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Insgesamt wurde 2022 bei rund 110.000 jugendlichen Mädchen eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert.

© Foto: dpa/Fabian Sommer

Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen: Große Unterschiede zwischen Arm und Reich

Die Zahl der bei Mädchen diagnostizierten Depressionen bleibt weit höher als noch vor der Corona-Pandemie – aber nur in der Mittel- und Oberschicht. Experten warnen vor falschen Schlüssen.

Psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind im vergangenen Jahr auf einem hohen Niveau geblieben – wobei gut situierte Familien deutlich häufiger betroffen sind als solche aus sozial benachteiligten Schichten. Dies zeigt eine Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit unter ihren Versicherten.

Nach Anstiegen seit der Corona-Pandemie gab es 2022 im Vergleich zu 2021 zwar leichte Rückgänge bei den ambulanten und stationären Behandlungen. So erhielten 2022 elf Prozent weniger jugendliche Mädchen eine Neu-Diagnose in diesem Bereich als 2021. Bei Jungen gebe es einen Rückgang von fünf Prozent.

Immer noch mehr Diagnosen als vor der Pandemie

Trotzdem seien immer noch mehr Jugendliche betroffen als vor der Corona-Pandemie – insbesondere bei den Mädchen. Hier gab es 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ein Plus von sechs Prozent.

Insgesamt wurde 2022 bei rund 110.000 jugendlichen Mädchen eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert. Den Daten zufolge leiden jugendliche Mädchen am stärksten unter Depressionen, Angststörungen und Essstörungen.

Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien haben nicht die gleichen Behandlungschancen wie Gleichaltrige aus anderen sozialen Schichten.

Christoph Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité

Große Unterschiede gibt es dem Bericht nach zwischen Arm und Reich: Jugendliche Mädchen aus armen Haushalten würden seltener bei psychischen Erkrankungen behandelt als Mädchen aus reichen Haushalten.

So sank die Diagnose Depression bei sozial benachteiligten Mädchen 2022 nahezu wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Bei Mädchen aus der Mittel- und Oberschicht gab es hingegen ein Plus von 29 und 28 Prozent.

„Eine Vermutung ist, dass Jugendliche aus sozial schwächeren Milieus nicht grundsätzlich weniger psychisch krank sind. Sie suchen nur seltener eine Behandlung auf“, sagte Christoph Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité.

„Es besteht die Sorge, dass Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien nicht die gleichen Behandlungschancen haben wie Gleichaltrige aus anderen sozialen Schichten.“ (dpa)

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