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Papierausgaben der Zeitungen «Bild»

© dpa/Monika Skolimowska

Update

Radikalkur beim Boulevardblatt: Springer wirft gesamte „Bild“-Chefredaktion raus

Die alte Dreierspitze um Johannes Boie muss gehen, Marion Horn übernimmt als neue Vorsitzende der „Bild“-Gruppe. Der neue Chefredakteur der „Bild“ musste einen Drogentest bestehen.

| Update:

Frühjahrsputz bei der „Bild“-Zeitung. Nach einer Mitteilung an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dem Tagesspiegel vorliegt, wird die Chefredaktion komplett ausgetauscht. Zuerst hatte der Branchendienst „Medieninsider“ über den Rauswurf berichtet.

„Künftig besteht die Führung der Chefredaktion aus zwei statt bislang vier Personen. Sie wird BILD journalistisch und strategisch weiterentwickeln, mit starkem Boulevard-Profil positionieren und den digitalen Wandel aktiv vorantreiben“, heißt es in der Mitteilung.

Den Vorsitz der Chefredaktionen der „Bild“-Gruppe übernehme mit sofortiger Wirkung Marion Horn. Robert Schneider, bisher „Focus“, wird zum 17. April 2023 Chefredakteur „Bild“.

Bisheriges Führungstrio muss gehen

Die neue Spitze wird ergänzt mit den stellvertretenden Chefredakteuren René Bosch, Timo Lokoschat, Tanja May, Paul Ronzheimer, Mandy Sachse und Yvonne Weiß. Bis zum Antritt von Robert Schneider agiert Marion Horn sowohl als Chefredakteurin sowohl von „Bild“ als auch von „Bild am Sonntag“.

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Die derzeitigen Chefredakteure Johannes Boie, Alexandra Würzbach und Claus Strunz würden aus ihren bisherigen Funktionen ausscheiden. Über mögliche künftige Aufgaben im Hause Axel Springer soll zu einem späteren Zeitpunkt informiert werden.

Zur Begründung für das Revirement heißt es: „Bild ist die Nummer 1 in Deutschland und es ist unser Anspruch, dass sie das auch in der Digital Only Ära bleibt. Das ist redaktionell, organisatorisch und kulturell eine fundamentale Transformation. Sie erfordert auch Veränderungen der Chefredaktion.“

Schneider musste erst einen Drogentest bestehen

Marion Horn stehe für einen klaren Wertekompass, journalistische Exzellenz, Führungsstärke und Leidenschaft für guten Boulevardjournalismus. Robert Schneider habe in den vergangenen elf Jahren in verschiedenen Aufgaben als Chefredakteur des Burda-Verlags Kreativität und Kompetenz als Blattmacher und Profilschärfe im politischen Journalismus bewiesen. Springer-CEO Mathias Döpfner sagte laut einer Mitteilung: „Ich freue mich sehr, dass Marion Horn und Robert Schneider wieder zurück zu Axel Springer und ,Bild’ kommen. Sie stehen für unseren Weg in die Zukunft.“

Die 57-jährige Horn hat bereits viele Jahre für Axel Springer gearbeitet, ab Januar 2001 als Mitglied der Chefredaktion von „Bild“, seit 2013 wurde sie als erste Frau in der Geschichte des Blattes Chefredakteurin der „Bild am Sonntag“. Horn musste nach internen Auseinandersetzungen mit dem damaligen „Bild“-Chef Julian Reichelt gehen.

Auch Robert Schneider hat „Bild“-Erfahrung, bis zu seinem Wechsel zu Burda hat er als Ressortleiter für das Blatt gearbeitet. Seine Rückkehr zu Springer wurde in dem Moment möglich, als er einen Drogentest negativ bestanden hatte. Eine Anforderung, die nach dem Wirken von Julian Reichelt, Vorgänger von Johannes Boie, von Springer als notwendig erachtet wurde.

Johannes Boie wird zu den „Bild“-Chefredakteuren zählen, die am kürzesten amtiert haben. Er begann am 18. Oktober 2021, da kam er aus der „Welt“- in die „Bild“-Chefredaktion. Döpfner verband damit die Erwartung auf einen kulturellen wie inhaltlichen Wechsel. Weniger Reichelt-Rabaukentum, verfeinerte, intellektuellere Ansprache des „Bild“-Publikums. Und in der Redaktion eben das Ende eines Regimes, das offenkundig von Machtmissbrauch speziell den Mitarbeiterinnen gegenüber gekennzeichnet war. Boies Spezialauftrag: Endlich mal Ruhe im „Bild“-Puff!

„Bild“ ist „Bild“

Aber „Bild“ ist „Bild“. Boie wurde zunehmend von weiten Teilen der Redaktion nicht als Boulevardmann gesehen, die Spannungen und Richtungsstreitigkeiten scheinen immer größer geworden zu sein. Und Claus Strunz muss sich vorhalten lassen, dass Bild TV unter seiner Führung nicht zum Erfolg wurde, sondern zum Verlustbringer, sodass das Programm stark zurückgefahren werden musste.

Der radikale Schritt der Springer-Spitze soll dazu beitragen, dass die „Bild“-Redaktion zur Ruhe kommt. Seit den Skandalen um Julian Reichelt und den zahlreichen Wechseln und Machtkämpfen an der „Bild“-Spitze ist die Redaktion in ständigem Aufruhr. Hinzukommen Sparmaßnahmen in der Redaktion. „Bild“ in all seinen Ausspielwegen braucht Zukunft, Horn und Schneider sollen sie sicherstellen.

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