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Kolumne – Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Nickerchen in entspannter Atmosphäre: Kann man in der Badewanne ertrinken?

Wer in der Badewanne einschläft, kann mit dem Kopf unter Wasser rutschen. Doch unser Körper verfügt über einen verblüffenden Schutzmechanismus.

Eine Kolumne von Thomas Goebel

Der Körper sinkt ins warme Wasser der Wanne, es plätschert sanft, die Muskeln entspannen sich nach einem anstrengenden Tag und langsam fallen einem die Augen zu. Wirklich gemütlich ist ein Schläfchen in der Badewanne trotz alledem wohl eher nicht – aber ist es vielleicht sogar gefährlich? Das hänge von mehreren Faktoren ab, sagt Claus-Martin Muth. Der Professor leitet die Notfallmedizin am Uniklinikum Ulm. Er ist Taucher und Experte für Tauchmedizin.

„Wenn ich in der Badewanne einnicke und der Muskeltonus nachlässt, kann es schon sein, dass ich mit dem Gesicht unter die Wasseroberfläche gerate – wenn dafür genug Wasser in der Wanne ist“, sagt er. Dann atme man eventuell auch etwas Wasser ein. Ein nüchterner, gesunder und erwachsener Mensch wache dadurch aber in aller Regel sofort wieder auf und huste das Wasser aus: „Dieser Husten ist ein Schutzreflex des Körpers“, sagt Muth. Die Gesundheitsgefahr sei überschaubar.

Dennoch könnten in Einzelfällen schon relativ kleine Mengen von Wasser Atemnot verursachen, nämlich wenn sie tief in die Atemwege eindringen. Mediziner sprächen auch in einem solchen, nicht-tödlichen Fall schon von Ertrinken; hier sei eine notärztliche Versorgung erforderlich, auch um spätere Folgen auszuschließen. „Wer ganz sicher gehen will, lässt nur wenig Wasser in die Wanne, sodass Mund und Nase frei bleiben“, sagt Muth.

Ein großes Risiko ist die Badewanne unterdessen für Babys und Kleinkinder, selbst wenn sie nicht einschlafen: Vor allem, wenn sie sich spontan auf den Bauch drehen, können sie mit dem Gesicht gefährlich unter Wasser geraten. Sie sollten daher nur unter Aufsicht baden.

Auch für gesunde Erwachsene wird das Nickerchen in der Wanne riskant, wenn sie zuvor mit elektrischen Geräten hantiert haben: „Das kann auch das Handy am Ladekabel sein“, sagt Muth. Fällt das dem Einschlafenden aus der Hand und verursacht einen Stromschlag, könne dieser zum Bewusstseinsverlust und der wiederum tatsächlich zum Ertrinken führen. „Und ganz kritisch wird es, wenn man in irgendeiner Weise Rausch- oder Beruhigungsmittel genommen hat“, sagt Muth, also etwa Schlaftabletten oder auch Alkohol: „Dann kann der Schlaf oder Rausch so tief sein, dass der Schutzreflex nicht mehr richtig funktioniert – und man nicht rechtzeitig aufwacht, wenn man Wasser einatmet.“

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