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Pro-Palästinensische Demonstranten werden bei ihrem lautstarken Protest beim Besuch von Bundespräsident Steinmeier und dem Oberbürgermeister von Istanbul, Imamoglu, im Bahnhof Istanbul Sirkeci von Sicherheitskräften weggedrängt.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

„Mörder Deutschland“: Pro-Palästinensische Proteste bei Ankunft von Steinmeier in Istanbul

Der Bundespräsident ist zu seinem ersten Besuch in der Türkei seit seinem Amtsantritt eingetroffen. Am Istanbuler Bahnhof kam es zu Protesten, Sicherheitskräfte mussten einschreiten.

Bei seinem Besuch in Istanbul ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag von lautstarkem Protest propalästinensischer Demonstranten empfangen worden.

Rund 50 Menschen skandierten auf türkisch Parolen wie „Mörder Deutschland“ und „Genozidunterstützer“, als Steinmeier einen Rundgang am historischen Istanbuler Bahnhof Sirekci unternehmen wollte. Die Demonstranten hatten sich an einem gegenüberliegenden Bahnsteig versammelt, wie ein AFP-Reporter berichtete.


Auf einem ihrer Plakate war ein Steinmeier-Foto neben Bildern von Adolf Hitler und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu sehen. Eine Kundgebungsteilnehmerin skandierte „Freies Palästina“.

Sicherheitskräfte schritten ein, es kam zu einzelnen Rangeleien mit Demonstranten. Der Protest hielt einige Minuten an, er verlief friedlich. Steinmeier und Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu setzten den Rundgang trotz der Proteste fort.

Frank-Walter Steinmeier (r) geht zusammen mit Ekrem Imamoglu (M), Oberbürgermeister von Istanbul, und dem Historiker Ilber Ortayli (l) zum Museum im Bahnhof Istanbul Sirkeci.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Die starke Unterstützung Deutschlands für Israel stößt in der türkischen Öffentlichkeit auf großen Unmut. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas. Erst am Wochenende hatte Erdogan den Hamas-Auslandschef Ismail Hanija betont herzlich empfangen. Die EU betrachtet die Hamas hingegen als Terrororganisation.

Steinmeier würdigt Beitrag türkischer Migranten in Deutschland

Zum Auftakt seines Besuchs in der Türkei hatte Frank-Walter Steinmeier den Beitrag türkischer Migrantinnen und Migranten zur Entwicklung der Bundesrepublik gewürdigt. „Sie haben unser Land mit aufgebaut, sie haben es stark gemacht und sie gehören ins Herz unserer Gesellschaft“, sagte Steinmeier. Am Istanbuler Bahnhof Sirekci sind seit 1961 hunderttausende Türkinnen und Türken als so genannte Gastarbeiter nach Deutschland aufgebrochen.

Deutschland sei zu einem „Land mit Migrationshintergrund“ geworden, sagte Steinmeier. „Dieser Bahnhof steht für die enge Verbindung zwischen unseren beiden Ländern.“ Er fügte hinzu: „Wenn wir in Deutschland in einem Monat den 75. Geburtstag unserer Bundesrepublik feiern, dann tun wir das in dem Bewusstsein, dass die Millionen Geschichten türkisch-deutscher Einwanderer Teil unserer Geschichte sind.“

Frank-Walter Steinmeier und Ekrem Imamoglu posieren für Fotos.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Tolga Uluturk

Steinmeier verwies auf die engen Bande zwischen den Gesellschaften in Deutschland und der Türkei. „Es sind diese besonderen und intensiven Beziehungen, die heute Distanzen und auch manche Differenz überbrücken“, sagte er.

Sie haben unser Land mit aufgebaut, sie haben es stark gemacht und sie gehören ins Herz unserer Gesellschaft.

Frank-Walter Steinmeier über türkische Migranten in Deutschland

In dem historischen Bahnhofsgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert kam der Bundespräsident mit Menschen zu einem Meinungsaustausch zusammen, die eine deutsch-türkische Migrationsgeschichte haben.

Steinmeier war am Mittag zu seinem ersten Türkei-Besuch seit Amtsantritt als Bundespräsident 2017 in Istanbul eingetroffen. Sein erster Gesprächspartner dort war Bürgermeister Ekrem Imamoglu, der einer der populärsten Oppositionspolitiker in der Türkei ist. Viele regierungskritische Türken sehen in Imamoglu einen Hoffnungsträger - und einen möglichen künftigen Präsidenten.

Ein Treffen Steinmeiers mit Staatschef Recep Tayyip Erdogan ist erst zum Abschluss der Reise am Mittwoch in Ankara vorgesehen. Die bilateralen Beziehungen auf Regierungsebene sind seit Jahren schwierig. Deutschland sieht Defizite bei Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten in der Türkei. Auf derartige Kritik aus Deutschland reagierte Präsident Erdogan in den vergangenen Jahren regelmäßig mit unverhohlener Verärgerung. (AFP)

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