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Ein Pfleger hält im Alten-und Pflegeheim Joachim-Neander-Haus der Diakonie in Düsseldorf die Hand einer Bewohnerin (Archivfoto vom 13.11.2007). Foto: Oliver Berg (c) dpa - Bildfunk

© dpa/Oliver Berg/Bearbeitung: Tagesspiegel

„Ich möchte in Würde sterben“: Das hält die Tagesspiegel-Community von aktiver Sterbehilfe

Der Bundestag könnte noch 2024 eine Neuregelung zur umstrittenen Sterbehilfereform verabschieden. Die meisten Tagesspiegel-Leser finden die politische Diskussion jedoch anmaßend.

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In Deutschland wird seit Jahren um ein Gesetz zur assistierten Sterbehilfe gerungen. Diese ist seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020 erlaubt. Aktive Sterbehilfe hingegen ist noch verboten.

Im Sommer 2023 konnte sich der Bundestag nicht auf eine Regelung einigen. Jetzt soll es wohl einen neuen Anlauf geben, wie der Tagesspiegel aus Koalitionskreisen erfuhr. Verschiedene Politikergruppen arbeiten an neuen Gesetzesentwürfen.

Grüne und FDP wollen vor allem den Graubereich, in welchem momentan die assistierte Sterbehilfe stattfindet, stärker kontrollieren.

Die Unionsparteien hingegen treten weiterhin für ein Verbot von Sterbehilfe ein. Aber auch Gruppierungen innerhalb der SPD vertreten konservative Positionen. 

Welche Risiken birgt aktive Sterbehilfe? Wie weit darf sich Politik in dieses ethische Dilemma einmischen? Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl an Kommentaren aus der Tagesspiegel-Community.


Vernunft
Es ist nur noch als infam und widerlich zu bezeichnen, wie die verantwortliche Politik mit den leidenden Menschen umgeht. Nach dem Urteil des BVerfG hätte die Politik längst dafür sorgen können und müssen, dass Ärzte und Apotheken für Patienten aktiv werden könnten, ohne rechtliche Nachteile zu befürchten.

Eine Schande, dass Abgeordnete und Minister untätig bleiben oder sogar noch versuchen, hilfreiche Änderungen zu verzögern, zu erschweren oder zu verhindern.


OAP
Es gibt keine Pflicht zu Leben. Ich möchte sterben wie ich gelebt habe, selbstbestimmt und nur mir selbst verpflichtet. Niemals möchte ich auf Gedeih und Verderb Dritten ausgeliefert sein.


miobe
Die Aussicht, in Alter und Krankheit zum Arzt meines Vertrauens sagen zu können, „ich will nicht mehr“..... hat etwas ungemein tröstliches! Und es ist eine Frage von Würde, selbst bestimmen zu können, wann das Leben nur noch Last bedeutet und ein Ende Erleichterung ist.


KriSys
Ich habe im beruflichem Zusammenhang so oft erlebt, dass an Depression erkrankte Menschen eine vollständige Aussichtslosigkeit ihres unerträglichen inneren Zustands erlebten - und dieses Erleben nach Ende der depressiven Episode „einfach weg“ war und sie wieder einen Sinn und Freude am Leben finden konnten.

Und das gilt auch bei schwersten oder langdauernden Verläufen, und auch bei rezidivierenden Depressionen. Was, wenn diese Menschen Suizidbeihilfe in Anspruch genommen hätten ? Einfach, weil ihnen dies als scheinbarer Ausweg zur Verfügung gestanden hätte ?

Soll es künftig keinen Schutz mehr für solche Menschen geben, deren Wunsch zu sterben typischerweise Bestandteil ihrer Erkrankung ist, und nicht aus ihrer freien Entscheidung kommt?


Taleke
Ich möchte, wenn die Zeit gekommen ist in Würde sterben, ohne Schmerzen und solange ich es entscheiden kann, selbstbestimmt. Kein Politiker darf über das Leben und Sterben eines Menschen entscheiden.

Meine Angehörigen sollen, wenn ich selber nicht mehr in der Lage bin, auf meine jetzt schon geäußerte Bitte, die Maschinen, die mein Leben künstlich verlängern, abstellen lassen. So wird es auch in meiner Patientenverfügung stehen, die ich demnächst in Angriff nehmen werde.

Warum darf die Politik entscheiden was gut für mich ist? Das muss ich alleine entscheiden können oder, wie oben beschrieben, meine Angehörigen. Und wenn die Medizin nicht mehr helfen kann, was spricht gegen einen würdevollen Tod?


Frank57
Es gibt meines Wissens einfach leider Erkrankungen, die z.B. schmerztherapeutisch nicht oder kaum zu behandeln sind. Allein aus diesem Grund sollte es rechtlich den selbstgewählten Tod geben dürfen.

Auch wenn mir selbst totale geistige Umnachtung droht, könnte ich für mich persönlich unter Umständen den Freitod akzeptieren. Anderseits muss man aber auch von depressiven Episoden vor sich selbst gesetzlich geschützt sein können. Alles regelbar.


Polakowski
Weil sich Politiker sich nicht damit zufrieden geben, uns bis ins Kleinste vorschreiben zu wollen, wie wir zu Leben haben. Nein, sie müssen uns auch bis ins Kleinste vorschreiben, wie wir zu Sterben haben. Eine grobe und gewaltige Selbstüberschätzung.



happyrocker
Die Politik knickt immer noch vor den religiösen Vorstellungen der christlichen Parteien ein, nach denen nur „Gott“ über Leben und Tod „entscheiden“ darf. Angesichts von unter 50% Christen in der Gesellschaft eine absolute Unverschämtheit. Wer einmal einen leidenden, schwerkranken Angehörigen ohne Perspektive auf Besserung hatte, weiß, wovon ich rede.


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