Bilderreise durch Deutschland: Ins Weltkulturerbe blättern
Wer in den Bergen wohnt, kennt die Küste kaum. Und hinterm Deich kraxelt man nicht in die Höhe. Ein Buch inspiriert zu neuen Erfahrungen
Ob wir uns kommenden Jahr wieder in der Welt umsehen dürfen? Wir wissen es nicht. Müssten wir also (wieder) in deutschen Landen bleiben. Aber, wäre das so schlimm? Überraschende Entdeckungen warten schließlich zuhauf zwischen Baden-Württemberg und Thüringen oder Bayern und Schleswig-Holstein. Wer in den Bergen zu Hause ist, kennt eher wenig von der See, und wer hinterm Deich wohnt, erklimmt höchst selten Gipfel. „Es besteht kein Grund, vor jedem Fleck Deutschlands in die Knie zu sinken und zu lügen: wie schön! Aber es ist da etwas allen Gegenden Gemeinsames – und für jeden von uns ist es anders“, schrieb Kurt Tucholsky in seinem nachdenklichen Essay „Heimat“. Dieser 1929 entstandene Text ist den Fotos vorangestellt, ebenso wie Reflektionen von Heinrich Heine, Thomas Mann und Joseph Roth.
Doch, wohin fahren? Inspirationen bekommt man jetzt durch ein opulentes Buch [„So schön ist unser Land“, Verlag Ellert und Richter, 432 Seiten, 29,95 Euro].
Fangen wir mit dem Blättern und Staunen an. Denn auf den hier versammelten Fotos ist nur das Herrlichste zu sehen. Die Bodenseeinsel Reichenau zum Beispiel. Nirgendwo in Deutschland hat die frühe Romanik so eindrucksvolle Zeugnisse hinterlassen wie in den drei Kirchen der Reichenau. Ein Idyll, das man sich nur zur Hochsaison mit (zu) vielen Menschen teilen muss.
Auch Nicht-Gläubige gehen im Urlaub gern in eine Kirche. Denn drinnen warten oft wertvolle Gemälde und Skulpturen, Fresken und Schnitzwerk. Im Dom zu Aachen, ein Weltkulturerbe, muss man den Kopf tief in den Nacken legen, um die ausgemalte Pracht im Deckengewölbe bewundern zu können.
Zum Watzmannhaus sollte man – zünftig – wandern. Gut vier Stunden dauert die Tour von Berchtesgaden bis zu dem schönen 1930 Meter hoch gelegenen Stützpunkt. Flachländer übernachten in der legendären Hütte, Einheimische nehmen es als Tagesausflug und wandern am selben Tag wieder zurück. Der Grundstein fürs Watzmannhaus wurde 1887 gelegt. Seine tolle Lage in der Gebirgswelt hat der Fotograf fast ein wenig kitschig in Szene gesetzt. Am 21. Mai 2021, so heißt es auf der Website, soll die Hütte wieder öffnen.
Wer sich nach Wolkenkratzern sehnt, aber in absehbarer Zeit nicht nach Asien oder in die USA reisen mag, kann auch hierzulande beeindruckende Hochhaustürme betrachten. In Frankfurt am Main, zum Beispiel. Dort steht seit sechs Jahren der Skytower der Europäischen Zentralbank, direkt am Mainufer. Entworfen hat ihn der österreichische Architekt Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au.
Warum viele Fotos in diesem Band offenbar stark nachbearbeitet wurden, ist unverständlich. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn die herausragenden Orte sprechen ohnehin für sich. Es wird dauern, sie alle zu besuchen.
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