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Ingo Bach

© Tagesspiegel/Nassim Rad

Die gute Nachricht: Navis helfen dabei, präziser und besser zu operieren

Die Wirbelsäule ist ein kompliziertes Gelände. Immer öfter bekommen Operateure deshalb die Unterstützung von Navigationsgeräten, um schnell den richtigen Weg zu finden.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Navigationsgeräte, die einem den Weg in einem komplizierten Gelände weisen, gibt es auch in der Chirurgie, vor allem in der Wirbelsäulenchirurgie. Denn das Rückgrat, das uns den aufrechten Gang ermöglicht, uns Beweglichkeit schenkt, durch das wichtigste Nervenstränge verlaufen, die Kernprozesse im Körper steuern ebenso wie die Extremitäten, bietet ein sehr kompliziertes und sehr individuelles Gelände für den Operateur. Beispielsweise wenn er dort Schrauben einsetzt, mit denen Wirbel verbunden – „versteift“ – werden, die wegen einer fast abgetragenen Bandscheibe schmerzhaft aufeinanderreiben.

Der Weg dorthin führt durch die Haut am Rücken, hinein in die Muskulatur, die die Wirbelsäule umgibt. Dort arbeitet sich der Chirurg vor in den Spinalkanal, in dem – umgeben von Hirnhaut – die Spinalnerven verlaufen. Er muss vorbei an den Knochenstrukturen, beachten, wo die Nerven aus dem Spinalkanal in den Körper austreten … So mancher erfahrene Chirurg findet sich dort auch ohne Navi zurecht. Aber mit läuft es besser und präziser.

Nun können wir Menschen eine OP an der Wirbelsäule anbieten, die zuvor als nicht operierbar galten.

Peter Vajkoczy, Wirbelsäulenchirurg

Wie funktioniert die Technik? Zunächst wird unter dem Computertomografen ein Bild der Wirbelsäule angefertigt, also quasi das Kartenmaterial, an der die Route vorab geplant werden kann. Während der „Fahrt“, also der OP, wird in Echtzeit ein 3D-Bild mit dem vorab erstellten CT-Bild zusammengefügt.

Die Navigation ist der große Durchbruch in der Wirbelsäulenchirurgie der letzten Jahre, sagt Peter Vajkoczy, Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Charité. „Nun können wir auch Menschen eine Operation an der Wirbelsäule anbieten, die zuvor als nicht operierbar galten: Patienten jenseits der 70 oder 80 zum Beispiel oder mit einer Osteoporose.“

Zunehmend wird die Navigationstechnik auch eingesetzt, um bösartige Tumoren an der Wirbelsäule zu operieren. Diese sind meist Metastasen einer bestehenden fortgeschrittenen Krebserkrankung, die bislang als schwer operierbar galten. Aber kann man sie operieren, bringt das den Betroffenen mehr Lebenszeit, mehr Lebensqualität.

Nicht überraschend also, dass die Navigationstechnik eines der großen Themen auf der Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft war, die am 10. Dezember in Berlin zu Ende geht. Immer mehr Wirbelsäulenchirurgen setzen auf die Technik, die zwar ihren Preis habe, wie Vajkoczy sagt. Aber dafür mehr Qualität in der Therapie biete.

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