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Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson (links) und Nato-Unterhändler Oscar Stenström bei einer Pressekonferenz in Stockholm.

© Reuters/ Fredrik Sandberg

Nato-Veto der Türkei: Schweden bereitet sich auf finnischen Alleingang vor

Schwedens Regierungschef stellt seine Landsleute auf einen verzögerten Nato-Beitritt ein. Wegen der türkischen Blockadehaltung werde Finnland wohl vor Schweden ratifiziert werden.

Sie wollten „Hand in Hand“ gehen, nun gehen sie doch getrennt: Schweden wird Regierungschef Ulf Kristersson zufolge voraussichtlich später als Finnland der Nato beitreten. Es sei nicht mehr auszuschließen, dass beide Länder zu unterschiedlichen Zeitpunkten Mitglied des Militärbündnisses werden, sagte er am Dienstagmorgen auf einer Pressekonferenz in Stockholm.

Die Wahrscheinlichkeit dafür „ist in den vergangenen Wochen gestiegen“, so Kristersson. Über einen alleinigen Nato-Beitritt Finnlands wird seit Wochen spekuliert, nun äußerte sich Schwedens Regierungschef erstmals in dieser Deutlichkeit über eine solche Möglichkeit.

Durch eine verzögerte Nato-Mitgliedschaft steige zugleich das Risiko russischer Einflussnahme im Land, warnte Kristersson. Auf diesen Umstand müsse er „das schwedische Volk nun vorbereiten“. Vergangenen Donnerstag wurden die trilateralen Beitrittsgespräche zwischen der Türkei und den beiden nordischen Ländern in Brüssel nach Wochen der Funkstille wieder aufgenommen.

Risiko russischer Einflussnahme steigt

Ankara betonte nach den jüngsten Verhandlungen abermals, dass Finnland sämtliche Bedingungen für einen Beitritt erfüllt habe – Schweden aber weiter Nachholbedarf hätte.

Zwar würde ein gemeinsamer Beitritt die Verteidigungsplanung erleichtern, doch auch ein vorzeitiger Beitritt Finnlands stärkt Kristersson zufolge Schwedens Sicherheit. Noch vor Kurzem hieß es dagegen aus Stockholm, dass ein finnischer Alleingang sowohl die Beitrittsverhandlungen als auch die Sicherheitslage für Schweden erschweren würde.

Indes bleibt unklar, wann Schweden mit einem Nato-Beitritt rechnen kann. Darüber will Kristersson „nicht spekulieren“. Er hoffe aber weiterhin, zum Nato-Gipfel im Juli als vollständiges Mitglied nach Vilnius fahren zu können. Am Mittwoch reist Kristersson erstmals als schwedischer Regierungschef nach Berlin, auch dort soll es um die stockenden Beitrittsverhandlungen gehen.

Finnland und Schweden gaben infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ihre jahrzehntelange Bündnisfreiheit auf und beantragten im Mai vergangenen Jahres gemeinsam den Nato-Beitritt. Den Weg wollte man stets „Hand in Hand“ gehen, sagten sie damals.

Doch die frostigen Beziehungen zwischen Ankara und Stockholm verhinderten einen schnellen Ratifizierungsprozess. Präsident Recep Tayyip Erdoğan verlangt von Schweden unter anderem eine härtere Gangart gegen angebliche kurdische Terroristen.

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