zum Hauptinhalt
Start einer Iskander-Rakete auf einem Bild des russischen Verteidigungsministeriums.

© dpa/AP/Defense Ministry Press Service/Archiv

Aufregung in den USA: Russland arbeitet offenbar an Atomwaffen fürs All

Ein US-Kongressabgeordneter tritt mit einem Statement Spekulationen über eine Bedrohung der Sicherheit los. Kurz darauf melden US-Medien, es gehe um neue Pläne Moskaus.

US-Geheimdienste haben Medienberichten zufolge Informationen über neue nukleare Ambitionen Russlands im Weltall zusammengetragen.

Mehrere US-Medien, darunter die „New York Times“ und die Sender ABC und Fox News berichteten am Mittwochabend (Ortszeit) übereinstimmend, es gehe dabei um neue Erkenntnisse über russische nukleare Fähigkeiten, die sich gegen Satelliten im All richten und so eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Sicherheit darstellen könnten.

Die „New York Times“ schrieb, die USA hätten den Kongress und Verbündete in Europa über die Pläne Moskaus informiert. Solche neuen nuklearen Fähigkeiten Russlands seien noch in der Entwicklung und bislang nicht zum Einsatz gekommen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Eine akute Gefahr bestehe daher nicht. Fox News berichtete, mit einem Einsatz nuklearer Systeme gegen Satelliten ließe sich möglicherweise militärische Kommunikation und Aufklärung der USA ausschalten. Es gab zunächst keinerlei offizielle Bestätigung für die Berichte.

Pistorius liegen keine Informationen vor

Verteidigungsminister Boris Pistorius liegen bislang keine Erkenntnisse darüber vor, dass Russland möglicherweise atomare Anti-Satelliten-Waffen im Weltraum stationieren will. „Diese Meldungen sind meines Wissens sehr, sehr neu, jedenfalls für mich“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag am Rande eines Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel. Man werde sich darüber mit den Partnern unterhalten.

Pistorius warnte davor, übereilte Antworten zu geben oder zu glauben, welche zu haben. „Das müssen wir abwägen. Wir müssen die technischen Fragen klären und dann sehen, was daraus folgert“, sagte der Minister.

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps sagte in Brüssel, er wolle nicht direkt auf mögliche neue Erkenntnisse in dem Bereich eingehen. Er sagte lediglich allgemein, man wisse, dass Gegner immer nach neuen Wegen der Kriegsführung suchen würden. Man müsse bereit für Herausforderungen im Weltraum und im Cyberbereich sein. Der kanadische Verteidigungsminister Bill Blair nannte die Berichte besorgniserregend.

Ein Parlamentarier schürt wilde Vermutungen

Zuvor hatte ein Abgeordneter aus dem US-Kongress auf ungewöhnliche Weise Spekulationen über eine mögliche Bedrohung für die Vereinigten Staaten losgetreten. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Turner, veröffentlichte am Mittwoch eine Stellungnahme und teilte mit, sein Ausschuss habe allen Mitgliedern des Kongresses „Informationen über eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit zur Verfügung gestellt“.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Er fordere US-Präsident Joe Biden auf, alle Informationen zu dieser Bedrohung freizugeben, damit der Kongress, die Regierung und die Verbündeten offen über Gegenmaßnahmen diskutieren könnten, schrieb er weiter. Der Republikaner führte nicht aus, um welche Art von Bedrohung es sich handele, und bereitete mit der kryptischen Nachricht den Boden für allerlei Spekulationen. Die Medienberichte zu Russland folgten kurze Zeit später.

Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan bestätigte bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus - nach der Veröffentlichung von Turners Statement und vor der Veröffentlichung der Medienberichte - auf Nachfragen lediglich, dass er für Donnerstag eine Unterrichtung der sogenannten „Gang of Eight“ angesetzt habe.

Beschwichtigungsversuche aus dem Parlament

Der „Gang of Eight“ gehören hochrangige Kongressabgeordnete beider Parteien an, die vom Präsidenten über Aktivitäten des Geheimdienstes und verdeckte Operationen unterrichtet werden können. Er sei etwas überrascht, dass sich Turner vor dem Treffen öffentlich zu dem Thema geäußert habe, sagte Sullivan. Auf mehrere Nachfragen, um welche Art der Bedrohung es sich handele, ging er nicht ein.

Mehrere Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus, die in Geheimdienstinformationen dieser Art eingeweiht werden, bemühten sich, der allgemeinen Aufregung nach Turners Statement entgegenzuwirken. Sie betonten - ohne näher auf Inhalte einzugehen, es handele sich zwar um eine ernste Angelegenheit, aber keineswegs um eine akute Krise.

Auch der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, versicherte: „Es besteht kein Grund zur öffentlichen Beunruhigung.“ Andere Parlamentarier kritisierten Turners ungewöhnliche Stellungnahme scharf und stellten seine Eignung als Chef des Geheimdienstausschusses infrage.

Russland spricht von einem Trick

Russland hat inzwischen auf die Berichte reagiert und weist diese als „bösartige Fälschung“ und als Trick zurück. Dies sei eindeutig ein Versuch der US-Regierung, den Kongress zur Genehmigung von mehr Geld für die Ukraine und zur Bekämpfung Russlands zu bewegen, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

Er wolle sich nicht weiter zu den Berichten darüber äußern, bis die US-Regierung Einzelheiten bekanntgegeben habe. „Wir werden sehen, welche Tricks das Weiße Haus anwenden wird“, fügte Peskow hinzu. Vize-Außenminister Sergej Rjabkow, zuständig für Fragen der - weitgehend ausgesetzten - Rüstungskontrolle, warf den USA laut der russischen Nachrichtenagentur Tass eine „bösartige Fälschung“ vor. (dpa/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false