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Blumen und Briefe liegen nahe Schloss Windsor in Gedenken an die Queen.

© REUTERS/Carl Recine / CARL RECINE

Trauernde trotzen über Stunden der Kälte: Ein letztes Abschiednehmen von der Queen

Noch einmal reihten sich am Sonntag Tausende in die Warteschlange ein, um persönlich von Elizabeth II. Abschied zu nehmen. Am Montag wird die Monarchin beigesetzt.

Wenn Trauer zum Großereignis wird: Vor dem historischen Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. am Montag haben sich noch einmal Tausende Menschen in die wohl bekannteste Warteschlange der Welt eingereiht. Hochrangige Gäste wie US-Präsident Joe Biden erwiesen der am 8. September gestorbenen Monarchin am Sonntag die Ehre.

Über Stunden trotzten die Trauernden am Wochenende der nächtlichen Kälte in London, um den Sarg ihrer Queen zu sehen. In Westminster Hall hatten die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit zum Abschiednehmen, bevor die Königin beigesetzt wird.

Für den gigantischen Staatsakt koordinieren Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten in Großbritannien eine der größten Sicherheitsoperationen, die die Hauptstadt je erlebt hat. Über 10.000 Mitglieder des britischen Militärs sollen im Einsatz sein. „Es ist enorm“, sagte der Chef des Verteidigungsstabes, Admiral Tony Radakin, der BBC. Zahllose Monarchen sowie Staats- und Regierungschefs aus aller Welt wurden erwartet.

Am Abend vor dem Staatsbegräbnis trafen am Sonntag zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie gekrönte Häupter aus aller Welt zu einem Empfang im Buckingham-Palast ein. König Charles III. und Königsgemahlin Camilla hatten dazu in die Hauptresidenz des britischen Monarchen in London geladen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde ebenfalls zu diesem Anlass erwartet.

US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden nehmen Abschied von der Queen.

© Joe Giddens / POOL / AFP / Joe Giddens

US-Präsident Biden und seine Ehefrau Jill nahmen von Elizabeth II. an deren im britischen Parlament aufgebahrten Sarg persönlich Abschied. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der demokratische Politiker und die First Lady der USA am frühen Sonntagabend von einem Podest am Rande der Westminster Hall schweigend auf den Sarg blickten. Biden würdigte die Queen als „anständig“ und „ehrenhaft“. „Es ist ein Verlust, der ein riesiges Loch hinterlässt“, sagte er über ihren Tod, nachdem er sich in ein Kondolenzbuch eingetragen hatte.

Überraschungsbesuch von König Charles und seinem Sohn Prinz William

Am Samstag hatten sich König Charles III. (73) und sein Sohn Prinz William (40) volksnah gezeigt. Beide statteten den Wartenden in der Schlange einen Überraschungsbesuch ab. Die Menge begrüßte sie mit Applaus, Jubel und „God save the King“-Rufen.

Für einen kurzen Schockmoment sorgte derweil ein Zwischenfall am Freitagabend. Ein Mann rannte in Richtung des Sargs, wurde aber schnell festgenommen.

Angesichts der Massen an Trauernden rief das britische Kulturministerium am Sonntag dazu auf, sich nicht mehr in der Warteschlange zum Sarg der Queen anzustellen. „Um Enttäuschungen zu vermeiden, fahren Sie nicht mehr los, um sich in die Warteschlange einzureihen“, schrieb das Ministerium auf Twitter.

Prinz William, Prinz von Wales (r.), und der Herzog von Sussex, Prinz Harry, kommen zu einer Totenwache der Enkelkinder von Königin Elizabeth II. am Sarg ihrer Großmutter.

© Aaron Chown/PA Wire/dpa / Aaron Chown

Die Kinder und die acht Enkel der Queen hielten am Samstag eine 15-minütige Totenwache am Sarg. Ausnahmsweise durfte Harry zu diesem Anlass auch eine militärische Uniform tragen. Obwohl der 38-Jährige in Afghanistan gedient hatte, bleibt ihm dies wegen seines Rückzugs aus dem Königshaus sonst eigentlich verwehrt.

Queen Elizabeth II. war am 8. September im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Ihr Sarg sollte noch bis zum frühen Montagmorgen in der Westminster Hall - dem ältesten Teil des britischen Parlaments - aufgebahrt bleiben.

Für ihre Beerdigung hatte die Monarchin nach Angaben des früheren Erzbischofs von York, John Sentamu, bestimmte Vorstellungen. „Die Königin will und wollte nicht das, was man lange, langweilige Gottesdienste nennt“, sagte er der BBC. Sie habe ihm das persönlich gesagt. Etwa 2000 Menschen sind zu dem Staatsakt geladen.

Auch der japanische Kaiser ist vor Ort

Zahlreiche Vertreter des europäischen Hochadels sind ebenso angekündigt wie Bundespräsident Steinmeier, US-Präsident Biden, der französische Präsident Emmanuel Macron, der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.

Ein Regierungsbeamter sagte der BBC, der Aufwand sei vergleichbar mit 100 Staatsbesuchen innerhalb weniger Tage. Mehrere Staaten, mit denen Großbritannien schlechte oder gar keine Beziehungen hat, haben keine Einladung erhalten. Am auffälligsten ist das Fehlen Russlands.

Als besondere Ehre hingegen gilt die Teilnahme des japanischen Kaisers Naruhito und seiner Gemahlin Kaiserin Masako. Japanische Monarchen nehmen traditionell eigentlich nicht an Bestattungen teil, weder im eigenen Land noch im Ausland.

Für Erstaunen sorgen dürfte aber, dass Naruhito wie die allermeisten Ehrengäste mit einem Bus zur Westminster Abbey reisen soll. Das soll helfen, ein Verkehrschaos zu vermeiden. Wie die BBC berichtete, soll es nur sehr wenige Ausnahmen geben, etwa für US-Präsident Biden oder den israelischen Staatschef Izchak Herzog.

Nach dem Gottesdienst in der berühmten Westminster Abbey am Montag findet die eigentliche Beisetzung nicht in London, sondern im westlich gelegenen Windsor statt, wohin der Sarg gefahren wird. Ihre Letzte Ruhestätte soll die Queen am Abend bei einer privaten Beisetzung in der St.-George-Kapelle auf Schloss Windsor erhalten - an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Ehemannes Prinz Philip.

Am Sonntagabend war für 20 Uhr (Ortszeit) eine nationale Schweigeminute angesetzt - ein letztes Innehalten der Untertanen für ihre Queen. In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft sagte Königsgemahlin Camilla: „Sie war immer Teil unseres Lebens.“ Sie selbst könne sich an niemand Anderen an der Spitze erinnern, erzählte Camilla - und würdigte die Ausstrahlung der Queen: „Ich werde mich immer an ihr Lächeln erinnern. Ihr Lächeln ist unvergesslich.“ (dpa)

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