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 Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung in Australien hatten gegen die Änderung der 122 Jahre alten Verfassung gestimmt.

© AFP/David Gray

Update

Gescheitertes Referendum: Indigene in Australien rufen zu einer Woche des Schweigens auf

Die Ureinwohner in Australien sollten per Volksabstimmung mehr Einfluss in der Politik bekommen. Das „Nein“ der Mehrheit ist ein Rückschlag für die Aussöhnungsbemühungen.

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Nach dem „Nein“ der Australier im Referendum über die Anerkennung der indigenen Völker des Landes in der Verfassung, haben die indigenen Anführer zu einer Woche des Schweigens aufgerufen. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung hatten gegen die Änderung der 122 Jahre alten Verfassung gestimmt, die die Aborigines und die Völker der Inseln in der Torresstraße anerkannt und ihnen ermöglicht hätte, ein Gremium zu bilden, das die Regierung in Fragen berät, die sie betreffen.

„Das ist bittere Ironie, dass Menschen, die erst seit 235 Jahren auf diesem Kontinent leben, sich weigern, diejenigen anzuerkennen, deren Heimat dieses Land seit mehr als 60.000 Jahren ist“, schrieben Vertreter der Indigenen in den sozialen Medien.

Wir wissen nun, wo wir in unserem eigenen Land stehen.

Erklärung von Vertretern der Indigenen

Millionen von Australiern hätten die Chance verpasst, für die Kolonialvergangenheit und die „brutale Enteignung“ der indigenen Australier Sühne zu leisten. „Wir wissen nun, wo wir in unserem eigenen Land stehen“, erklärten sie. „Jetzt ist die Zeit, zu schweigen, zu trauern und die Konsequenzen dieses Ergebnisses zu bedenken“, schrieben die Organisationen 

Australiens Premier Albanese reagiert enttäuscht

Der Ausgang des Referendums, das von der Regierung von Ministerpräsident Anthony Albanese auf den Weg gebracht worden war, wird als Rückschlag für die Aussöhnungsbemühungen Australiens mit der indigenen Gemeinschaft gesehen und auch als Imageschaden in Bezug auf den Umgang mit den First Nation Peoples, deren Anteil an der Bevölkerung 3,8 Prozent beträgt.

Albanese reagierte enttäuscht und rief zugleich alle Bürger zur „Versöhnung“ auf. Albanese hatte vorab einen emotionalen Appell an die Bürger gerichtet und sie aufgefordert, in dem Referendum einen Fehler der Geschichte zu korrigieren.

Die Ablehnung der Reform bezeichnete Albanese als „große Last“, die für die indigene Bevölkerung „schwer zu ertragen“ sei. Die Australier müssten nun im „Geist der Einheit und der Heilung“ zusammenfinden, warb Albanese.

Die Ministerin für Indigene, Linda Burney, die als erste Aborigine-Frau in das australische Abgeordnetenhaus eingezogen war, sprach von einem „Tag der Traurigkeit“. Der Leiter der Kampagne für die Reform, Dean Parkin, erklärte, es sei „ein schwieriges Ergebnis“ und seine Mitstreiter und er würden auf ihr Anliegen „zurückkommen“.

Oppositionsführer Peter Dutton sagte, Australien habe das Referendum nicht gebraucht, es habe nur dazu geführt, die Nation zu spalten. Die Befürworter hatten dagegen gehofft, eine neue Ära für die indigene Bevölkerung in Australien einleiten zu können.

Der Indigenen-Führer Thomas Mayo forderte Konsequenzen für spalterische und irreführende Äußerungen der Reformgegner. „Diese Unehrlichkeit sollte in unserer Demokratie vom australischen Volk nicht vergessen werden“, erklärte er.

Im traditionell von Indigenen bewohnten Stadtteil Redfern in Sydney trafen sich Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft und entzündeten in einer traditionellen Räucherzeremonie für Heilung und Reinigung Eukalyptusblätter. Als „entmutigend“ und „herzzerreißend“ beschrieb Teilnehmer Shane Sturgiss die Abstimmung.

Es sei aber eine „Verschwendung von Emotionen, deswegen wütend zu sein“. Es sei nur „ein weiterer Abschnitt in der Geschichte Australiens“, in denen die Indigenen ihre „gebrochenen, zerrütteten Herzen aufheben und weitermachen“ müssten. (Reuters, AFP, dpa)

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