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Kolumne – Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Schutz vor Zeckenbissen: Hilft es, vor einem Spaziergang viel Knoblauch zu essen?

Weil sich die Blutsauger vor allem am Geruch ihrer Opfer orientieren, könnte das Gewürz einen kleinen Schutzeffekt haben. Viel wichtiger aber ist eine Impfung gegen FSME.

Eine Kolumne von Thomas Goebel

Eigentlich ist nicht die Zecke das Problem, es sind die Krankheiten, die sie übertragen kann. Am wichtigsten sind die Borreliose, die durch eine Infektion mit Bakterien verursacht wird, und die Frühsommer-Meningoenzephalitis, auch FSME genannt. Dabei handelt es sich um eine Virusinfektion, die zu gefährlichen Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündungen führen kann.

Wichtig also, sich zu schützen – vielleicht mit Knoblauch, wie es ein weit verbreiteter Tipp empfiehlt? „Einen gewissen Effekt kann Knoblauch schon haben“, sagt Ute Mackenstedt, Professorin für Parasitologie an der Universität Hohenheim und Zeckenexpertin. „Aber ein sicherer Schutz ist es nicht.“

Die in Deutschland häufigste Zeckenart heißt Gemeiner Holzbock und ist blind. Will sie einen Menschen stechen, „muss sie ihn chemisch über Gerüche wahrnehmen“, sagt Mackenstedt. Das macht sie mit ihrem ersten Beinpaar – denn dort sitzt ein spezielles Sinnesorgan, Hallersches Organ genannt, mit dem sie sowohl ausgeatmetes Kohlendioxid als auch Hautgerüche wie Schweiß erkennen und sich in Richtung ihres Opfers orientieren kann.

Es sei bekannt, dass Zecken auf die Gerüche mancher Menschen stärker reagieren als auf die anderer, erklärt die Expertin. Esse man viel Knoblauch, könnte das einen vielleicht kurzzeitig unattraktiver machen. Wirkungsvoller seien aber sogenannte Repellentien, also Insektenschutzmittel, außerdem seien beim Spaziergang durchs hohe Gras lange Kleidung und über die Hose gezogene Socken zu empfehlen. „Und man sollte sich danach auf jeden Fall absuchen.“

Gegen die eher seltene, aber besonders risikoreiche Infektion mit einem FSME-Virus gibt es außerdem eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission zumindest für die Risikogebiete vor allem in Süddeutschland empfohlen wird. Der Schutz vor den kleinen Spinnentieren sei heute übrigens noch wichtiger als früher, sagt Mackenstedt: „Wir sollten uns daran gewöhnen, dass Zecken inzwischen das ganze Jahr über aktiv sind.“ Das liege am Klimawandel, der noch weitere Folgen hat: So seien in den vergangenen Jahren so genannte Hyalomma-Zecken in Deutschland beobachtet worden. Sie stammen aus wärmeren Gegenden, wurden wohl von Zugvögeln mitgebracht – und sie lauern und warten nicht nur wie der Gemeine Holzbock, sondern sind sogenannte Jagdzecken. Mit Augen.

Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf der Kolumnenseite.

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