. Titanic – Das letzte Geheimnis“, 97 Minuten, History Channel via Amazon/Apple, ab 17.06.), der Erstaunliches zutage fördert: Denn an Bord befanden sich acht Chinesen, von denen sechs überlebten, aber verschollen sind. Für immer, so schien es lange. Zumindest allen außer Steven Schwankert.

Ach, pack es einfach auf meine Liste amerikanischer Gräueltaten..

James Cameron, Regisseur

Begleitet vom Filmemacher Arthur Jones begibt sich der Hobbysinologe mit Katastrophenfimmel auf die Suche nach „The Six“, wie ihre Spurensuche heißt, die bald einer Schatzsuche gleicht. Während sie dafür den Erdball umrunden, Fachleute befragen, Experimente anstellen und mit Reenactment, Cartoons, Archivmaterial zum Historytainment andicken, stößt das Trio nämlich nicht nur auf Nachfahren der Verschwundenen.

Es räumt mit einer Reihe weiterer Legenden vom April 2012 auf und widmet viele der 97 Minuten einem Kapitel US-amerikanischer Geschichte, das bis heute nachwirkt: antichinesische Propaganda, die das gerettete Sextett kurz nach ihrer Landung in New York ein zweites Mal versinken ließ. Auch davon erzählt „The Six“ so fesselnd, als hätte Cameron den Appell gegen Rassismus aller Epochen nicht nur produziert, sondern inszeniert.

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