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Die Führung der Ukraine wirft Russland massivem „Terror“ gegen die Zivilbevölkerung vor.

© AFP/Ukrainian Emergency Service

Update

30 Tote durch russischen Beschuss: Ukrainischer Verteidigungsminister spricht von „schwerstem Luftangriff dieses Krieges“

Zum Jahresende startet Russland massivste Angriffswellen, auch gegen zivile Ziele. Bilder zeigen große Verwüstung. Kremlchef Putin wird „Terror“ und „Völkermord“ vorgeworfen.

| Update:

Die Zahl der Todesopfer bei einer massiven russischen Angriffswelle auf die Ukraine ist auf mindestens 30 gestiegen. Mehr als 160 Menschen wurden bei den Angriffen am Freitagmorgen verletzt, wie Innenminister Igor Klymenko im Onlinedienst Telegram mitteilte.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren es die „massivsten Luftangriff“ auf die Ukraine. Die ukrainische Führung sprach von „Terror“ gegen die Zivilbevölkerung. Auch Verteidigungsminister Rustem Umerow sprach vom „schwersten Luftangriff dieses Kriegs“. 

Tote gab es demnach in Dnipro, Charkiw, Saporischschja, Odessa, Lwiw (Lemberg) und der Hauptstadt Kiew. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte Russland 158 Raketen und Kampfdrohnen gegen das Land ab. Es gab Luftalarm im gesamten Land.

Hasserfüllte Welle von Angriffen auf Wohngebiete der Ukraine.

Denise Brown, humanitäre UN-Koordinatorin für die Ukraine

Die bis dahin höchste offiziell gemeldete Zahl russischer Raketen, die an einem Tag auf die Ukraine abgefeuert worden waren, lag bei mehr als 90. Die Flugabwehr habe diesmal mehr als 70 Prozent der russischen Angriffe abfangen können, sagte Saluschnyj.

Moskau spricht von Angriff auf militärische Ziele

Die Schläge erfolgten demnach in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen und unter Einsatz strategischer Bomber. Verletzte durch Beschuss gab es aber auch in der westukrainischen Stadt Chmelnyzkyj und in der nahe zur russischen Grenze gelegenen Kleinstadt Konotop im Gebiet Sumy. In mehreren Gebieten des Landes kam es zu Stromausfällen. In der Metro in Kiew suchten viele Menschen Schutz vor den Angriffen.

Das Verteidigungsministerium in Moskau kommentierte den Angriff nur am Rande und sprach von einem „massierten Schlag mit Hochpräzisionswaffen und Drohnen“. Dieser sei gegen militärische Ziele wie Rüstungsbetriebe, Militärflughäfen und Waffendepots geführt worden. „Alle anvisierten Objekte wurden getroffen“, betonte das Ministerium dabei.

Die Luftschläge gelten als gezielter Versuch der russischen Militärführung, den Widerstand der Ukrainer gegen die vom russischen Machthaber Wladimir Putin befohlene Invasion zu brechen. Immer wieder werden viele Zivilisten Opfer der russischen Angriffe. Auch am Freitag standen viele Wohnhäuser sowie zivile Gebäude in Flammen. Es gab Bilder der Verwüstung. In Kiew mussten laut Bürgermeister Vitali Klitschko Verletzte aus den Trümmern eines getroffenen Gebäudes gezogen werden.

Bei der heftigsten russischen Angriffswelle der vergangenen Monate gab es viele Opfer.
Bei der heftigsten russischen Angriffswelle der vergangenen Monate gab es viele Opfer.

© Reuters/stringer

„Heute hat Russland mit fast allem geschossen, was es in seinem Arsenal hat – mit Kinschal, S-300, Marschflugkörpern, Drohnen. Strategische Bomber haben Ch-101/Ch-505 (russische Marschflugkörper) abgefeuert“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er sprach von großen Schäden im zivilen Bereich, eine Entbindungsstation, Bildungseinrichtungen, ein Einkaufszentrum und viele private Wohnhäuser seien getroffen worden, teilte er mit.

Die Aussagen unterlegte Selenskyj mit einem Video, das unter anderem ein völlig zerstörtes Einkaufszentrum zeigte. Der 45-Jährige sprach von einem terroristischen Akt, versicherte aber zugleich, dass die Ukraine darauf antworten werde. Russland werde seinen Angriffskrieg verlieren; und die Ukraine werde alles dafür tun, ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. 

Das ukrainische Außenministerium sprach angesichts der vielen zivilen Opfer von einem „Genozid“ und forderte die internationale Gemeinschaft zu einer Reaktion auf. Das Gerede über Kriegsmüdigkeit und einen möglichen Waffenstillstand, über den vorübergehenden Verzicht auf Gebiete (durch die Ukraine) sowie über Verhandlungen werde Russland nicht stoppen, heißt es in der Erklärung.

Der britische Premierminister Rishi Sunak verurteilte die heftigen russischen Luftangriffe und machte Putin direkt verantwortlich. „Diese umfassenden Attacken auf ukrainische Städte zeigen, dass Putin vor nichts zurückschrecken wird, um sein Ziel zu erreichen, Freiheit und Demokratie auszurotten“, schrieb Sunak beim Onlinedienst X (früher Twitter). „Wir werden ihn nicht gewinnen lassen. Wir müssen weiterhin an der Seite der Ukraine stehen – so lange es nötig ist.“ 

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Der ins Ausland geflüchtete Kremlgegner Leonid Wolkow warf dem russischen Präsidenten „Sadismus“ und „Wahnsinn“ vor. „Putin hat die massivste Terrorattacke auf die ukrainischen Städte verübt“, teilte der Vertraute des inhaftierten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny mit. Zum Jahresende solle das der ganzen Welt zu denken geben, „wie wenig sie 2023 getan hat, um einen der schrecklichsten und blutrünstigsten Irren des 21. Jahrhunderts zu stoppen“

Die humanitäre UN-Koordinatorin für die Ukraine, Denise Brown, sprach von einer „hasserfüllten Welle von Angriffen auf Wohngebiete der Ukraine“.

Die Angriffe seien ein „weiteres inakzeptables Beispiel für die schreckliche Realität“, mit der das ukrainische Volk konfrontiert sei, und die das Jahr 2023 „zu einem weiteren Jahr enormen Leids gemacht“ habe, erklärte Brown auf X.  Die Ukraine wehrt seit mehr als 22 Monaten eine russische Invasion ab. (dpa)

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